Mobile Saftpresse

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
Landwirtschaft
Kulinarik
Vermarktung und Vertrieb
Lebensmittelverarbeitung
Nachhaltige Landschaftspflege
Wertschöpfung
Kurze Versorgungsketten
Naturschutz
LEADER

Projektregion
Burgenland

Lokale Aktionsgruppe
LAG südburgenland plus

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
06/23-12/24

Projektkosten gesamt
150844,88 €

Fördersumme aus LE 14-20
116699,52 €

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Verein Wieseninitiative

Kurzbeschreibung

Die Wieseninitiative engagiert sich seit Jahren dafür, die Bevölkerung zur stärkeren Nutzung ihrer Streuobstbestände – überwiegend Äpfel – zu motivieren. Bisher ist das Saftpressen nur in der Lohnpresse Trummer in Stegersbach oder an wenigen Presstagen mit der mobilen Presse Oberascher möglich. Beide Angebote stoßen jedoch an ihre Grenzen: Die Anfahrt nach Stegersbach ist für viele zu weit, die mobile Presse ist ausgelastet. Mit dem Ankauf einer eigenen mobilen Obstpresse wird ein niederschwelliger, regionaler Zugang geschaffen. Kleine Mengen können in kurzer Entfernung verarbeitet werden, was die Nutzung des eigenen Obstes attraktiv macht.
Ziel des Projekts ist es, die Wertschätzung und Nutzung von Streuobstwiesen zu fördern, deren Erhalt langfristig zu sichern und den Verwertungsgrad des Obstes nachhaltig zu steigern.

Ausgangssituation

Obstbäume und Streuobstwiesen sind ein wichtiger Bestandteil des süd- und mittelburgenländischen Landschaftsbildes. Alte charaktervolle Bäume prägen unsere Kulturlandschaft merkbar, und stellen einen wichtigen Teil des ökologischen Gleichgewichtes dar. Aufgrund ihrer Eigenschaften weisen Streuobstwiesen eine Vielzahl an Strukturen auf und sind wertvolle Lebensräume für (oft geschützte) Tiere und Pflanzen. Diese Flächen können aber langfristig nur bestehen bleiben und auch gepflegt werden, wenn die Besitzer und Besitzerinnen auch Nutzen daraus ziehen können. Das Pressen von Saft ist eine gute Möglichkeit, das Obst, für das nur ein geringer Verkaufspreis verlangt werden kann, zu verwerten. Die mobile Saftpresse wird von Ende August bis Anfang November im Einsatz sein, was den Vorteil bietet, dass auch frühe und späte Apfelsorten gepresst werden können.
Die mobile Saftpresse ist ein zentraler Bestandteil des neu geschaffenen, in Österreich einzigartigen Streuobstkompetenzzentrums Burgauberg-Neudauberg. Dieses Zentrum widmet sich den aktuellen Herausforderungen im Streuobstbau, fördert praxisorientierte Forschung und setzt wichtige Impulse für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung unserer Kulturlandschaft. Mit der mobilen Saftpresse wird ein niederschwelliger Zugang zur Obstverwertung geschaffen – besonders für Besitzer kleiner Streuobstflächen. Sie ermöglicht das Pressen von eigenem Obst direkt vor Ort und leistet damit einen aktiven Beitrag zur Steigerung des Verwertungsgrades von regionalem Streuobst. Gleichzeitig fördert sie das Bewusstsein für die Bedeutung lokaler Lebensmittelproduktion und stärkt das Interesse an naturnahen Lebensräumen. Das Streuobstkompetenzzentrum versteht sich nicht nur als Anlaufstelle für Fachleute, sondern als offener Ort der Begegnung, Bildung und Begeisterung.
Mit einem abwechslungsreichen Veranstaltungs- und Weiterbildungsprogramm für alle Altersgruppen bringt es Wissen, Tradition und Innovation zusammen – von der richtigen Baumpflege über Sortenkunde bis hin zur sensorischen Verkostung von sortenreinen Apfelsäften. Durch die Verbindung von Forschung, Praxis und Bewusstseinsbildung schafft das Streuobstkompetenzzentrum mit der mobilen Obstpresse ein zukunftsweisendes Modell zur regionalen Wertschöpfung und zum Schutz unserer biologischen Vielfalt.

Ziele und Zielgruppen

Durch den Ankauf einer eigenen mobilen Obstpresse wird eine flexible, regionale Lösung geschaffen, mit der auch kleinere Mengen nahe am Ernteort verarbeitet werden können. Das macht die Nutzung des eigenen Obstes wieder attraktiv, stärkt die regionale Wertschöpfung und gibt den Streuobstwiesen wieder Sinn – ein zentraler Beitrag zum Erhalt dieser ökologisch wertvollen Kulturlandschaft. Das Projekt fördert außerdem das Bewusstsein für regionale Lebensmittel (zum Beispiel Schul-, Gemeinde- oder Naturparksaft) und ökologische Zusammenhänge. In Zusammenarbeit mit dem Streuobst-Kompetenz-Zentrum Burgauberg werden zudem Probe- und sortenreine Chargen gepresst, um Regionalsorten zu testen oder seltene Reifezeiten zu berücksichtigen. So entsteht eine innovative Verbindung aus praktischer Nutzung, Bildung und Naturschutz. Zielgruppen: Bevölkerung Streuobstwiesenbesitzer und Streuobstwiesenbesitzerinnen Gemeinden Bildungseinrichtungen/ Schulen

Projektumsetzung und Maßnahmen

Ankauf einer mobilen Saftpresse,  die Ausarbeitung und Etablierung einer Route bzw. Routine, Erstellung eines Anmeldesystems, Öffentlichkeitsarbeit zur Bekanntmachung und Bewusstseinsbildung.

Ergebnisse und Wirkungen

Das Projekt trägt wesentlich zur Steigerung des Verwertungsgrades von Streuobst bei, da die mobile Obstpresse eine einfache und wohnortnahe Verarbeitung selbst kleiner Mengen ermöglicht. Dadurch wird deutlich weniger Obst ungenutzt entsorgt oder dem natürlichen Verfall überlassen. In der Folge erhalten Streuobstwiesen wieder eine konkrete Nutzungsperspektive, was ihre Pflege und ihren langfristigen Erhalt fördert. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für den Wert regionaler Lebensmittel und ökologischer Zusammenhänge. Besonders durch Formate wie „Schulsaft“, „Gemeindesaft“ oder „Naturparksaft“ wird Regionalität für die Bevölkerung unmittelbar erlebbar gemacht.

In Zusammenarbeit mit dem Streuobst-Kompetenz-Zentrum Burgauberg entsteht zusätzlich ein breites Bildungsangebot, das von Baumpflegekursen bis hin zu Verkostungen und Sortenbestimmungen reicht. Schulen, Gemeinden und Vereine werden aktiv eingebunden, wodurch Wissen praxisnah vermittelt und die Bedeutung der Streuobstkultur bewusst gemacht wird. Die Möglichkeit, sortenreine oder außerhalb der regulären Erntezeiten reifende Äpfel zu verarbeiten, eröffnet neue Chancen für die Produktentwicklung und die regionale Direktvermarktung. Dadurch werden regionale Kreisläufe gestärkt und neue Wertschöpfungspotenziale geschaffen. Nicht zuletzt führt das Projekt auch zu einer sozialen Belebung: Gemeinsame Ernte- und Pressaktionen bringen Menschen zusammen, fördern den Austausch zwischen Generationen und stärken die Identifikation mit der eigenen Region.

Erfahrung

Die Umsetzung des Projekts hat gezeigt, wie groß das Interesse und der Bedarf an niederschwelligen Angeboten zur Obstverwertung tatsächlich ist. Viele Streuobstwiesenbesitzer und Streuobstwiesenbesitzerinnen, die in der Vergangenheit ihr Obst aus Mangel an Verarbeitungsmöglichkeiten nicht nutzten, haben sich durch das mobile Pressangebot erstmals wieder aktiv eingebracht. Die Möglichkeit, kleinere Mengen direkt vor Ort zu verarbeiten, wurde von Beginn an sehr gut angenommen. Die Projektarbeit zur „Mobilen Obstpresse“ war für dasTeam eine intensive, praxisnahe und sehr bereichernde Erfahrung. Im Zentrum stand nicht nur die technische Umsetzung einer funktionalen mobilen Presse, sondern vor allem das übergeordnete Ziel, einen Beitrag zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung der wertvollen Streuobstwiesen in der Region zu leisten.