Frauen und Partizipation im Südburgenland

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
Chancengleichheit
Frauen
LEADER
Wissenstransfer

Projektregion
Burgenland

Lokale Aktionsgruppe
LAG südburgenland plus

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
11/22-12/24 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
90.697,60€

Fördersumme aus LE 14-20
81.627,84€

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
FH Burgenland

Kurzbeschreibung

„Gehen die Frauen, stirbt das Land“ (Weber Gerlind) – ein Satz, der auch auf das Südburgenland zutrifft. Dies zeigen nicht nur Forschungsergebnisse, sondern auch die Erfahrungen von Frauen, Mädchen, Expertinnen und Beraterinnen, mit denen das Team der FH Burgenland und Forschung Burgenland seit Jahren arbeitet.
Nicht immer steht das Weggehen im Vordergrund – oft ist es der fehlende Zugang zu Teilhabe und Mitgestaltung, der Frauen entfremdet. Das Verlassen der Region ist meist ein letzter, drastischer Schritt. Dem möchte das Projekt entgegenwirken – gestützt auf Strategien wie die Frauenstrategie Burgenland, den Frauenbericht sowie die Lokale Entwicklungsstrategie, die den Befund mit aktuellen Daten untermauern.

Ausgangssituation

„Gehen die Frauen, stirbt das Land!“ – dieses Zitat von Gerlind Weber beschreibt eindrücklich eine Problematik, die sich auch im Südburgenland beobachten lässt. Nicht nur wissenschaftliche Studien, sondern auch die Erfahrungen von Frauen und Mädchen sowie von Expertinnen und Beraterinnen, mit denen das Team der FH Burgenland und der Forschung Burgenland seit Jahren arbeitet, bestätigen diese Entwicklung. Dabei geht es nicht nur um die Abwanderung selbst, sondern vor allem um fehlende Teilhabe und Mitgestaltungsmöglichkeiten, die langfristig zur Entfremdung vom Lebensraum führen. Das Verlassen der eigenen Region ist häufig der letzte, schwerwiegende Schritt. Zahlreiche statistische Daten – etwa aus dem burgenländischen Frauenbericht 2021 – belegen die unzureichende politische und gesellschaftliche Beteiligung von Frauen.

So lag der Anteil von Bürgermeisterinnen im Burgenland 2021 bei lediglich 7 % (Südburgenland: 6 %), verglichen mit 9,5 % in Gesamtösterreich – alle weit von einer gleichberechtigten Repräsentanz entfernt. Auch in Interessensvertretungen, wie etwa der Arbeiterkammer Burgenland, sind Frauen mit nur 25 % in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert. In Vereinen und bei Veranstaltungen wird die Lebensrealität von Frauen häufig nicht mitgedacht. Als Ursachen werden unter anderem mangelnde Kinderbetreuung, fehlende Zugangsmöglichkeiten sowie ein geringes Vertrauen in die eigenen Kompetenzen genannt. Die Erste Burgenländische Frauenstrategie hebt hervor, dass das Thema Teilhabe eng mit weiteren Gleichstellungsaspekten verknüpft ist. Rollenbilder und gesellschaftliche Vorstellungen von weiblicher Beteiligung sind vielfach noch traditionell geprägt. Auch für neu zugezogene Frauen gestaltet sich der Zugang zu sozialen, politischen und beruflichen Netzwerken oft schwieriger als für Männer. Im Südburgenland zeigen sich folgende Herausforderungen besonders deutlich: Frauen mit jungen Kindern und Betreuungspflichten haben wenig Möglichkeiten zur Mitwirkung. Traditionelle Rollenbilder stehen modernen Familien- und Lebensformen entgegen.

Lange Pendelwege, unflexible Kinderbetreuungszeiten sowie fehlende Pflegeangebote erschweren die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Frauen werden bei regionalen Maßnahmen zur Arbeitsmarkt- oder gesellschaftlichen Teilhabe oft unzureichend angesprochen. Neu zugezogene Frauen finden kaum Anschluss an das soziale, politische oder berufliche Leben. Frauen ab 60 haben eingeschränkten Zugang zu Austauschmöglichkeiten, Bewegungs- und Gesundheitsangeboten. Unternehmerinnen fehlt es an geeigneten Vernetzungsräumen und Informationen über bestehende Strukturen. Leerstände und mangelnde Coworking-Angebote erschweren unternehmerisches Engagement. Es mangelt an offenen, niederschwelligen Begegnungsorten für Frauen und Mädchen. Stereotype Vorstellungen von Zuständigkeiten wirken sich hemmend auf Beteiligung und Mitgestaltung aus. Erkenntnisse aus bisherigen Projekten und Workshops – wie Frauen(AR)MUT Burgenland, Kinder(AR)MUT Burgenland, der Frauenbericht 2021 sowie begleitende qualitative und quantitative Studien – bestätigen: Es besteht ein klarer, regionsspezifischer Handlungsbedarf, um Frauen im Südburgenland umfassend zu stärken, ihre Teilhabe zu verbessern und damit die Zukunftsfähigkeit der Region zu sichern.

Ziele und Zielgruppen

  • neue (zugezogene) Frauen im Südburgenland,
  • junge Frauen,
  • Frauen 60plus,
  • Frauen als Unternehmerinnen
  • Frauen, denen Orte zum Treffen und Austausch fehlen,
  • Frauennetzwerke,
  • aktive Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.


Projektumsetzung und Maßnahmen

Qualitative Auswertung vorhandener Konzepte und Studien. Stakeholderanalyse & Sichtbarmachung von Wissensträger und Wissensträgerinnen. Auswahl der räumlichen Einheiten und konkrete raum- und regionalplanerische Analyse. Konzepterstellung für die Umsetzung der acht Beteiligungsformate.
An 8 verschiedenen Orten zu 8 verschiedenen Themen werden die Beteiligungsformate getestet. Diese können kleine Formate wie Befragungs-Workshops, aber auch Design Thinking Workshops, Pattern Mining Gruppen, Sozialraumanalysen, planerische Spaziergänge, kreative Formate (wie Fotowettbewerbe) oder kooperative Workshops mit Bildungseinrichtungen, Runde Tische, Zukunfts-Workshops, Crowd Mapping, Dialogveranstaltungen, oder bereits in der Region erprobte Formate (wie Kindergemeinderat, Familientage etc.) sein. Begleitende Evaluierung aufsetzen, durchführen und auswerten. Auswertung auf den Ebenen der regionalen, strukturellen und politischen Strukturen durchführen, um daraus gezielte Empfehlungen ableiten zu können.
Entwicklung des Leitfadens/Handbuchs für Partizipation, Beteiligung und Teilhabe von Frauen im Südburgenland Gestaltung, Lektorat, Layout und Druck des Handbuchs. Durchführung von 5 Vernetzungsworkshops. Ausbildung der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu regionalen Botschafterinnen und Botschaftern für mehr Teilhabe von Frauen in der Region. Einrichtung eines Steering Boards & 8 Sitzungen mit dem Steering Board. Vorbereitung, Gestaltung und Durchführung von 3 Pressekonferenzen.

Ergebnisse und Wirkungen

Als Ergebnis wird nach dem Projektzeitraum ein Handbuch mit der Methodensammlung „Modelle der Beteiligung von Frauen und Mädchen im Südburgenland“ vorliegen, das die Modelle übersichtlich und praktisch vorstellt, Vor- und Nachteile verdeutlicht und auch zeigt, wie Themen, Methoden und Räume gezielt gewählt werden, um Teilhabe gelingen zu lassen. Durch die intensive Netzwerkarbeit bei der Durchführung des Projektvorhabens und die Auswahl und Schulung von 25 Botschafterinnen werden Multiplikatorinnen aus diesem hervorgehen.
Ein mögliches Folgeprojekt könnte die Entwicklung von Schulungsunterlagen und Kursformaten für die „Teilhabe von Frauen und Mädchen im Südburgenland“ sein, die aufbauend auf die Methodensammlung entwickelt werden können.

Erfahrung

Das interdisziplinäre Team der FH Burgenland und Forschung Burgenland  verfügt über langjährige Erfahrung in der Konzeption, Durchführung und Evaluierung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit Fokus auf Gleichstellung, regionale Entwicklung sowie partizipative Prozesse. In zahlreichen Projekten – darunter Frauen(AR)MUT Burgenland, Kinder(AR)MUT Burgenland, der Frauenbericht Burgenland 2021 und vielfältige regionale Beteiligungsformate – konnten umfangreiche Kompetenzen in der qualitativen und quantitativen Sozialforschung, der zielgruppenorientierten Kommunikation sowie der Entwicklung innovativer Maßnahmen zur Förderung von Teilhabe aufgebaut werden. Die enge Zusammenarbeit mit regionalen Akteurinnen und Akteuren, Gemeinden, Bildungseinrichtungen, Interessensvertretungen und insbesondere mit Frauen in unterschiedlichsten Lebenssituationen bildet die Grundlage für eine bedarfsorientierte und praxisnahe Projektumsetzung.
Dabei wird besonderer Wert auf eine inklusive, ressourcenschonende und nachhaltige Herangehensweise gelegt, die sowohl wissenschaftlichen Ansprüchen als auch den Bedürfnissen der Region gerecht wird. Im Rahmen des vorliegenden Projekts kann auf ein erprobtes Netzwerk, bewährte partizipative Methoden und fundiertes Wissen über geschlechtsspezifische Herausforderungen im Südburgenland zurückgegriffen werden. Ziel ist es, gemeinsam mit den betroffenen Frauen sowie regionalen Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen konkrete Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die langfristige Impulse für Teilhabe, Sichtbarkeit und Mitgestaltung setzen.