Land:Raum Co-Working im Südburgenland

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
Betriebswirtschaft
KMUs, Gewerbe & Wirtschaft
Gemeindeentwicklung
Standortentwicklung
Innovation

Projektregion
Burgenland

Lokale Aktionsgruppe
LAG südburgenland plus

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
06/22-12/23 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
123.291,00€

Fördersumme aus LE 14-20
98.632,80€

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Gemeinde Burgauberg-Neudauberg

Kurzbeschreibung

Die Gemeinde Burgauberg-Neudauberg errichtet einen Co-Working Space, um Abwanderung, Fachkräftemangel und sinkender Standortattraktivität entgegenzuwirken. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhalten wohnortnahe Arbeitsplätze, Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer leistbare Infrastruktur und Austauschmöglichkeiten. Der Ortskern gewinnt durch neue Treffpunkte an Leben. Der Co-Working Space bietet moderne Büroplätze, Raum für Begegnung und Impulse für eine unternehmerfreundliche Region. Eine Gastgeberin oder ein Gastgeber sorgt für Belebung durch Veranstaltungen und Netzwerke. So entsteht ein Ort für Arbeit, Innovation und Gemeinschaft – ein Modellprojekt für den ländlichen Raum.

Ausgangssituation

Die Gemeinde Burgauberg-Neudauberg hat beschlossen, der für das Südburgenland symptomatischen Situation – geprägt von der Abwanderung junger und gut ausgebildeter Frauen und Männer sowie einem allgemeinen Bevölkerungsrückgang – mit gebündelten Maßnahmen entgegenzuwirken.

Ziel ist es, gezielt Pullfaktoren zu schaffen, um die Lebens- und Standortqualität zu erhöhen. Eine zentrale Maßnahme dabei ist die Errichtung eines Co-Working Spaces – ein Konzept, das sich in anderen ländlichen Regionen Österreichs und international bereits bewährt hat. Dem Vorhaben liegen vier wesentliche Bedarfe zugrunde:
  1. Bedarf an geeigneten Arbeitsplätzen für Homeoffice: Spätestens seit der COVID-19-Pandemie ist Homeoffice eine alltagstaugliche Alternative zur klassischen Büroarbeit geworden. In vielen Fällen wird es nicht nur von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gewünscht, sondern aktiv von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern eingefordert. Dafür braucht es entsprechende Arbeitsmöglichkeiten – gerade im ländlichen Raum. Abtrennbare Büroräumlichkeiten sind besonders in Familienhaushalten selten. Oft wird der Esstisch zur multifunktionalen Fläche für Hausaufgaben, Arbeitsaufträge und Mahlzeiten. Besonders betroffen sind Frauen, Menschen mit geringem Einkommen sowie Jugendliche.
  2. Pendelverhalten und regionale Infrastruktur: Im Südburgenland ist die Anzahl der Pendlerinnen und Pendler mit Homeoffice-tauglichen Berufen hoch. Viele Menschen müssen oder wollen nicht mehr täglich zu ihrem Arbeitsplatz in der Stadt fahren. Ein professionell ausgestatteter Co-Working Space ermöglicht die wohnortnahe Erledigung beruflicher Aufgaben. Das reduziert Verkehrsaufkommen und CO₂-Ausstoß, spart Zeit und steigert die Lebensqualität.
  3. Unterstützung von Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern: Gerade Gründerinnen und Gründer verfügen oft nicht über die finanziellen Mittel, eigene Büroräumlichkeiten zu mieten. Gleichzeitig ist die Gründungsdynamik im Südburgenland vergleichsweise gering. Es braucht neue Impulse für eine unternehmerfreundliche Umgebung. Der geplante Co-Working Space bietet moderne Infrastruktur und steht für eine offene Arbeitskultur. Unternehmerinnen und Unternehmer teilen sich nicht nur Räume, sondern profitieren vom fachlichen Austausch, diskutieren Geschäftsideen und bauen wertvolle Netzwerke auf.
  4. Stärkung des Ortskerns und sozialer Treffpunkt: Viele Ortskerne verlieren an Attraktivität und Frequenz. Treffpunkte in kleineren Gemeinden verschwinden zunehmend. Zwar ist Raum am Land nicht knapp, doch fehlt es an lebendigen Zentren, in denen Gemeinschaft und Begegnung möglich sind. Der Co-Working Space wird als Ort der Arbeit, Innovation und Interaktion konzipiert – generationsübergreifend und offen für die Bevölkerung. Fazit: Der Bedarf an wohnortnahen, flexiblen Arbeitsplätzen ist im Zuge der Digitalisierung und der Pandemie stark gestiegen.

Das Konzept „Dorfbüro“ erfüllt mehr als nur die Funktion eines Arbeitsplatzes: Es wird ein Ort der Kommunikation und Zusammenarbeit geschaffen, der die Dorfgemeinschaft stärkt und soziale Impulse setzt. Co-Working ist ein zukunftsweisendes Modell und in vielen nationalen Strategien – etwa Smart Village, FTI-Strategie, Baukultur oder dem Green Deal – als Maßnahme zur Stärkung des ländlichen Raums verankert. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Gastgeberin oder der Gastgeber: Diese Person betreut die Nutzerinnen und Nutzer, organisiert Veranstaltungen, Netzwerktreffen und Weiterbildungen. So werden bestehende Unternehmerinnen und Unternehmer unterstützt und neue, unternehmerisch denkende Menschen für die Region gewonnen – oder sogar zurückgeholt. Ein gut durchdachtes und lebendig geführtes Dorfbüro kann in fast jeder Gemeinde funktionieren.

Das Projekt Burgauberg-Neudauberg hat daher Pilotcharakter und soll als Modell für weitere Gemeinden im Südburgenland dienen. So wird die Region als zukunftsfähiger, familienfreundlicher und unternehmerorientierter Wohnstandort positioniert – und die Chancen der Digitalisierung auch im ländlichen Raum optimal genutzt.


Ziele und Zielgruppen

Ziel ist die Schaffung eines Co-Working Spaces mit 20 Arbeitsplätzen im Zentrum der Gemeinde Burgauberg-Neudauberg. Durch die Nutzung dieses zukunftsweisenden Trends sollen folgende Ziele erreicht werden: Die Attraktivität der Region wird gesteigert und die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig gefördert. Modelle der neuen Arbeitswelt werden übernommen, wodurch aktiv dem Brain Drain entgegengewirkt wird. Das wirtschaftliche und kreative Potenzial der Einwohnerinnen und Einwohner wird gebündelt und gezielt gestärkt. Durch die Schaffung wohnortnaher Arbeitsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe zu Kinderbetreuungseinrichtungen wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Mütter und Väter verbessert.

Die Zusammenarbeit von Unternehmerinnen und Unternehmern wird intensiviert. Bestehende, etablierte Betriebe in der Region werden gestärkt, gleichzeitig werden junge, innovative und unternehmerisch denkende Frauen und Männer in die Region geholt bzw. an diese gebunden. Bestehende Kleinunternehmen sowie Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer erhalten mit dem Co-Working Space einen zentral gelegenen, modernen und gut ausgestatteten Unternehmensstandort. Besonders geeignete und engagierte Frauen und Männer übernehmen als sogenannte „Kümmerinnen“ beziehungsweise „Kümmerer“ zentrale Aufgaben im Bereich der Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit und der organisatorischen sowie betrieblichen Aufrechterhaltung dieser innovativen Gemeinschaft.

Ein partizipativ entwickeltes und nachhaltiges Betriebskonzept wurde erarbeitet und stellt einen reibungslosen Betrieb auch über die Laufzeit des Förderprojekts hinaus sicher. Als modellhaftes Vorhaben für das gesamte Südburgenland wird das Projekt – durch einen begleitenden Prozess in den Bereichen Planung, Information, Koordination, Vernetzung und Service – beispielgebend für weitere potenzielle Umsetzungen in der Region. LAND:RAUM ist ein nachhaltiges Projekt, das als „Work in Progress“ auch nach dem Projektende durch die engagierten Kümmerinnen und Kümmerer weitergeführt und von der Gemeinde aktiv getragen wird. Zielgruppe: Eltern und insbesondere Frauen, die im HomeOffice arbeiten und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf wollen.
Personen aus dem Südburgenland die im privaten Raum keine entsprechenden Möglichkeiten für Home Office haben und deshalb solche „Schreibtische“ nachfragen. Gründer und Grünerinnen und EPUs die gerne in einem Netzwerk arbeiten oder leistbare Büroräumlichkeiten brauchen. Potentielle Gründerinnen und Gründer, die auf der Suche nach Netzwerken und Räumlichkeiten sind. Schülerinnen und Schüler und Studierende, die in Zukunft die Arbeitswelt ganz wesentlich prägen und entsprechende Ansprüche eine moderne neue Arbeitswelt mitbringen. 

Projektumsetzung und Maßnahmen

Maßnahmen im Rahmen des Projekts: Im Zuge des Projekts soll ein moderner Co-Working Space im Dachgeschoss des neu errichteten Gemeindeamtes Burgauberg-Neudauberg realisiert werden. Der zentral gelegene Raum bietet ideale Voraussetzungen: eine hochwertige technische Infrastruktur mit leistungsfähigem Internetanschluss, eine gute Erreichbarkeit und Sichtbarkeit sowie eine attraktive Umgebung. Besonders hervorzuheben ist die unmittelbare Nähe zu Kinderkrippe, Kindergarten und Volksschule, was den Standort für berufstätige Mütter und Väter besonders attraktiv macht. Dadurch entsteht ein bedeutendes Potenzial zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Das Projekt gliedert sich in zwei zentrale Maßnahmenpakete

1. Ausstattung und Gestaltung des Co-Working Spaces Es erfolgt die Entwicklung, Errichtung und Ausstattung eines offenen Arbeitsraumes mit Basisinfrastruktur für bis zu 20 Arbeitsplätze. Dazu zählen: Arbeitsplätze mit ergonomischer Möblierung im Stil eines dynamischen Kreativraums, hochwertige technische Infrastruktur (zum Beispiel leistungsstarker Internetanschluss, Drucker, Präsentationstechnik) Gemeinschaftsküche und sanitäre Einrichtungen, ein Besprechungsraum für vertrauliche Gespräche oder Teammeetings
Die räumliche Gestaltung folgt modernen Konzepten „Neuer Arbeitswelten“ und setzt bewusst auf Offenheit und Austausch. Es werden gezielt Möglichkeiten der Kooperation und des Netzwerkens geschaffen. Geplant ist eine flexible Nutzung des Co-Working Spaces an sieben Tagen pro Woche, rund um die Uhr. Die durchschnittliche Auslastung wird bei etwa zwölf Personen erwartet. Auf Basis der gewonnenen Erfahrungen wird ein detailliertes, auf das Südburgenland abgestimmtes Betriebskonzept entwickelt.

2. Projekt- und Prozessbegleitung zur Belebung des Co-Working Spaces
Ein Raum allein erfüllt noch keine Funktion – er muss mit Leben gefüllt werden. Dafür braucht es eine gezielte Ansprache der potenziellen Nutzerinnen und Nutzer sowie eine professionell aufbereitete Kommunikation nach außen. Im Mittelpunkt dieses Arbeitspaketes stehen: Die Erstellung eines nachhaltigen und regionalspezifischen Betriebskonzepts, das auf die Gegebenheiten und Bedürfnisse der Menschen im Südburgenland zugeschnitten ist (im Unterschied zu Großstädten wie Wien oder Graz oder ländlichen Regionen wie dem Wald- oder Mühlviertel) Entwicklung und Umsetzung einer Kommunikationsstrategie inklusive Corporate Identity und Website, Organisation von Informationsveranstaltungen, Netzwerkformaten und Community-Aufbau Identifikation und Einbindung engagierter Personen (Kümmerinnen und Kümmerer), die langfristig den Betrieb unterstützen und koordinieren .
Dieses Maßnahmenpaket bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Etablierung des Co-Working Spaces in Burgauberg-Neudauberg – und dient zugleich als Pilotprojekt für mögliche weitere Standorte im gesamten Südburgenland.


Ergebnisse und Wirkungen

Im Südburgenland besteht bisher kein CoWorking Space. Im gesamten Burgenland sind nach einer Internetrecherche vier CoWorking Spaces zu finden, jedoch keiner mit dem klaren Ziel den Wirtschaftsstandort Südburgenland zu verbessern. Im Rahmen des Projekts entsteht ein Labor für kreative Lösungskompetenz für regionale Problemstellungen von Abwanderung, Überalterung, Familie und Arbeit. Die Wirkung solcher Räume auf ländliche Regionen ist unumstritten, die Herausforderung besteht darin, das Konzept auch mit Leben zu füllen.

Erfahrung

Die Entwicklung des Co-Working Spaces in Burgauberg-Neudauberg hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig ein sensibler, regional angepasster Zugang bei Innovationsprojekten im ländlichen Raum ist. Eine zentrale Erkenntnis war, dass erfolgreiche Co-Working-Konzepte nicht einfach von urbanen Räumen übernommen werden können – sie müssen gemeinsam mit den Menschen vor Ort entwickelt und an ihre Lebensrealitäten angepasst werden.

Besonders bedeutsam war die enge Zusammenarbeit mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinde. Durch diesen partizipativen Prozess konnten sowohl funktionale Anforderungen als auch emotionale und soziale Bedürfnisse berücksichtigt werden. Ein weiterer wesentlicher Erfahrungswert war die Relevanz professioneller Kommunikation und klarer Rollenverteilung: Nur durch gezielte Ansprache der Zielgruppen, das frühzeitige Einbinden von sogenannten „Kümmerinnen“ und „Kümmerern“ sowie durch eine begleitende Prozessmoderation konnte ein tragfähiges Betriebskonzept entstehen.

Das Projekt hat verdeutlicht, wie viel Potenzial in ländlichen Regionen steckt – wenn moderne Infrastruktur mit einem Gemeinschaftsgeist verbunden wird. Der Co-Working Space ist nicht nur ein Ort zum Arbeiten, sondern ein neuer sozialer Mittelpunkt im Ort, der den Zusammenhalt stärkt, kreative Kräfte bündelt und jungen wie etablierten Unternehmerinnen und Unternehmern neue Perspektiven bietet.