WIEVIEL IST GENUG? Modellhafte Entwicklung der Tourismusregion Heutal

Themenbereich
Klimaschutz und Klimawandel

Untergliederung
Wald
Vermarktung und Vertrieb
Tourismus
Umweltschutz
Naturschutz
Klimawandelanpassung
Gesundheit

Projektregion
Salzburg

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
1.1.2024-31.12.2024

Projektkosten gesamt
232.330,00€

Fördersumme aus LE 14-20
80.388,50€

Massnahme
Basisdienstleistungen und Dorferneuerung in ländlichen Gebieten

Teilmassnahme
7.5 Förderung für Investitionen zur öffentlichen Verwendung in Freizeitinfrastruktur, Fremdenverkehrsinformation und kleinen touristischen Infrastrukturen

Vorhabensart
7.5.1. a) Investitionen in kleine touristische Infrastruktur - BMWFW

Projektträger
Verein Ionica Mobility

Kurzbeschreibung

Die Natursportregion Heutal wird als erste Bergsportregion Österreichs die Entwicklung des Ganzjahrestourismus an das regenerative Potential (vorhandene Ökosystemleistungen) des Projektgebietes anpassen. Die Vision einer Balance zwischen touristischem Nutzen, Wertschöpfung und ökologischer Regeneration kann durch die Erhebung des regenerativen Potentials mit Hilfe einer Modellrechnung verwirklicht werden, die nur auf öffentlich verfügbare Daten zurückgreift und außerdem, das Wohlergehen der Bewohner der Projektregion berücksichtigt. 
Das Ergebnis der Modellrechnung ist die Feststellung der ökologisch verträglichen Anzahl zusätzlicher, touristischer Einheiten (TE) nach der Entwicklung neuer touristischer Angebote im Projektgebiet. Die Anzahl der verträglichen TE kann in weiterer Folger der Anzahl der notwendigen TE gegenübergestellt werden. Auf Basis dieser Modellrechnung werden touristische Produkte und deren ökologisch verträgliche Auslastung definiert.

Ausgangssituation

Das Heutal ist ein Hochplateau im Gemeindegebiet von Unken, auf 1000 m Seehöhe gelegen und eine wahre Perle für sanften Tourismus. Durch seine gute und unkomplizierte Erreichbarkeit ist das Heutal seit mehr als 50 Jahren ein sehr beliebtes Ausflugsziel und ein Paradies für Natur- und sportliebende Einheimische und Gäste. Für das angrenzende Bayern ist das Heutal ebenfalls ein Geheimtipp für Ausflüge, zum Skifahren, Langlaufen, Biken und Wandern. Um den Fortbestand zu sichern, wurden die Heutal Lifte 2021 von Sebastian Vitzthum übernommen. Nach nun 3 Wintern mit Corona, Schneemangel und die daraus resultierende schlechte Auslastung sieht man, dass unter diesen Voraussetzungen eine wirtschaftliche Weiterführung nicht möglich ist.
Nun wurde ein Gesamtkonzept für eine Ganzjahresdestination erarbeitet, das einerseits in der Lage ist, eine zufriedenstellende Wertschöpfung in der Region zu gewährleisten und andererseits die natürlichen Ressourcen zu berücksichtigen.

Ziele und Zielgruppen

Soziale Verpflichtung
Immer mehr Menschen suchen Möglichkeiten abseits des Massentourismus. „Bewegung“ an der frischen Luft ist zeitgeistig, modern und wird in allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen immer wichtiger. Das Heutal bietet neben einem sehr interessanten Einzugsgebiet, die perfekte Infrastruktur für Kinder mit Familien und begeisterten Natur Sportlern. Wir sehen uns in der Verantwortung für die einheimische Jugend, aber auch für alle Kinder im nahen Einzugsgebiet, Möglichkeiten für eine sportliche Ausbildung und Bewegung in der freien Natur, ohne viele Barrieren zu schaffen. Sebastian Vitzthum hat selbst Kinder und weiß um die Bedürfnisse von Kindern, Familien und Trainingsgruppen und die Schwierigkeiten geeignete Regionen zu finden.

Öffentliches Interesse
Das Heutal hat nicht nur touristische Relevanz. Für die Bürger:innen der Gemeinde Unken ist das Heutal ein Naherholungsgebiet, wo Schulen, Vereine und Eltern auf dem kürzesten Weg in ein kleines naherholungs- und Skigebiet kommen, um vielleicht auch mal am Nachmittag nach der Schule für zwei Stunden ihre Schwünge ziehen können und wo keine Gefahren durch überfüllte Pisten lauern und wo Kinder durch die Massen an Skifahrern nicht verloren gehen.

Wirtschaftsmotor in der Gemeinde
Durch das Heutal hat der Tourismus und dadurch auch die verschiedenen Handwerksbetriebe einen enormen Aufschwung erfahren. Auch heute noch ist das Heutal für Gastronomie und Dienstleister:innen in der Region und somit für die Gemeinde von enormer Bedeutung. Einer eingehenden Sinus-Milieustudie zur Folge, können passend für die Dimensionen Natursport, Bergerlebnis, Natur, ökologische Wertevorstellungen und Konsumverhalten folgende Zielgruppen identifiziert werden:
Die Sinus-Milieus dienen einer differenzierten Beschreibung von Kund:innen- und Käufer:innengruppen, der gezielten Positionierung von Produkten und Dienstleistungen, der Definition von Marktsegmenten neuer Produkte und Relaunches, dem Aufspüren von Marktnischen, der effizienten Ansprache von Käuferpotenzialen und nicht zuletzt der Früherkennung und Lokalisierung von neuen Motivationen und Verfassungen.

Kernzielgruppen sind
  1. Postmateriell-Kritische
  2. Expeditive Individualist:innen
  3. Neo-Ökos
  4. Performer:innen
  5. Pragmatiker:innen

Das Heutal kann für diese Zielgruppen folgende Bedürfnisse erfüllen: Erlebnis im alpinem Naturraum, Sportliche Aktivität und Bewegung, Edutainment und Bewusstseinsbildung, „Bigger than Life“ Erlebnisse und persönliche Herausforderungen.


Projektumsetzung und Maßnahmen

LEITPROJEKT HEUTALER ZEITREISE
Zur Sicherstellung einer konstanten Auslastung der Seilbahn ist eine Besucherattraktion im Almgebiet der Wildalm zu schaffen. Die Heutaler Zeitreise auf ca. 1250 m Seehöhe über dem Heutal auf der Wildalm besteht aus ca. 9 Stationen, die Zeitkapseln genannt werden sollen, Jede Zeitkapsel ermöglicht einen Blick in die Vergangenheit oder Zukunft der Heutaler Umgebung. Beim Durchwandern der Zeitreise auf der Wildalm durch die beeindruckende Landschaft der Heutaler Bergwelt, treffen die Besucher:innen auf die Zeitkapseln. Die Zeitkapseln sind mobile Gebäudeeinheiten mit außen sichtbaren Fenstern. Beim Betreten der Zeitkapsel durchschreitet man ein „Zeitportal“ und anstatt von innen nach außen durch die Fenster zu blicken, werden die Fenster von großen Screens verdeckt, die die Berglandschaft wiedergeben, allerdings in einer völlig anderen Zeit. Auf den Screen werden Kurzfilme gezeigt, die das jeweilige Thema filmisch aufgreifen. Jede Zeitkapsel ist somit ein Visuelles-Sounderlebnis. Beim Durchwandern der Zeitreise auf der Wildalm durch die beeindruckende Landschaft der Heutaler Bergwelt, treffen die Besucher:innen auf die Zeitkapseln. Die Zeitkapseln sind mobile Gebäudeeinheiten mit außen sichtbaren Fenstern. Beim Betreten der Zeitkapsel durchschreitet man ein „Zeitportal“ und anstatt von innen nach außen durch die Fenster zu blicken, werden die Fenster von großen Screens verdeckt, die die Berglandschaft wiedergeben, allerdings in einer völlig anderen Zeit. Auf den Screens werden Kurzfilme gezeigt, die das jeweilige Thema filmisch aufgreifen.
Jede Zeitkapsel ist somit ein Visuelles-Sounderlebnis.

PRODUKT BIKE TRAIL
Dem aktuellen Trend folgend werden alle Trails naturnahe und ohne größerer bauliche Eingriffe in die Wald- und Naturflächen durchgeführt: Stark wachsender Besuchermagnet, Wenig Angebote in dem großen Einzugsgebiet, Einzige/r Anbieter:in im 3LFA-Verbund, Zusatzangebot für Salzburger-Saalachtalcard, Naturnahe Trails sind sehr gefragt

Ein naturnaher Bike-Trail folgt dem natürlichen Geländeverlauf und beinhaltet daher automatisch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Ein Eingriff in den Streckenverlauf mit Hilfe von Erdbewegungen und künstlichen Bauwerken ist weitestgehend zu vermeiden. Die Auswahl des Bike – Terrains ist daher von entscheidender Bedeutung, weil die Geländeformationen und die Vegetation unverändert bleiben sollen. Das Heutal bietet für diese Art der Bike-Trails ideale Voraussetzungen. Diese Art des „Bikens“ erfährt zunehmend Beliebtheit bei den anzusprechenden Zielgruppen und passt perfekt zum Markenkern der Region.

PRODUKT WANDERN
Das Projektgebiet ist ein beliebtes Wandergebiet und kann mit einer Vielzahl an noch unbeschriebenen Routen und Wegen aufwarten. Gerade deswegen werden diese Wege oft „wild“ begangen und die bestehenden Naturschutz-Auflagen missachtet. Es ist daher notwendig, die aktive und passive Besucherlenkung zu verbessern. Das Heutal mit seinen zahlreichen Möglichkeiten für Tageswanderungen entspricht den aktuellen Wünschen der Wanderer laut einer Befragung (berzeit). Die Positionierung für den Wandergast erfolgt daher in erster Linie auf Tageswanderungen und Halbtageswanderungen. Wobei das Angebot so gestaltet werden soll, dass der Nächtigungsgast neben einer Wanderung auch ein zusätzliches Aktivitätsprogramm pro Aufenthaltstag durchführen kann. Für den Tagesgast sollen die Wanderungen so gestaltet werden, dass eine Wertschöpfung über das Gastronomische Angebot erfolgen kann.
Mehrtageswanderungen werden aufgrund der geographischen Möglichkeiten ausschließlich im Heutal nicht umsetzbar sein. Für den vorläufig untergeordneten Bereich der Mehrtageswanderungen wird im Heutal der Schnittpunkt von 2-3 Mehrtageswanderungen gewählt. So entsteht aus dem Heutal heraus ein vielfältiges Angebot für den Bereich der Mehrtageswanderungen. Es hängt vom vorhandenen Nächtigungspotential und der Saisonalen Auslastung ab, wie stark der Bereich Mehrtageswanderungen forciert werden kann. Aus derzeitiger Sicht wird es eher ein Thema der Nebensaison sein.

AUFSTIEGSHILFE
Die Schaffung einer kuppelbaren 4er Sesselbahn ist für die geforderten Klimawandelanpassung und der daraus resulitierenden Ganzjahresnutzung unumgänglich. Schneearme Winter hat es auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben, aber Destinationen, speziell auch mit Bezug zu ihrer Höhenlage müssen sich immer mehr darauf vorbereiten mit weniger Schnee umzugehen. Das Heutal, respektive die Heutal Lifte, werden sich also vom Saisonmodell verabschieden müssen. Wir sprechen über Ganzjahrestourismus, oder einen „Vier-Jahreszeiten-Tourismus Eine Ganzjahresnutzung der Liftanlagen ist aus wirtschaftlichen Gründen für eine Fortbestand unumgänglich. Eine Kuppelbare 4er Sesselbahn ist in Bezug auf Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit die beste Variante. Für die Trassenführung wird weitestgehend die alte Lifttrasse (Schlepplift Wildalm) verwendet, sodass kaum ein zusätzlicher Eingriff in die Natur notwendig sein wird. Insgesamt handelt es sich um eine Qualitätsverbesserung einer bestehenden Anlage. Die Grundeigentümer sind mit dem Vorhaben geschlossen einverstanden. Für erfolgreiche Umsetzung ist das ausgezeichnet gute Verhältnis mit allen involvierten Grundeigentümer:innen (Bundesforste, Saalforste, Almgenossenschaft und Landwirtschaft) eine notwendige Voraussetzung.

Ergebnisse und Wirkungen

Wirtschafltich verantwortungsvolle Regionsentwicklung erfordert zwingend die Kenntnis der ökologisch relevanten Systemleistungen. Die Modellrechnung ist in der Lage, zumindest eine Größenordnung des regenertiven Potentials aufzuzeigen. Gerade in Regionen mit großen, naturnahen und bewaldeten Gebieten, ist eine nachhaltige touristische Nutzung möglich, solange der Grundsatz „Wieviel is genug“ nicht gebrochen wird. Selbst Seilbahnhersteller:innen, Planer:innen und Gastronom:innen haben in der Zusammenarbeit bestätigt, dass diese Modellrechnung die Grundlage für jede Regionalentwicklung sein könnte.

Erfahrung

GESAMTBETRACHTUNG & AUDITOREN – STATEMENT
Das Ergebnis der Modellrechnung bildet die Grundlage für die wirtschaftlichen Entscheidungen. Zum Zeitpunkt Juni 2024 erlaubt das regenerative Potential des Projektgebietes ein zusätzliches Gästeaufkommen von 65.684 Übernachtungen bei einer theoretischen Verzehnfachung der Tagesgäste auf 180.000 pro Jahr. Gemeinsam mit den bestehenden Gästeübernachtungen im Projektgebiet ergeben sich somit eine maximale Gäste KPI von 137.684 Nächtigungen pro Jahr.
Sollte das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsprüfung ergeben, dass eine höhere Gästeanzahl für die ökonomisch erfolgreiche Umsetzung der Mission Heutal notwendig sein, so ergibt sich daraus folgende Konsequenz: Die ökologische Systemleistung der Region wird nicht in der Lage sein, die CO2-Emissionen der touristischen Nutzung zu kompensieren. Langfristig wird daher die Existenzgrundlage aller Aktivitäten erodiert. Die Wertschöpfung der aller Angebote muss erhöht werden In diese Rechnung sind die Faktoren „Bergbahn-Neubau“, „Hotel-Neubau“, „Waldrodung“ und „Errichtung Bike-Trails“ bereits eingeflossen.