Juppenbörse

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
Frauen
Kultur
LEADER

Projektregion
Vorarlberg

Lokale Aktionsgruppe
LAG REGIO-V Regionalentwicklung Vorarlberg

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
24.01.2023-30.06.2023

Projektkosten gesamt
5.700,00 €

Fördersumme aus LE 14-20
4.560,00 €

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Verein iNTRACHT

Kurzbeschreibung

Der Verein iNTRACHT hatte sich zum Ziel gesetzt, die Bregenzerwälder Tracht „Juppe" als wertvolles Kulturgut in ihrer einzigartigen Vielfalt zu erhalten. Dafür veranstaltete iNTRACHT am 13. Mai 2023 eine Juppenbörse im Frauenmuseum in Hittisau, das „Juppô Märtle". Neben der Vermittlung der Juppenteile sollte das Projekt auch zur Bewusstseinsbildung und zu einer Steigerung der Wertschätzung der traditionellen Tracht des Bregenzerwaldes beitragen.

Das Projektteam erstellte einen Erhebungsbogen zur Ermittlung der abzugebenden Juppenteile. Die Anbietenden gaben ihre Ware bei den Annahmestellen in der Region ab. Die Teile wurden registriert, gesichtet und von einer fachkundigen Jury geschätzt. Die Juppenteile wurden fotografisch dokumentiert, um die Muster und Ausführungen zu erfassen. Die Waren wurden im Frauenmuseum präsentiert und konnten von den Besucherinnen und Besuchern erworben werden. So wurden bis dato nicht mehr getragene Juppen und Zubehör einem neuen „Leben“ zugeführt.

Ausgangssituation

Im Bregenzerwald wird Identität unter anderem mit der regionalen Tracht ausgedrückt. Diese Kultur zwischen Bewahren und Innovation gilt es zu unterstützen. Der Verein iNTRACHT hat sich zum Ziel gesetzt, das wertvolle Kulturgut „Bregenzerwälder Tracht“ in seiner einzigartigen Vielfalt zu fördern und zu erhalten. Im Jahr 2021 wurde diese Frauentracht der Wälderinnen ins Verzeichnis der nationalen immateriellen Kulturgüter der UNESCO aufgenommen. Das ist nicht nur eine Auszeichnung, sondern vor allem ein Auftrag zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Juppe. Der Verein iNTRACHT arbeitet dazu eng mit der Juppenwerkstatt und dem Heimatpflegeverein Bregenzerwald zusammen.

In den letzten Jahren ist ein Generationswechsel unter den Trachtenträgerinnen erkennbar und die Anfragen häufen sich, wo gebrauchtes Juppenzubehör abgegeben beziehungsweise weitervermittelt werden kann. Es gibt hier einen großen Bedarf bei der Vermittlung, denn viele Frauen sind auf der Suche nach Trachtenteilen, um eine Juppe zu erwerben beziehungsweise ihre Ausstattung zu erweitern.

Die Grundausstattung einer Juppe fängt bei fünf Teilen an und kann sich auf bis über 20 Teile erstrecken. Für eine komplette Neuanschaffung beläuft sich die Investition zwischen 4.000 bis über 10.000 Euro. Diese Art Kleidung kommt nicht „von der Stange“, sondern wird in reiner Handarbeit von Kunsthandwerkerinnen und -handwerkern erzeugt und maßangefertigt.

Ziele und Zielgruppen

  • Altbestände sichern, damit sie erhalten bleiben
  • wertvolles und brauchbares Trachtenzubehör wird durch die Weitergabe erhalten, weitergegeben und wieder genutzt
  • Ergänzung der Juppen-Ausstattung mit Überbekleidung, Kopfbedeckungen usw.
  • Erhaltung und Weiterverwendung des UNESCO immateriellen Kulturgutes
  • Die kunsthandwerklichen Arbeiten bewahren
  • Motivation zum vermehrten Tragen der Bregenzerwälder Tracht
  • Dokumentation der Juppen und des Juppenzubehörs für Interessierte, insbesondere Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker
  • Bewusstsein steigern für die Bedeutung der Juppe als Identitätssymbol des Bregenzerwaldes


Projektumsetzung und Maßnahmen

Zur Umsetzung der Juppenbörse wurde ein Arbeitskreis für die Organisation, Konzeption und Abwicklung gebildet. Es wurde ein Registrierungskonzept erstellt und ein Erhebungsbogen ausgearbeitet. Anhand dessen wurde erfasst, was über die Juppenbörse angeboten werden kann. Die Waren wurden drei Wochen vor der Börse an zwei offiziellen und drei inoffiziellen Abgabetagen gesammelt, gesichtet und registriert. Ziel des Projektteams war eine transparente und nachvollziehbare Bewertung der Ware und Einschätzung des Verkaufspreises durch eine fachkundige Jury. Dafür entwickelte das Team ein eigenes Kategorie-System:

A: sehr gut erhalten, neuwertig
B: gut erhalten
C: gebraucht
D: teilweise brauchbar
E: B´sundrigs

Die Besucherinnen und Besucher des Marktes schätzten die Transparenz der Abwicklung, was neben einer verbesserten Bekanntheit des Vereins Wertschätzung und Vertrauen geschaffen hat.

Die speziellen Juppenteile samt Details (Stickereien, Knüpfereien…) wurden vor dem Markt fotografisch dokumentiert. Die Fotos wurden an Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker weitergegeben. An den Fotos Interessierte können sich beim Verein iNTRACHT melden.  

Der Verein iNTRACHT generierte durch die verkauften Juppen und Juppenteile keine Einnahmen. Der Erlös durch den Verkauf der Teile ging eins zu eins an die Verkäuferinnen und Verkäufer.

Ergebnisse und Wirkungen

  • Wertvolles und brauchbares Trachtenzubehör konnte durch die Vermittlung erhalten, weitergegeben und wieder genutzt werden
  • Ergänzung von bestehenden Juppen-Ausstattungen mit gebrauchten Trachtenteilen wie zum Beispiel Überbekleidung, Kopfbedeckungen
  • Wertschätzung, Erhaltung und Weiterverwendung des Kulturgutes Juppe sowie Steigerung des Bewusstseins für die Bedeutung der Juppe als Identitätssymbol des Bregenzerwaldes
  • Die kunsthandwerklichen Arbeitstechniken und die Mustervielfalt wurden fotografisch dokumentiert. Die Dokumentation der Juppen und des Juppenzubehörs trug zur Sicherung und zum Erhalt des Wissens um die Tracht bei
  • Motivation und Freude zum vermehrten Tragen der Bregenzerwälder Tracht in mehreren Generationen (Kind, Mutter, Oma) sowie Steigerung der Wertschätzung
  • Umgesetzte Juppenbörse im Mai 2023 mit enormem Besucher:innen- und Käufer:inneninteresse (ca. 300 Besucherinnen und Besucher, ca. 450 Teile standen zum Verkauf)
  • Erfolgreiche Bewerbung des Juppô-Märtles über lokale Printmedien, Social Media und Mitgliederpost


Erfahrung

Der besondere Erfolg der Veranstaltung war, dass so viele junge Erwachsene gekommen sind und sich für das Thema Juppe interessierten und größtenteils auch gekauft haben. Dadurch erhofft sich das Projektteam, dass in nächster Zukunft das Juppentragen im Bregenzerwald einen lebendigen Aufschwung erleben wird.

Das grosse Interesse an der Juppenbörse hat das Projektteam vor Herausforderungen gestellt. Hierdurch ist das Team noch enger zusammengewachsen.