Prachthaufen, Shit Happens!
- Themenbereich
- Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette
- Untergliederung
- Landwirtschaft
- Tourismus
- LEADER
- Projektregion
- Vorarlberg
- Lokale Aktionsgruppe
- LAG REGIO-V Regionalentwicklung Vorarlberg
- LE-Periode
- LE 14–20
- Projektlaufzeit
- 08.04.2022-31.12.2022
- Projektkosten gesamt
- 5.700,00 €
- Fördersumme aus LE 14-20
- 4.560,00 €
- Massnahme
- Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)
- Teilmassnahme
- 19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung
- Vorhabensart
- 19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie
- Projektträger
- OGV Bizau
Kurzbeschreibung
Der Obst- und Gartenbauverein Bizau suchte in Abstimmung mit der Wirtschaftsvereinigung witus fünf Misthaufen beim Bizauer Moos aus und bepflanzte sie mit Einverständnis der Landwirtinnen und Landwirte. Dabei entstanden Hingucker mit Kürbissen, die auf Misthaufen gut gedeihen. Die Dorfgemeinschaft und Vereinsmitglieder wurden in diesem Prozess motiviert, mitzumachen: Schule, Kindergarten, Bevölkerung und verschiedene Vereine. Begleitend dazu wurde das Thema Misthaufen auch diskutiert und Bewusstseinsbildung gemacht. Der Titel „Shit Happens!“ wurde vermittelt: Der Mist ist ein zwangsläufiges Produkt hiesiger Landwirtschaft und hat als solches auch eine Daseinsberechtigung. Wie wir mit den Haufen umgehen, wurde in Schulen besprochen und Informationstafeln bei den Prachthaufen wiesen auf das Thema hin. Nach einer erfolgreichen Kürbisernte wurde die Ernte bei einem Fest, bei dem das ganze Dorf, Vereine, Gastronomie und Nahversorgerinnen und Nahversorger eingebunden waren, zur Verfügung gestellt.
Ausgangssituation
Die wachsenden Misthaufen beim Bizauer Moos sorgen von Seiten der Touristikerinnen und Touristiker, Bevölkerung, Touristinnen und Touristen oftmals für Unverständnis. Auf der anderen Seite fühlen sich Landwirtinnen und Landwirte in ihrem Schaffen missverstanden.Ziele und Zielgruppen
Durch die Bepflanzung und zugehörige Bewusstseinsbildung wird vermittelt, dass Misthaufen zu unserer Kulturlandschaft gehören. Gleichzeitig wird ein Mehrwert geschaffen, indem diese Misthaufen während der Lagerzeit bis in den Herbst hinein bepflanzt werden – dadurch werden die Menschen auf die Misthaufen aufmerksam und es kommt zum gegenseitigen Austausch, durch den Verständnis geschaffen werden soll. Dabei soll auch Wissen zur Bewirtschaftung der Kultur- und Naturlandschaft vermittelt werden und durch die Motivation zum Mitmachen auch erlebbar gemacht werden. Außerdem gibt es eine Ernte, die in einem Fest zur Verfügung gestellt und so ein gesellschaftlicher Mehrwert im Dorf erzeugt wird.Projektumsetzung und Maßnahmen
Zunächst wurden die Besitzerinnen und Besitzer von Misthaufen angesprochen und zum Mitmachen motiviert sowie die Regeln ausverhandelt. Die Schule, der Kindergarten, die Gemeinde und diverse Vereine wurden angesprochen, am Projekt teilzunehmen. Durch Aushänge und Verkündungen wurde versucht, die gesamte Gemeinde anzusprechen. In einem nächsten Schritt wurde das wichtige und sensible Wechselverhältnis des Naturschutzes im Bizauer Moos mit der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung und der dadurch entstehenden typischen Bregenzerwälder Kulturlandschaft in Schulen und Kindergarten thematisiert.Die Bevölkerung wurde über das Vorhaben der Bepflanzung und das Projekt generell informiert, unter anderem durch die insgesamt sechs aufgestellten Tafeln an den Haufen und in der Gemeinde. Das „in den Fokus rücken“ der Misthaufen animierte auch zum Diskurs und die Misthaufen bzw. Prachthaufen wurden bei diversen Veranstaltungen immer wieder zum Thema. Zusätzlich hatten die Misthaufen durch die darauf gepflanzten Kürbisse einen weiteren Nutzen.
Der Obst- und Gartenbauverein (OGV) und dessen Mitglieder betreuten die Aussaat und züchteten Setzlinge, die Schule und der Kindergarten wurden involviert. Begleitend dazu wurde durch eine Kürbisaktion in der Volksschule bei den Kindern Bewusstseinsbildung gemacht. Durch die von den Kindern gebauten Vogelscheuchen wurden die Prachthaufen zu einem wahren Hingucker und einer Attraktion für Gäste und Einheimische.
In einem weiteren Schritt organisierte der OGV eine Bepflanzung von fünf Misthaufen, die von Frühling bis Herbst betreut wurden.
Die geernteten Kürbisse wurde den Vereinen, der Gastronomie und der Nahversorgung im Rahmen einer Kürbiswoche zur Verfügung gestellt. So konnten in den Gasthäusern Kürbisgerichte genossen und beim Bäcker und im Dorfladen konnte Kürbisbrot gekauft werden. Fulminanter Abschluss des Projekts war das Kürbisfest am 2. Oktober 2022. Es wurden Betriebe, Vereine und die Bevölkerung motiviert, teilzunehmen bzw. einen Beitrag zu leisten - wieder mit dem Ziel, auch das Thema Misthaufen und Kulturlandschaft in den Fokus zu rücken. Das Fest wurde über Flyer und Gemeindeblattinserat beworben und war ein voller Erfolg und sehr gut besucht. Für das leibliche Wohl sorgten die Bizauer Vereine, es gab ein Kinderprogramm und -betreuung sowie musikalische Unterhaltung. Es war ein Fest um Kürbisse und Prachthaufen, bei dem die ganze Gemeinde zusammengekommen ist.
Ergebnisse und Wirkungen
Die Akteure und Akteurinnen in der Landwirtschaft, Touristikerinnen und Touristiker, Gäste und die Bevölkerung lernten gegenseitiges Verständnis und Verständnis für Misthaufen. Die „Verschönerung“ durch Bepflanzung von fünf Misthaufen und das Installieren von Vogelscheuchen, die von den Bizauer Kindern gemacht wurden, trugen dazu bei, dass diese Haufen vom „Störer“ zur „Augenweiden“ wurden.Das Kürbisfest oder Erntedankfest soll in Zukunft zu einer jährlichen Attraktion und zu einem Dorffest werden, bei welchem die ganze Bevölkerung eingebunden und der Zusammenhalt gestärkt wird.