Weide-Innovationen
- Themenbereich
- Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette
- Innovation
- EIP-AGRI
- Untergliederung
- Landwirtschaft
- Wissenstransfer
- Innovation
- EIP Europäische Innovationspartnerschaft
- Projektregion
- Niederösterreich
- Oberösterreich
- Salzburg
- Steiermark
- Tirol
- LE-Periode
- LE 14–20
- Projektlaufzeit
- 01.01.2022-31.12.2024 (geplantes Projektende)
- Projektkosten gesamt
- 493.525,44
- Fördersumme aus LE 14-20
- 493.525,44
- Massnahme
- Zusammenarbeit
- Teilmassnahme
- 16.1 Förderung für die Einrichtung und Tätigkeit operationeller Gruppen der EIP "Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit"
- Vorhabensart
- 16.01.1. Unterstützung beim Aufbau & Betrieb operationeller Gruppen der EIP für lw. Produktivität & Nachhaltigkeit
- Projektträger
- DIin Veronika Edler
Kurzbeschreibung
Seit einigen Jahren nimmt das Interesse an der Weidehaltung stetig zu. Ausschlaggebend dafür sind unter anderem neue gesetzliche Vorgaben, Anforderungen des Marktes, gesellschaftlicher Druck. Viele Bio-Betriebe sind aufgrund der neuen Weidevorgaben gezwungen, Flächen in die Beweidung zu nehmen, die nur bedingt für die Beweidung geeignet sind. Im Projekt „Weide-Innovationen“ wird auf Praxisbetrieben untersucht, welche Pflanzenbestände und Weidestrategien für die Beweidung von kleinen Flächen mit einer höheren Anzahl an Tieren, von Hutweiden und Steilflächen, von Flächen im Trockengebiet und zur Senkung des Parasitendruckes auf Schaf- und Ziegenweiden geeignet sind. Weiters wird eruiert, welche Aspekte (Management, Wirtschaftlichkeit) für die Weidehaltung von kälberführenden Milchkühen maßgeblich sind. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen die Betriebe unterstützen, die Ertragsfähigkeit der Weidebestände und somit die Wirtschaftlichkeit ihrer Betriebe langfristig zu sichern.Ausgangssituation
Durch den Trend zu mehr Weidehaltung und die verschärften gesetzlichen Vorgaben für Bio-Betriebe werden zukünftig hofnahe Weideflächen stärker bestoßen werden. Es ist auch anzunehmen, dass Flächen auf Grenzertragsstandorten wie Hutweiden und Steilflächen sowie Ackerflächen verstärkt in die Beweidung genommen werden. Herausfordernd ist nach wie vor die Weidehaltung von Kleinwiederkäuern, die eine Überempfindlichkeit gegenüber Weideparasiten wie den Roten Magenwurm zeigen. Auswirkungen des Klimawandels mit vermehrten Hitze- und Trockenperioden erschweren das Grünlandmanagement auf Wiederkäuer haltenden Betrieben zusätzlich. Derzeit sind noch keine Saatgutmischungen für Flächen, die stark bestoßen werden, für Flächen in Trockenregionen oder mit antiparasitär wirkenden Pflanzen im Handel erhältlich. In der Praxis werden auch neue Empfehlungen für die Etablierung der Saatgutmischungen im Bestand sowie für eine angepasste Weideführung der Tiere benötigt. Wichtig ist eine standortangepasste Bewirtschaftung, damit keine negativen Effekte auf Boden, Tier und Mensch entstehen. Besonders unter schwierigen Betriebsbedingungen, wie wenig Weidefläche, Steilflächen und Hutweiden, Flächen im Trockengebiet sowie Ackerflächen, Weidehaltung von kleinen Wiederkäuern braucht es nachhaltige und innovative Lösungsansätze, welche auf das derzeitige Wissen aufbauen aber auch darüber hinausgehen. Zukunftsorientiertes Weidemanagement verlangt auch den Einsatz von neuen Techniken. Diese können die Weidehaltung sinnvoll unterstützen (moderne Zäune, Wasserstellen, Schattenspender). Vermehrt wird auf Milchviehbetrieben, insbesondere auf Bio-Betrieben, die kuhgebundene Aufzucht von Kälbern umgesetzt. Diese naturnahe Kälberaufzucht rückt zunehmend in den Fokus des Marktes. Für diese Aufzuchtform liegen einige wenige Beratungsunterlagen und wissenschaftliche Erkenntnisse zur Stallhaltung vor. Zur Weidehaltung von kälberführenden Milchkühen gibt es keine gesammelten Erfahrungen. Um eine breitere Zustimmung für diesen neuen Ansatz der Kälberaufzucht zu finden, werden weiterführende Erkenntnisse zum Weidemanagement und zum ökonomischen Nutzen benötigt. Ein Austausch in einer Stable School und die Erhebung von Praxiswissen auf Best Practise Betrieben sollen zusätzlich zu den Erkenntnissen aus den wissenschaftlich begleiteten Praxisversuchen neues Wissen generieren und nachfolgend für Praxisbetriebe und für die Beratung zur Verfügung stehen.Ziele und Zielgruppen
Das Projekt „Weide-Innovationen“ verfolgt folgende Ziele:1) Neues Wissen zur Weidehaltung unter schwierigen Bedingungen in die Praxis bringen.
2) Die Ertragsfähigkeit von Weidebeständen langfristig erhalten und aufbauen.
3) Die Weidehaltung von Kleinwiederkäuern sowie von kälberführenden Milchkühen forcieren.
4) Weidehaltung mit neuen technischen Lösungen erleichtern.
5) Bäuerinnen und Bauern sowie Beraterinnen und Berater vernetzen, um so voneinander zu lernen.
Die Hauptzielgruppen sind Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, die zukünftig Wiederkäuern auch unter schwierigen betrieblichen Bedingungen den Zugang zur Weide ermöglichen wollen sowie Beraterinnen und Berater, die als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ihr Wissen an Praxisbetriebe weitergeben. Für Schülerinnen und Schüler an den landwirtschaftlichen Schulen können die Projektergebnisse einen interessanten Impuls für die Bewirtschaftung des elterlichen Hofs bzw. die Ausrichtung nach der Hofübernahme liefern.
Projektumsetzung und Maßnahmen
Die Operationelle Gruppe setzt sich zusammen aus: - Landwirtschaftlichen Betrieben aus OÖ, S, T, NÖ
- BIO AUSTRIA Bundesverband (Lead) und BIO AUSTRIA Landesverbände (NÖ & Wien, S, T)
- Landwirtschaftskammer Österreich und Landeskammern (Stmk, NÖ, OÖ)
- Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen
- Studia Schlierbach
Als strategische Partner sind die Raumberg-Gumpenstein Research & Development, die Universität für Bodenkultur, die veterinärmedizinische Universität Wien, die Kärntner Saatbau, die Raiffeisenware Austria und 16 Praxisbetriebe als Dienstleister sowie zwei Institute der HBLFA Raumberg-Gumpenstein in das Projekt eingebunden.
Im Projekt werden folgende Maßnahmen umgesetzt:
1) Prüfung von speziellen Saatgutmischungen mit jeweils zwei Etablierungsverfahren auf Praxisbetrieben (auf kleinen, stark bestoßenen Flächen im Trockengebiet und in einer niederschlagsreicheren Region)
2) Anlage eines Parzellenversuches auf einem Praxisbetrieb mit simulierten Mob Grazing im Trockengebiet und eines Praxisversuches zur Weidehaltung auf Ackerflächen
3) Erhebung Ist-Bestand auf fünf Praxisbetrieben mit Hutweiden und Steilflächen, Erstellung und Umsetzung von standortangepassten Weidekonzepten, Evaluierung Entwicklung Pflanzenbestand
4) Erhebung und Darstellung von neuen technischen Lösungen zur Erleichterung der Weidehaltung
5) Initiierung einer Stable School mit Praxisbetrieben zum Thema „Bewegungsweide“ inklusive Aufbereitung der Erkenntnisse für die Praxis.
6) Prüfung von speziellen Saatgutmischungen mit antiparasitär wirkenden Pflanzen auf Kleinwiederkäuerweiden (Schafe und Ziegen), Beweidungssystem „Top Grazing“
7) Erhebung von Praxiswissen zur Weidehaltung auf Kleinwiederkäuerbetrieben
8) Online-Erhebung zu den Erfahrungen mit kuhgebundener Kälberaufzucht (mit und ohne Weide), Eruierung möglicher Problemfelder und exakte Prüfung eines Problemfeldes auf Praxisbetrieb
9) Gegenüberstellung von wirtschaftlichen Kennzahlen bei kuhgebundener Kälberaufzucht mit Weide mit herkömmlichen Aufzuchtsystemen
10) Erstellung von Fachbroschüren und eines Fachvideos (Technik) zu den einzelnen Maßnahmen
11) Erstellung eines eigenen Homepage-Portals zur Verbreitung der Ergebnisse
12) Workshops auf den Pilotbetrieben zur Weitergabe des gewonnenen Wissens an interessierte Praktikerinnen und Praktiker und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.
Ergebnisse und Wirkungen
Bereits in der ersten Projektphase erfolgte eine intensive Zusammenarbeit zwischen Praxisbetrieben, Beratungskräften und Forschung. Praxisversuche wurden angelegt und erste Daten erhoben. Mit der Umsetzung der einzelnen Projektabschnitte sind folgende Ergebnisse zu erwarten: - Die Weidehaltung kann auch unter schwierigen Bedingungen umgesetzt werden.
- Der Anteil an Tieren auf der Weide und somit die Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten wird erhöht.
- Die Nachfrage nach Milch und Fleisch von Weidetieren steigt.
- Neue Erkenntnisse zur Weidehaltung von kälberführenden Milchkühen erhöht das Interesse von Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter für diese tiergerechte Form der Kälberaufzucht.
- Durch neue Mischungskomponenten kann die Ertragsfähigkeit der Flächen langfristig erhalten bleiben. Schäden im Grünland werden vermieden.
- Die intensive Wissensweitergabe bei Exkursionen, Tagungen steigert das Interesse an der Weidehaltung.
- Durch steigende Grundfutterleistung sinkt der Kraftfuttereinsatz.