Pongauer Troad
Bio-Getreide aus dem Pongau
- Themenbereich
- Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette
- Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden
- Untergliederung
- Landwirtschaft
- Lebensmittelverarbeitung
- Nachhaltige Landschaftspflege
- Biodiversität
- LEADER
- Wissenstransfer
- Projektregion
- Salzburg
- Lokale Aktionsgruppe
- LAG Lebens.Wert.Pongau
- LE-Periode
- LE 14–20
- Projektlaufzeit
- 01.06.2022
- Projektkosten gesamt
- 23.482,33€
- Fördersumme aus LE 14-20
- 9.392,93€
- Massnahme
- Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)
- Teilmassnahme
- 19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung
- Vorhabensart
- 19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie
- Projektträger
- Max Kreuzberger
Kurzbeschreibung
Getreidekultur wiederbeleben: Bis vor 60 Jahren war der Getreidebau ein wichtiger Teil der Pongauer Landwirtschaft und Kultur. An lokalen Bräuchen (zum Beispiel Erntedankkrone) und Gebäuden (Mühlen, Troadkästen und Backöfen) ist der starke Einfluss noch erkennbar. Landsorten wurden vor allem von den Pongauer Bäuerinnen in jahrelanger Handarbeit gezüchtet. Das Projekt „Pongauer Troad“ wird die Pongauer Landsorten als Teil des kulturellen Erbes erforschen und die Ergebnisse zur Verfügung stellen. Kulturlandschaft und Biodiversität: Durch das Einweben von Getreidefeldern in das dauerhafte Grün der Wiesen und Weiden entsteht ein kleinteiliges Mosaik. Je kleinteiliger eine Landschaft, desto mehr Biodiversität kann sich entfalten. Pongauer Troad bietet ein Refugium für bodenbrütende Vogelarten, Insekten und gefährdete Ackerbegleitpflanzen.
Ausgangssituation
Einkommen der Landwirtschaft sichern und Anpassung an den Klimawandel: Die Landwirtschaft in der LEADER-Region Pongau ist zu beinahe 100 Prozent spezialisiert auf die Erzeugung tierischer Produkte. Das birgt Risiken: durch den Klimawandel werden Grünlanderträge unsicherer und österreichweit sinkt der Verzehr von tierischen Lebensmitteln zugunsten von vegetarischer und veganer Ernährung. Die Spezialisierung führt dazu, dass nur ein kleines Sortiment aus eigener Produktion angeboten werden kann. Rohstoffe für die Verarbeitung wie Mehl müssen zugekauft werden. Bis vor kurzem gab es im Pongau kaum Infrastruktur für den Anbau und die Verarbeitung von Getreide. Pongauer Troad bietet eine Möglichkeit für Landwirtinnen und Landwirte, zusätzliches Einkommen zu generieren und ihr Angebot zu diversifizieren.Ziele und Zielgruppen
Zielgruppe 1: Landwirtinnen und LandwirteLandwirtinnen und Landwirte können im Workshop Wissen zu Getreideanbau erlangen und sich vernetzen. Diese Wirtschaftsform ist weniger arbeitsintensiv als Tierhaltung und zeitlich beschränkt (Arbeitsspitzen im Frühling und Herbst). Das vereinfacht den Einstieg in die Landwirtschaft und/oder ermöglicht eine Bewirtschaftung im Nebenerwerb. In der gemeinsam genutzten Infrastruktur kann Getreide zu verschiedenen Produkten verarbeitet werden, das bietet zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für LandwirtInnen.
Zielgruppe 2: Konsumentinnen und Konsumenten
Konsumentinnen und Konsumenten lernen neue Produkte (Pongauer Haferreis etc.) und Verarbeitungsmöglichkeiten (Kochen und Backen) kennen. Sie werden informiert über Pongauer Getreide, den Umwelteinfluss ihrer Konsumgewohnheiten und wie sie diesen durch den Konsum von lokalen Produkten vermindern können.
Zielgruppe 3: Wanderer und Kinder
Spaziergänger und Wanderer, Touristinnen und Touristen sowie Einheimische können im Sommer die Lehrtafeln entlang des beliebten Wanderwegs von Bischofshofen zum Wetterkreuz erleben. Interaktive Elemente laden die Wanderer und insbesondere Kinder zum Verweilen ein und bringen spielerisch naturnahen Getreidebau näher. Die Lehrtafeln sollen Teil der Betriebsführungen sein, die regelmäßig für Gruppen und Schulklassen angeboten werden.
Projektumsetzung und Maßnahmen
1. Entwicklung und Wissenschaft1.1. Literaturrecherche
Im Projekt werden eine Broschüre und drei verschiedene interaktive Lehrtafeln gestaltet, um Pongauer Bio-Getreide „greifbar“ zu machen. In der Literaturrecherche werden die Grundlagen dafür erarbeitet. Als Quellen sollen bestehende Ausstellungen und Museen (Sieben Mühlen Pfarrwerfen und andere Museen im Pongau, Haus der Natur), historische Literatur (Urbare, landwirtschaftliche Schriften, wissenschaftliche Schriften), moderne Literatur (Chroniken, Geschichtsbücher, wissenschaftliche Artikel), Zeitzeugen sowie Genbanken dienen. Die Ergebnisse der Literaturrecherche (Zitate, Quellenangaben etc.) sollen in einer übersichtlichen Form dokumentiert werden, um nachvollziehbar zu bleiben und gegebenenfalls für Folgeprojekte nutzbar zu sein. Die CO2-Bilanz einiger Pongauer Getreideprodukte wird berechnet.
1.2. Anbauversuch Landsorten
Der Anbauversuch dient dazu, einige Pongauer Landsorten zu testen und zu beschreiben. Es wird Saatgut von fünf bis zehn Sorten von Genbanken bestellt. Dieses Saatgut wird auf Versuchsparzellen von je ein bis zwei Quadratmetern Fläche ausgebracht. Während der Wachstumsphase April bis August werden die Sorten beschrieben, bewertet und fotografiert. Im August werden einige Ähren geerntet, die später auf der Lehrtafel „Pongauer Getreidesorten“ ausgestellt werden. Die ebenfalls geernteten Körner dienen in den Folgejahren als Saatgut zur Vermehrung der Sorten. Von drei Sorten ist bereits mehr Saatgut vorhanden. Diese können 2023 bereits von einigen BäuerInnen angebaut werden und für Backversuche verwendet werden.
1.3. Broschüre „Pongauer Troad“ und interaktive Schautafeln
Die Broschüre „Pongauer Troad“ soll Bäuerinnen und Bauern und Konsumentinnen und Konsumenten dazu motivieren, Pongauer Getreide zu verwenden. Die Broschüre umfasst acht Seiten A5 und ist gegliedert in: Vorderseite, Geschichte des Getreidebaus im Pongau (ein bis zwei Seiten: von der Jungsteinzeit bis heute, Anbau, Kulturarten, Ernährung, kulturelle Aspekte), Pongauer Getreidesorten (eine Seite: Ursprünglich angebaute und noch erhaltene Getreidesorten und ihre Eigenschaften, Erhaltung genetischer Vielfalt), Rezeptideen (zwei bis drei Seiten: Mehrere traditionelle und moderne Rezepte und Kochtipps), CO2 Bilanz und Biodiversitätswirkung von Getreide aus dem Pongau (eine Seite: Wirkung des Getreidebaus auf die Vielfalt der Insekten, Vögel und Pflanzen sowie CO2 Einsparung), Rückseite. Drei interaktive Lehrtafeln werden erstellt. Die Schautafeln werden im Sommer bei den Getreidefeldern des Biohof Gschwendt stehen und im Winter in den Getreideverarbeitungsräumen, die bei Betriebsführungen zugänglich sind. Die Schautafeln „Geschichte des Getreidebaus im Pongau“ und „Pongauer Sorten“ haben den gleichen Inhalt wie die entsprechenden Artikel der Broschüre, enthalten zusätzlich mehrere Abbildungen und interaktive Elemente. Auf eine didaktische Gestaltung, die für Kinder geeignet ist, wird besonders geachtet. Dafür soll der Auftragnehmer eine Expertin/ einen Experten (Lehrerin/Lehrer etc.) konsultieren. Die Schautafel „Vom Samenkorn zum Brot“ enthält eine Beschreibung des Ablaufs vom Samenkorn bis zum Brot anhand von Pongauer Getreide.
1.4. Getreidebau-Workshop für Bäuerinnen und Bauern
Im Juli 2023 soll ein Workshop für Bäuerinnen und Bauern abgehalten werden. Bäuerinnen und Bauernsollen für den Anbau von Getreide motiviert werden und als Getreideproduzentinnen- und produzenten gewonnen werden können. Inhalte des Workshops sind: Getreidearten und Ansprüche, Besichtigung von Getreidefeldern im Pongau, Technik Anbau, Ernte und Verarbeitung von Getreide und Besichtigung der Geräte, Wirtschaftlichkeit und rechtliche Rahmenbedingungen. Für den Workshop wird ein Handout erstellt, in dem die vorhandene Infrastruktur und Maschinen im Pongau sowie Preise für die Lohnarbeit dargestellt werden. Dafür wird mit dem Maschinenring, der Bezirksbauernkammer und dem österreichischen Kuratorium für Landtechnik zusammengearbeitet.
2. Öffentlichkeitsarbeit
2.1. Layout und Druck Broschüre und Schautafeln
Die Broschüre wird gelayoutet und 200 Stück gedruckt. Die drei Schautafeln werden gestaltet, gedruckt und aufgestellt.
2.2. Workshops Kochen und Backen
Es werden zwei Workshops für KonsumentInnen abgehalten. Neben dem Brotbacken kann Getreide auf vielfältige andere Weise genutzt werden. Haferreis und Roggenreis sind innovative Produkte, die eine höhere Wertschöpfung für die Landwirtinnen und Landwirte ermöglichen. Durch schonende Verarbeitung wird die äußerste Schicht des Samenkorns aufgeraut, die Spitzen gerundet und somit ein schnelleres Kochen ermöglicht. Sie sind gesunde, nährstoffreiche und klimaschonende Alternativen zum meist verwendeten importierten weißen Reis. Da diese Produkte noch unbekannt sind, müssen KonsumentInnen an das Thema herangeführt werden. Deshalb wird Kochen und Backen bei jedem Termin kombiniert. Die TeilnehmerInnen werden die von Ihnen zubereitete Mahlzeit selbst zu sich nehmen und das gebackene Brot mit nach Hause nehmen können. Der Workshop ist der erste Versuch, das Thema bekannt zu machen. Die Workshops sind für 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konzipiert. Das Format soll später regelmäßig wiederholt werden.
2.3. Webshop
Ein Webshop wird in die Website www.pongauer-troad.at und www.biohof-gschwendt.at integriert. Immer mehr Menschen kaufen Ihre Lebensmittel online – gleichzeitig bietet ein Webshop wesentliche Erleichterungen im Arbeitsablauf des Betriebs. Bestellungen und Zahlungen werden automatisiert, dadurch sinkt der Arbeitsaufwand je Bestellung. Über den Webshop können Pongauer Getreideprodukte, Saatgut von alten Pongauer Sorten, Produkte von anderen Direktvermarktern, Koch- und Backkurse sowie Führungen in der Schaumühle verkauft werden. Die Inhalte der Broschüre und der Lehrtafeln werden zusätzlich auf der Website veröffentlicht.
2.4. Etikettendrucker
Für ein ansprechendes und einheitliches Erscheinungsbild der Pongauer Troad Produkte wird ein eigener Etikettendrucker angeschafft. Dies ermöglicht es, kleine Serien von Etiketten (verschiedene Produkte und verschiedene Produzentinnen und Produzenten) selbst zu drucken, ohne unnötigen Abfall durch nicht verbrauchte Etiketten zu erzeugen. Bei den Etiketten werden ökologische Materialien verwendet. Auf den Etiketten kann auf den Mehrwert der Getreideprodukte (kulturell, Ressourcenverbrauch, Biodiversität etc.) hingewiesen werden. Der Etikettendrucker kann von anderen Direktvermarkterinnen- und vermarktern verwendet werden.
2.5. Zeitungsartikel
In einem Lokalen Medium soll über das Projekt „Pongauer Troad“ berichtet werden. Das dient dem Bekanntmachen der Projektinhalte in der Region.
3. Getreideverarbeitung
3.1. Mähdrusch
Für die Vermehrung von seltenen Pongauer Getreidesorten werden zwei Versuchsflächen (Bischofshofen: 2 Hektar und Tenneck 0,5 Hektar) angelegt. Diese werden im August 2022 und August 2023 mit einem Mähdrescher geerntet.
3.2. Getreidemühle
Eine kleine, moderne Mühle wird angeschafft. Sie wird zur Verarbeitung von Weizen, Roggen, Gerste und Buchweizen eingesetzt. Die Mühle wird mit Strom von der eigenen Photovoltaikanlage betrieben und steht anderen Betrieben zur Lohnverarbeitung von eigenem Getreide zur Verfügung.
3.3. Flockenquetsche
Eine Gewerbe-Flockenquetsche wird angeschafft. Sie dient vorrangig zur Verarbeitung von Hafer zu Haferflocken, zusätzlich können Flocken aus Dinkel, Gerste, Roggen, Weizen und Buchweizen hergestellt werden. Auch dieses Gerät steht anderen Betrieben für die Lohnverarbeitung zur Verfügung.