Naturkalender Naturparke Oberösterreich

Themenbereich
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz
Klimaschutz und Klimawandel

Untergliederung
Naturschutz
Biodiversität
Schutzgebiete
Klimawandelanpassung
Klimaschutz
Jugend
Bildung & Lebenslanges Lernen

Projektregion
Oberösterreich

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
Juli 2018-Juni 2021

Projektkosten gesamt
166.688,40€

Fördersumme aus LE 14-20
166.688,40€

Massnahme
Zusammenarbeit

Teilmassnahme
16.5 Förderung für gemeinsames Handeln im Hinblick auf die Eindämmung des Klimawandels oder die Anpassung an dessen Auswirkung und für gemeinsame Konzepte für Umweltprojekte und die gegenwärtig angewendeten ökologischen Verfahren

Vorhabensart
16.05.2. a) Stärkung der Zusammenarbeit von AkteurInnen und Strukturen zur Erhaltung des natürlichen Erbes & des Umweltschutzes - Naturschutz

Projektträger
Naturpark Obst-Hügel-Land (für die Oö. Naturparke)

Kurzbeschreibung

Im Rahmen des Projektes wurde die phänologische Naturbeobachtung in den drei Oberösterreichischen Naturparken MühlviertelObst-Hügel-Land und Attersee-Traunsee mit neuem Leben erfüllt. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer von 15 Naturparkschulen wurden als „Klima-Biodiversitäts-Spezialistinnen- und Spezialisten“ ausgebildet und liefern mit ihren Beobachtungen von Blattaustrieb, Blüte oder Fruchtreife an eigens gepflanzten zehn Jahreszeiten-Hecken wichtige Beiträge zum besseren Verständnis der Auswirkungen von Klimaänderungen auf die biologische Vielfalt. Mittels innovativer Beobachtungstools wie einer Smartphone-App und Naturkalender-Drehscheiben liefern die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer phänologische Daten zu den Gehölzen und weiteren Tier- und Pflanzenarten, die in eine Datenbank eingespeist werden. Die Erfassung von regionalen Wetterdaten war ebenso Teil des Projektes wie die Gestaltung einer Klima-Info-Broschüre "Früher war alles besser".

Ausgangssituation

Die Erfahrungen eines Naturkalenderprojektes in der Steiermark zeigten, dass die Zusammenarbeit mit Naturparken und hier insbesondere mit Naturpark-Schulen im Bereich der Phänologie sehr vielversprechend ist. Das konkrete Beobachten von selbst gepflanzten Gehölzen, wie etwa der Salweide oder dem Holunder, über das ganze Jahr, schafft einen direkten Natur-Bezug der Kinder.  Schülerinnen und Schüler sowie Naturpark-Bewohnerinnen und -Bewohner sollten ein Verständnis dafür bekommen, wie sich klimatische Veränderungen in der eigenen Region auswirken und beobachten lassen. Durch das Projekt sollte die Wissenschaft der Phänologie greifbar und durch moderne Hilfsmittel (APP) einer breitenen Bevölkerung zugänglich werden.

Ziele und Zielgruppen

Das Projekt "Naturkalender Naturparke Oberösterreich" hatte drei zentrale Ziele:
  • Oberösterreichische Naturparkschulen als kleine "Forschungsstationen" für Klimawandel, Biodiversität und Phänologie etablieren
  • Interesse und Bewusstsein für Naturbeobachtung und Wettergeschehen in den Naturparkregionen wecken
  • Erfassung von Wetterdaten in den oberösterreichischen Naturparken

Zielgruppen waren:
  • Schülerinnen und Schüler sowie Pädagoginnen und Pädagogen der Oberösterreichischen Naturparkschulen
  • Landwirtinnen und Landwirte
  • Natur- und Klima-interessierte Menschen


Projektumsetzung und Maßnahmen

1) Pflanzung von zehn Jahreszeiten-Schulhecken
An 15 oberösterreichischen Naturpark-Schulen pflanzten die Kinder und Jugendlichen je eine „zehn-Jahreszeiten‐Hecke“ bestehend aus 12 bestimmten Gehölzarten. Damit wurden die Beobachtungsobjekte in Form der heimischen Sträucher direkt am Schulgelände verwurzelt und die phänologische Entwicklung konnte beziehungsweise kann jederzeit und ohne viel Aufwand im Rahmen des Schulalltages beobachtet werden.

2) Gestaltung und Druck von Bildungsmaterialien
Alle teilnehmenden Schulen erhielten fachlich und didaktisch ausgereifte Materialien, mit denen sie ihre phänologischen Beobachtungen fundiert durchführen und wichtige biodiversitätsrelevante Kenntnisse erwerben konnten. Die Bildungsmaterialien umfassten eine digitale Projektmappe, Informationsschilder (Gehölzarten), die bei allen Heckenpflanzen situiert wurden, pro Schule eine Outdoor-Projekttafel, Projektplakate, einen Klassenwandkalender, einen kleinen Forscherausweis und Naturkalender-Drehscheiben.

3) Fachliche Betreuung der Schulen und Trainings von Naturvermittlerinnen- und vermittlern
Die betreuenden Lehrkräfte sowie die Naturvermittlerinnen und Naturvermittler wurden fachlich und beobachtungsmethodisch im Zuge von sechs Workshops hinsichtlich Pflanzung der Hecken und Bildungsmaterialien sowie der Beobachtungsmethodik und Nutzung der Ergebnisse im Rahmen des Unterrichtes und bei Geländeexkursionen ausgebildet und extern begleitet.

4) Entwicklung einer phänologischen Naturbeobachtungs-App und einer Internetseite
Aufbauend auf der phänologischen Smartphone-App der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), wurde eine oberösterreichische Naturbeobachtungs-App für die Naturparke bereitgestellt. Mit der neuen App beobachten Schülerinnen und Schüler, Gäste und Naturparkbewohnerinnen- und bewohner die Aktivitäten der wichtigsten Tierarten der Naturparke sowie Blattaustrieb, Blüte oder Fruchtreife von wilden und kultivierten Pflanzen.

5) Installation von drei Wetter-Mess- und Beobachtungsstationen in den oberösterreichischen Naturparken
In den Naturparkgemeinden Scharten, Rechberg und Weyregg am Attersee wurden Wetter-Stationen installiert. Diese messen profunde Wetterdaten (Temperatur, Luftfeuchte, Niederschlag, Wind, UV-Wert etc.), um diese mit den phänologischen Beobachtungsdaten der Schüler:innen und der Bevölkerung zu vergleichen. Ein Wetterarchiv und eine Webcam liefern sowohl informative Daten.

6) Herausgabe einer Klimawandelbroschüre "Früher war alles später"
Über den Klimawandel und seine Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Pflanzen in den Oberösterreichischen Naturparken informiert die 2020 erschienene 32-seitige Broschüre.

7) Öffentlichkeitsarbeit und Ergebnisaufbereitung
Die begleitende Öffentlichkeitsarbeit und die Aufbereitung der Ergebnisse für die interessierte Bevölkerung war ein zentraler Teil des Projektes. Eine Medienpartnerschaft mit den Oberösterreichischen Nachrichten war hier sehr hilfreich.

Ergebnisse und Wirkungen

Die Kinder und Jugendlichen erlernten durch die Teilnahme am Projekt gewissenhaftes naturkundliches Beobachten und Dokumentieren phänologischer Phasen bei Gehölzen. Sie erkennen durch das Beobachten der Gehölzentwicklung und der Witterung mit Hilfe aufbereiteter Unterlagen Zusammenhänge zwischen Temperatur, Niederschlag und Naturentwicklung und lernen über die naturschutzfachliche Bedeutung von Hecken, Sträuchern und Bäumen als wichtige Strukturelemente in den Naturparklandschaften und als unersetzliche Ressourcen für hunderte Tierarten Oberösterreichs. Die gepflanzten Naturkalender-Schulhecken werden auch vielen nachfolgenden Generationen von Schulkindern das phänologische Beobachten ermöglichen. 

Durch die Smartphone-App konnten auch technik-affine Menschen für die vergleichende Naturbeobachtung begeistert werden. Die Oberösterreichische Naturkalender-APP wurde nach Projektabschluss in die Naturkalender-APP der ZAMG integriert. So blieben sämtliche Daten erhalten und die User konnten weiterhin aktiv bleiben.

Mit dem Projekt wurde die alte Tradition der Aufzeichnung von Naturbeobachtungen wie sie bis in die 1970er Jahre gängig war, neu belebt und sinnvoll in die heutige Naturschutzarbeit integriert. In Folge des Projektes entstanden auch neue Naturvermittlungsangebote in den Oberösterreichischen Naturparken.

Erfahrung

Der Projektzeitraum fiel leider teilweise in den Beginn der Coronapandemie (2020), was die Umsetzung von Schulaktivitäten erschwerte. Trotzdem konnten weitestgehend alle Maßnahmen umgesetzt werden.
Das Projekt benötigte vor allem zu Beginn eine intensive externe fachliche Betreuung, insbesondere der Lehrerinnen und Lehrer. Diese fachliche Unterstützung übernehmen nun nach einer professionellen Einschulung Naturvermittlerinnen und Naturvermittler der Oberösterreichischen Naturparke. Sie kümmern sich gemeinsam mit den Naturpark-Managements darum, dass das Naturkalenderprojekt in den Schulen von Jahr zu Jahr weitergeführt wird. 
Durch die Einbettung des Projektes in das österreichische "Naturkalender"-Netzwerk (ZAMG, Büro LACON, andere Naturparke) war sichergestellt, dass die Idee auch nach Projektabschluss weiterwächst.