Tauschlädele

Themenbereich
Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden

Untergliederung
Umweltschutz
Klimaschutz
Kultur
Integration & Soziale Inklusion
Soziale Dienstleistungen
LEADER
Gemeindeentwicklung

Projektregion
Vorarlberg

Lokale Aktionsgruppe
LAG Vorderland - Walgau - Bludenz

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
01.07.2021-30.11.2021

Projektkosten gesamt
5.689,00€

Fördersumme aus LE 14-20
4.551,20€

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Verein Häs tuscha

Kurzbeschreibung

Aus der Durchführung von Kleidertauschpartys entstand das Bedürfnis nach einem Ort, wo dem ReUse-Gedanken regelmäßig und verlässlich nachgegangen werden kann. Aus dem Wegwerfprodukt Kleidung wird eine wertvolle Ressource gemacht, die auch dann noch genützt wird, wenn man sich selber daran sattgesehen hat oder rausgewachsen ist. Nicht mehr benützte Kleidungsstücke erfahren eine Aufwertung. Sie finden im Tauschlädele neue begeisterte Nutzerinnen und Nutzer oder werden einer neuen Bestimmung zugeführt, ohne im Müll zu landen.

Der ReUse-Gedanke wird hier besonders gefördert, ohne zwangsläufig auf eine Bedürftigkeit abzuzielen. Der Verein Häs tuscha entwickelt in der Region Blumenegg, in Thüringen, einen Ort, das Tauschlädele, an dem anhand von nicht-monetären Maßstäben regelmäßig und verlässlich getauscht werden kann. In weiterer Folge kann die Produktpallette in Form von thematischen Schwerpunkten zusätzlich zu Häs und Accessoires ausgeweitet werden.

Ausgangssituation

Jährlich fallen in Österreich mehr als 115.000 Tonnen Alttextilien an. Überproduktion an Kleidung. Und der Altkleiderberg wächst weiter. ExpertInnen gehen von einem jährlichen Plus von zehn Prozent aus. Der Grund: Die Modebranche wird immer schneller. Gab es früher eine Frühjahrs/Sommerkollektion und eine Herbst/Winterkollektion, wechseln die Kollektionen mittlerweile in immer kürzeren Abständen. Derzeit kommt jeden Monat neue Mode in die Läden, Billiglabels setzen auf 52 Mikrosaisonen im Jahr. Ein Erfolgsmodell für die Bekleidungsindustrie – doch mit verheerenden ökologischen und sozialen Folgen. Die Fast Fashion-Industrie zählt zu den Branchen mit denkbar schlechten Arbeitsbedingungen und Löhnen unterhalb des Existenzminimums. Und sie ist alles andere als ressourcenschonend. Die Herstellung der Kleidung benötigt gewaltige Mengen an Wasser, Chemikalien und Energie. Jedoch wird das neu gekaufte Teil nur kurz getragen, ehe es auf dem Müll landet. Generell gilt: Wir kaufen mehr als wir tragen können. Kleidung ist zu einem Wegwerfprodukt geworden. Schätzungsweise fallen jährlich in Österreich etwa 13,4 Kilogramm pro Kopf Alttextilien an, darunter neue Kleidung, die gekauft und ebenso schnell wieder ausgemistet wird. Nur 1,7 Mal wird ein Party-Top im Durchschnitt getragen. Die Modeindustrie verursacht mehr CO2 als alle internationalen Flüge und Schifffahrten zusammen.

Quellen: Greenpeace, Clean Clothes Kampagne “Alte Kleider – neue Märkte – CCK Factsheet 1. Die Initiatorinnen haben bei jährlich veranstalteten Kleidertauschpartys wichtige Erfahrungen gesammelt und festgestellt, dass es eine hohe Nachfrage nach diesen ReUse-Projekten gibt.

Ziele und Zielgruppen

  • Ein bisher unregelmäßiges/einmaliges Event (Kleidertauschparty) wird institutionalisiert und erfährt seine Aufwertung in Form eines Tauschladens mit regelmäßigen Öffnungszeiten.
  • Der „Überschuss“ wird caritativen Zwecken zugeführt und im Ausnahmefall entsorgt.
  • Im Speziellen werden Familien durch den Tausch aus dem reichhaltigen Angebot von Baby- und Kinderbekleidung profitieren. Einkommensschwachen Haushalten wird ein Zugang eröffnet, um wertfrei am Gütertausch teilzunehmen.
  • Es wird der Leerstand in Gemeinden thematisiert und aktuell unbenützte Räumlichkeiten werden bespielt und genützt.
  • Wer vom Tauschrausch eine Pause braucht, kann sich bei Kaffee und Kuchen erholen und gemütlich schwätza. Wer wissen will, wie man den Kleiderkauf nachhaltiger gestalten kann, wenn etwas Neues gebraucht wird, informiert sich in der Infoecke und tauscht sich mit anderen Besucherinnen und Besuchern dazu aus.

Wir sehen die Aufgabe des Tauschlädeles auch in seiner Funktion, einen Ort für Austausch und Beteiligung zwischen den Generationen zu schaffen. Das gemeinsame ehrenamtliche Engagement stärkt die Identifikation mit der Region und das Verständnis für notwendige Anpassungsmaßnahmen für eine enkeltaugliche Zukunft.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Innovationsgehalt
Es gab noch keinen Tauschladen in der Region, in dem Gegenstände, die für andere Besucherinnen und Besucher nützlich sein können, in einer regelmäßigen Form unabhängig von einzelnen organisierten Events getauscht werden können.
Besucherinnen und Besucher profitieren von einer alternativen Form des Austausches ohne Bargeld, die nicht an Bedürftigkeit gebunden ist. Gegenstände werden einer nicht-monetären Bewertung unterzogen und Ressourcen wieder verwendet. Beim Tauschlädele handelt es sich um einen konsumfreien Ort, den man ohne Konsumzwang besuchen kann und wo neue Sozialkontakte geknüpft werden können. Mit unserer Idee knüpften wir an Ideen wie OTeLO (Offene Technologielabore) und KostNix-Läden an.

Nachhaltigkeit
Der Tauschladen bleibt mit der Ehrenamtlichen-Struktur bestehen. Fixkosten werden über Spenden und Sponsoring finanziert. Digitale Kommunikationskanäle, wie zum Beispiel die Facebook-Seite und Instagram, bleiben aufrecht und werden regelmäßig bespielt.
Das Tauschlädele lädt zur Nachahmung ein.
Nachfolgend wird der ReUse-Gedanke mittels Veranstaltungsreihe und Schwerpunkten in der Bevölkerung verankert. Die thematischen Schwerpunkte werden mit regionalen Vereinen/Unternehmen/Organisationen entwickelt (zum Beispiel Skibasar mit dem Alpenverein, Spiele mit dem Flohmarktlädele, Radbasar mit dem e5-Team und dergleichen) und erweitern im monatlichen Wechsel die Produktpallette des Tauschladens.

Regionaler Mehrwert
Das Tauschlädele ist in Thüringen eröffnet. Die Blumenegg-Gemeinden sind über das e5-Team eng eingebunden und sind über die Öffentlichkeitsarbeit involviert. Die aktiven Ehrenamtlichen kommen aus den Blumenegg-Gemeinden. Die Projektaktivitäten strahlen in die Region Walgau aus.

Ergebnisse und Wirkungen

  • Ein Tauschladen ist entwickelt und eingerichtet. Die Eröffnung hat stattgefunden.
  • Eine Struktur für die ehrenamtlich Mitwirkenden ist aufgebaut.
  • Ein Ehrenamtlichen-Pool kümmert sich um regelmäßige Öffnungszeiten.
  • Ein Info-Point zu Nachhaltigkeitsthemen und eine Sitzecke für Sozialkontakte ist eingerichtet.
  • Die Social-Media-Kanäle sind eingeführt. Darüber und über klassische Medienarbeit wurden die Einwohner der Blumenegg-Gemeinden (und darüber hinaus) über das Tauschlädele informiert.

Aus dem weiter oben genannten Grund ist es uns auch besonders wichtig, einen Ort fürs Zusammenkommen/ für Sozialkontakte („Sitzecke“ mit Spielecke für Kinder) mit Kaffee und Kuchen zu schaffen. Dort kann man sich über die Herkunft der getauschten Produkte und über persönliche Anliegen angeregt austauschen.
Dieses Sozialkapital wird zur zukünftigen Weiterentwicklung des Tauschlädeles führen.