Earth Market Sibratsgfäll
- Themenbereich
- Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette
- Kulinarik
- Untergliederung
- Landwirtschaft
- Alm- & Berglandwirtschaft
- Kulinarik
- Vermarktung und Vertrieb
- Wertschöpfung
- Kurze Versorgungsketten
- Direktvermarktung
- LEADER
- Biodiversität
- Projektregion
- Vorarlberg
- Lokale Aktionsgruppe
- LAG REGIO-V Regionalentwicklung Vorarlberg
- LE-Periode
- LE 14–20
- Projektlaufzeit
- 26.11.2020-31.10.2022
- Projektkosten gesamt
- 87.282,00 €
- Fördersumme aus LE 14-20
- 34.912,72 €
- Massnahme
- Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)
- Teilmassnahme
- 19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung
- Vorhabensart
- 19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie
- Projektträger
- Dorner Natur OG
Kurzbeschreibung
Für Markus und August Dorner aus Sibratsgfäll ist es selbstverständlich, ihre Böden biologisch zu bewirtschaften. Dies ist in ihren Betrieben klar ersichtlich. Sie fragten sich, wie es einem kleinen Bergdorf gelingen kann, die Eigenversorgung zu steigern. Ihre Antwort war die Idee, dass Sibratsgfäll eine Slow-Food-Gemeinde wird. Das Projekt Earth-Market Sibratsgfäll war geboren.In Kooperation mit regionalen biologischen Produzentinnen und Produzenten entstand eine Slow-Food-Community, welche über einen regelmäßigen Erlebnismarkt (regionale Produkte, Musik, Essen, Vorträge etc.) Konsumentinnen und Konsumenten in der Region hält, ihnen die Philosophie und die Personen hinter den Produkten vermittelt und sie für die Produkte mit höchsten Qualitätsansprüchen begeistert.
Parallel wurden Impulse für ein regionaleres Bewusstsein gesetzt, die zum Mitmachen und Mitdenken anregten. Ziel war es, Wissen und Können als Schlüssel zu einem Leben im Einklang mit der Natur und sich selbst zu vermitteln.
Ausgangssituation
Die biologische Bewirtschaftung unserer Böden und die Nutzung der Synergien aus unserer Natur sind für die Brüder Markus und August Dorner aus Sibratsgfäll nicht nur selbstverständlich, sondern in ihren Betrieben auch klar ersichtlich. Sie schaffen um ihren elterlichen Hof einen Rahmen und ein Klima, in dem sich Menschen im Zusammenspiel mit der Natur entfalten und kontinuierlich entwickeln können.Sie stellten sich die Frage, wie es in einem kleinen Bergdorf gelingen kann, die Eigenversorgung zu steigern und auch die Zweitwohnsitze mit biologischen Lebensmitteln zu versorgen und den Servicegrad für die vielen Pendlerinnen und Pendler zu erhöhen.
Schritt für Schritt wurde das Sortiment an biologischen Lebensmitteln mit höchsten Qualitätsansprüchen erweitert. Auf den 20 Hektar bewirtschaftetem Bio-Grünland produziert der Dorner Hof Bio-Weiderindfleisch, Salami und Wurstwaren aus 25 Weiderindern. Ein mobiler Hühnerstall mit 220 Legehennen liefert Eier zur Direktvermarktung und für fünf Sorten Bio-Nudeln.
Das Biomasseheizwerk versorgt in Sibratsgfäll elf Objekte im Ortskern mit erneuerbarer Energie. Aktuell wird ein Gewächshaus umgesetzt, das an das eigene Heizwerk angeschlossen wird und ab 2021 ganzjährig die Erzeugung von Salat, Gemüse, Kräuter, ... ermöglicht.
Die Bäckerei mit Nahversorgungsladen und Seminarmöglichkeit von August Dorner versorgt das Dorf täglich mit frischem Brot und allem Nötigem.
Für die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte wurde 2019 eine offene Vermarktungsgesellschaft Dorner Natur OG (Dorner Hof) gegründet, welche das Marketing, den Verkauf und die Abrechnung von Dienstleistungen mit Naturprodukten und naturnahen Erzeugnissen zum Unternehmensgegenstand hat. Die Vermarktung der Produkte erfolgt ausschließlich direkt und über einen 24h Hofladen. Das Team vom Dorner Hof schafft mit seinem Wissen und Können die Kompetenz, welche der Schlüssel zu einem Leben im Einklang mit der Natur und sich selbst ist. Besuchergruppen werden Führungen, Veranstaltungen, Seminare und viele Möglichkeiten zum Mitmachen bzw. Mitdenken geboten.
Ziele und Zielgruppen
- Ziel ist, dass im ersten Schritt die Konsumentinnen und Konsumenten zu den Produkten kommen und nicht umgekehrt. Ein regelmäßig stattfindender Markt nach den Vorgaben eines „Marktes der Erde / Earth Market“ soll diesen Anreiz schaffen. Der Markt mit Erlebnischarakter soll zu einem Begegnungsort für Produzentinnen und Produzenten und Konsumentinnen und Konsumenten werden, um Erzeugnisse anzubieten und Hintergründe zu hochwertig erzeugten Lebensmitteln zu erfahren. Über den Erlebnischarakter des Marktes soll neue Kundschaft nachhaltig gewonnen werden. Das Format soll neben dem Einkaufen zum Verweilen und Genießen anregen.
- In einem weiteren Schritt soll ein wirtschaftlich tragfähiges Zustellungskonzept mit den involvierten Produzentinnen und Produzenten erarbeitet und umgesetzt werden.
- Durch die gesetzten Aktivitäten im Projekt soll für Sibratsgfäll die Auszeichnung einer Slow-Food-Gemeinde nach der Slow-Food-Richtlinie möglich werden.
- Neben der Vermarktung der Produkte ist Wissensvermittlung besonders wichtig. Über ein Impulsprogramm mit offener Diskussion soll bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern regionales Bewusstsein geschaffen werden.
Projektumsetzung und Maßnahmen
Aufbau Earth Market KooperationAufbau einer Slow Food Community in Sibratsgfäll (Arbeitsgruppe mit Sprecher und Koordinatorinnen/Koordinatoren). Durch persönliche Besuche und Arbeitstreffen konnten 26 Produzentinnen und Produzenten gewonnen werden, die sich unter den Bedingungen eines „Earth Market“ vernetzen und Produkte anbieten. Der Zusammenschluss der Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter dient auch der kollegialen Beratung zu anstehenden Aufgaben und neuen Lösungen. Die Palette der angebotenen Produkte reicht unter anderem von Brot und Käse über Kaffee und verschiedenste Öle bis hin zu Naturkosmetik.
Das Umsetzungskonzept des „Earth Market“ wurde im ersten Projekthalbjahr fertig gestellt und am 17. Juli 2021 wurde mit dem ersten Markt gestartet. Bereits die ersten Märkte waren gut besucht und die Besucherzahlen konnten in der Folge weiter gesteigert werden.
Neben der direkten Vermarktung ab Hof der Produzentinnen und Produzenten werden die Produkte direkt über den regelmäßig stattfindenden „Earth Market“ (monatlich von Mai bis Oktober) und im Hofladen in Sibratsgfäll angeboten.
Impulse für regionales Bewusstsein
Im ersten Schritt wurden die Formate und Themen der Impulse definiert und entsprechende Referenten zu den Themen gefunden. Nach der Konzeptphase galt es, die Impulse zu organisieren, zu bewerben, umzusetzen und zu dokumentieren.
Im Bereich der Impulse hat sich gezeigt, dass neben den Vorträgen, die sich an die Erwachsenen richten, der Fokus auf die Wissensvermittlung an Kinder und Eltern gelegt werden soll. Hierzu wurde mit der Schule BAFEP in Feldkirch ein Kinderwissensprogramm erarbeitet, welches die Schülerinnen und Schüler an sechs Märkten im Sommer 2022 direkt mit Unterstützung des Projektteams vermittelt haben. Des Weiteren zeigte sich in den gemachten Erfahrungen, dass das reine Zurverfügungstellen von Obst und Gemüsebeuteln sowie Bienenwachstüchern nicht den gewünschten, nachhaltigen Effekt erzielen kann. Hier wurde ebenfalls im Impulsprogramm ein Workshop zu deren Herstellung umgesetzt.
Das freiwerdende Budget wurde für einen Impuls zur Herstellung eigener „Markt der Erde“-Markstände genutzt. Diese konnten zum „Wir-Gefühl“ des Marktes beitragen und helfen, den Markt nachhaltig abzusichern.
Ergebnisse und Wirkungen
In einem ersten Schritt sollten die Konsumentinnen und Konsumenten zu den Produkten gebracht werden – und nicht etwa umgekehrt. Ein regelmäßig stattfindender Markt, nach den Vorgaben eines „Marktes der Erde / Earth Market“, schuf Anreize für Konsumentinnen und Konsumenten, zu den Produkten zu kommen. Der Markt mit Erlebnischarakter wurde zu einem Begegnungsort für Produzentinnen, Produzenten, Konsumentinnen und Konsumenten. Auf den Märkten werden verschiedenste Erzeugnisse angeboten und es können darüber hinaus Hintergründe zu den hochwertig erzeugten Lebensmitteln erfahren werden. Über den Erlebnischarakter des Marktes konnten neue nachhaltige Kundinnen und Kunden gewonnen werden. Das Format „Markt der Erde“ regte neben dem Einkaufen zum Verweilen, Genießen und zum Austausch an.In einem weiteren Schritt sollte ein wirtschaftlich tragfähiges Zustellungskonzept mit den involvierten Produzentinnen und Produzenten erarbeitet und umgesetzt werden. Aktuell werden in Kooperation mit der Lebenshilfe Nudeln, Eier, Backwaren der Bäckerei Dorner etc. per Postbus ausgeliefert. Die Produkte werden abgeholt und in Lingenau sowie in Dornbirn in der Verteilung der Lebenshilfe abgegeben. Eine weitere Zustellung erfolgt derzeit nicht. Es hat sich gezeigt, dass die Konsumentinnen und Konsumenten gerade den Kontakt zu den Produzentinnen und Produzenten sowie den Erlebnisfaktor der Märkte schätzen. Neben den Märkten können Konsumentinnen und Konsumenten die regionalen Slow-Food Produkte der unterschiedlichen Produzentinnen und Produzenten auch über den gemeinsamen Hofladen (24/7) in Sibratsgfäll kaufen.
- Die Gemeinde Sibratsgfäll entspricht den Kriterien einer „Slow-Food-Gemeinde“. Seit Ende 2022 wird die Auszeichnung „Slow Food Travel“-Gemeinde angestrebt.
- Neben der Vermarktung der Produkte war die Wissensvermittlung zentraler Aspekt im Projekt. Über ein Impulsprogramm mit offener Diskussion konnte bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mehr regionales Bewusstsein geschaffen werden.
- Umsetzung Erlebnismärkte (von Mai bis Oktober jeden ersten Samstag im Monat) mit regionaler Produktvielfalt, Vorträgen, Essen, Live-Musik usw.
Erfahrung
Die Märkte wurden von den Produzentinnen und Produzenten und den Konsumentinnen und Konsumenten sehr gut angenommen. Bio und Regionalität verknüpft mit dem persönlichen Kontakt auf dem Markt macht diesen zu einem besonderen Treffpunkt für Erfahrung und Austausch. Die Einbindung der „Kinder und Wissen Programme“ in den Markt hat nachhaltigen und langfristigen Erlebnis- und Erinnerungsfaktor mit sich gebracht. Der offene Umgang und die Möglichkeit, während des Einkaufes auch hinter die Kulissen zu blicken, wurde von den Konsumentinnen und Konsumenten sehr geschätzt und spiegelte sich in der Nachfrage nach den Produkten wider.