MÄHHr aus Molke - Entwicklung einer Kosmetiklinie aus Schafmolke

Kurzbeschreibung

Die Weizer Schafbäuerinnen und Schafbauern entsorgen jährlich tausende Liter an Schafmolke, die im Rahmen der Käseproduktion als Nebenprodukt entsteht. Zeitgleich wird paradoxerweise in der eigenen Schaferei jährlich Naturkosmetik mit Schafmolke von externen Produzentinnen und Produzenten verkauft. Um die ständig steigende Nachfrage nach Naturkosmetik von den Weizer Schafbäuerinnen und Schafbauern bedienen zu können, wurde im Zuge des vorliegenden Projekts eine eigene Kosmetiklinie mit zehn Produkten aus Schafmolke entwickelt. Hinzu kommt der positive Effekt, dass die Molke einer Verwendung und nicht dem Abfall zugeführt werden muss. Auf Basis dieser Entwicklungsphase haben die Weizer Schafbäuerinnen und Schafbauern in einem nächsten Schritt, der nicht mehr Teil des Projekts war, die Naturkosmetik aus Schafmolke regional produziert und vertrieben.

Ausgangssituation

Die Weizer Schafbäuerinnen und Schafbauern sind in einer Genossenschaft bäuerlicher Produzentinnen und Produzenten zusammengeschlossen, die derzeit rund 300 Mitglieder zählt. Sowohl als Produktions- als auch Vermarktungsgemeinschaft auftretend, werden zahlreiche Produkte rund ums Schaf erzeugt und vertrieben.

Unter anderem produzieren die Weizer Schafbäuerinnen und Schafbauern jährlich rund 100 Tonnen an Käse aus Schafmilch. Als Nebenprodukt entsteht bei dieser Käseproduktion eine wässrige grünlich-gelbe Restflüssigkeit, die sogenannte Molke. Zum aktuellen Zeitpunkt hat diese Molke im Betrieb keine weitere Verwendung, weshalb jährlich rund 300.000 Liter Molke über einen externen Entsorgerinnen und Entsorger kostenpflichtig entsorgt werden. Hierdurch entstehen jährlich Kosten für die Weizer Schafbäuerinnen und Schafbauern.

Paradoxerweise vertreiben die Weizer Schafbäuerinnen und Schafbauern zeitgleich über ihre Schaferei, den eigenen Verkaufsladen in der Schau- und Erlebniskäserei in Mitterdorf/Raab, unter anderem Naturkosmetik aus Molke von externen Produzentinnen und Produzenten.

Da in den letzten Jahren die Nachfrage der Kundinnen und Kunden nach Naturkosmetik von den Weizer Schafbäuerinnen und Schafbauern immer stärker zunimmt und es laut. eigenen Recherchen in der gesamten Steiermark keine regional produzierte Naturkosmetik aus Schafmolke gibt, möchten die Weizer Schafbäuerinnen und Schafbauern nun eine eigene Kosmetiklinie aus Schafmolke entwickeln.

Ziele und Zielgruppen

Ziel des Projekts war die Entwicklung einer Kosmetiklinie aus Schafmolke, um den Kundinnen und Kunden eigene Produkte im Bereich Kosmetik anbieten zu können. Von der Seife über die Handcreme bis zum Dusch- und Schaumbad wurden in einem ersten Schritt zehn Produkte entwickelt. Darauf aufbauend, wurde in einem nächsten Schritt, der nicht mehr Teil des Projekts ist, seit Jänner 2020 die Naturkosmetik aus Schafmolke regional produziert und vertrieben.

Die auf Basis dieses Projekts entwickelte Kosmetiklinie soll einerseits in der Schaferei (Mitterdorf/Raab) sowie über den Online-Shop den Kundinnen und Kunden der Weizer Schafbäuerinnen und Schafbauern zur Verfügung gestellt werden. Aber auch im Zuge der Führungen in der Schau- und Erlebniskäserei werden die Produkte interessierten Gästen angeboten. Hierbei handelt es sich um eine sehr breit gefächerte Zielgruppe:

• Gemeindebürgerinnen und -bürger
• ernährungs- beziehungsweise gesundheitsbewusste Menschen
• Personen mit Nahrungsunverträglichkeiten (vor allem mit Kuhmilchunverträglichkeit)
• einschlägig Fachinteressierte
• Gourmets
• Touristinnen und Touristen und „Zufallsbesucherinnen“ und "-besucher"
• Ausflugsgruppen (Familien mit Kindern, Vereine, Firmen etc.)
• Schulen und Kindergärten
• sonstige Schulungsgruppen (Kulinarik etc.)

Die langfristige Planung sieht vor, die Produkte zum Kauf sowie in Probiergröße auch in regionalen Kaufhäusern sowie in Hotels der Region anzubieten.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Zur Zielerreichung gliederte sich das Projekt in vier Arbeitspakete:

• Produktentwicklung

Im Zuge der Produktentwicklung wurde die Produktphilosophie der Weizer Schafbäuerinnen und Schafbauern definiert und ein „roter Faden“ festgelegt. Ziel war es das Sortiment, die Anwendungsbereiche, die Inhaltsstoffe sowie die Duftnoten festzulegen. Weiters wurde in diesem Arbeitspaket definiert, welches Konservierungssystem verwendet wird und die Gebindeart bestimmt. Für alle Produkte wurden Rezepturen erarbeitet und Muster produziert. Diese Muster wurden solange überarbeitet, bis diese von der Geschäftsführung für in Ordnung befunden wurden. In diesem Zusammenhang wurden auch die „International Nomenclature of Cosmetic Ingredients" (kurz INCI; zu dt. "Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe") erarbeitet.

In Summe wurden die nachfolgenden acht Kosmetikprodukte entwickelt, die alle aus Schafmolke hergestellt werden:

1. Hautmilch mit Kamille, 50 ml / 250 ml
2. Molkeseife mit Heublume, 100 g
3. Handcreme mit Heublume, 15 ml / 50 ml
4. Pflegedusche mit Melissenöl & Alpenkräutern, 50 ml / 250 ml / 1.000 ml
5. Flüssigseife mit Zitrone, 50 ml / 250 ml / 1.000 ml
6. Tagescreme mit Ringelblume, 15 ml / 50 ml
7. Haarshampoo mit Zirbelkieferöl, 50 ml / 250 ml / 1.000 ml
8.  Spülmittel mit Kamille und Lindenblütenextrakt, 50 ml / 250 ml / 1.000 ml

Diese acht Produkte wurden ab Mitte November 2019 bis Ende Dezember 2019 als kostenlose Proben an interessierte Kundinnen und Kunden verteilt. Seit Jänner 2020 werden die Produkte zum Verkauf angeboten. Je nach Produkt und Größe wurden unterschiedliche Preise festgelegt.

Weiters wurde eine Peelingseife mit Kamille (100 g) und eine Fußcreme mit Rosmarin (50 ml) entwickelt. Die Peelingseife ist seit Mitte Februar 2020 und die Fußcreme seit Ende März 2020 ebenfalls im Genussladen erhältlich.

• Notifizierung

Um die kosmetischen Produkte in Verkehr bringen zu dürfen, wurde die Molke, welche für die Produktentwicklung verwendet wird, in einem ersten Schritt an ein amtlich anerkanntes Institut zur mikrobiologischen Untersuchung übermittelt. Diese Untersuchung war auch für die anschließende Sicherheitsbewertung im Rahmen der Notifizierung der Produkte notwendig.

Nach Erhalt des Prüfberichts wurde dieser in einem zweiten Schritt an die Europäische Kommission zur Sicherheitsbewertung gemeldet. Diese sogenannte „Notifizierung“ eines jeden Produktes erfolgt auf elektronischem Wege beim Cosmetic Products Notification Portal (CPNP). Pro Produkt muss eine Notifizierung erfolgen, wobei ein Dossier als Grundlage zur behördlichen Sicherheitsbewertung dient.

Da die Notifizierung ein langwieriger Prozess ist, konnte diese entgegen der ursprünglichen Planung leider nicht im Projektzeitraum abgeschlossen werden. Bis zum Zeitpunkt der Berichtslegung war das entsprechende Gutachten noch ausständig.

• Vermarktungskonzept

Im Rahmen dieses Arbeitspakets wird ein Vermarkungskonzept erarbeitet. Dieses soll die folgenden Schwerpunkte beinhalten:

• Schulungsunterlage für die Verkaufsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter
• Ausarbeitung von den Vorteilen der Schafmolke Kosmetik für die Kundinnen und Kunden
• Grafische Gestaltung der Schmucketiketten für die Produkte
• Gestaltung eines Produktfolders/flyer
• Erstellung von Produktdatenblättern und Zusammenfassung in einer Produktmappe
• Einpflege und Gestaltung der Kosmetiklinie auf der Homepage
• Gestaltung von Beiträgen für Facebook und Instagram
• Gestaltung von PR-Texten für Zeitungen

•  Projektmanagement

Zur erfolgreichen Projektumsetzung erfolgte die Implementierung eines entsprechenden Projektmanagements. Aufgrund der fachlichen Kompetenz wurde Josef Fuchs, zum damaligen Zeitpunkt Geschäftsführer der Weizer Schafbäuerinnen und Schafbauern, damit beauftragt. Hierdurch konnte nicht nur die Erreichung und Einhaltung von inhaltlichen, finanziellen und terminlichen Zielen gewährleistet, sondern auch die Einhaltung der LEADER-Publizitätsvorschriften ermöglicht werden.