Biodiversitätsgemeinde

Artenreichtum durch naturnahes öffentliches Grün

Themenbereich
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz
Klimaschutz und Klimawandel

Untergliederung
Umweltschutz
Naturschutz
Biodiversität
Klimawandelanpassung
LEADER
Bildung & Lebenslanges Lernen

Projektregion
Steiermark

Lokale Aktionsgruppe
LAG Südsteiermark

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
1.3.2018-30.7.2019

Projektkosten gesamt
74.528,11€

Fördersumme aus LE 14-20
58.837,21€

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Regionalmanagement Südweststeiermark GmbH - Naturpark-Südsteiermark

Kurzbeschreibung

Der Naturpark Südsteiermark hat gemeinsam mit seinen 15 Naturparkgemeinden die Biodiversität durch naturnahe Begrünung auf kommunalen Flächen gesteigert.

Kerngedanke der naturnahen Begrünung ist es, dass die Ansprüche der öffentlichen Gemeindeflächen bestehend aus Kreisverkehren, Straßen, Plätzen mit möglichst viel Natur in Einklang gebracht werden. Gleichzeitig bietet diese Art der Flächenbearbeitung (1-2 Mal Mähen pro Jahr) ein enormes Einsparungspotential für die Gemeinden gegenüber den herkömmlichen Bepflanzungen (hohe jährliche Kosten für das Pflanzenmaterial und hoher Personalaufwand).

In Seminaren wurde den Wirtschaftshofmitarbeiterinnen und -mitarbeitern der Naturparkgemeinden die Planung, Anlage und Pflege solcher naturnahen Flächen angelernt. Dadurch wird den Gemeinden die Möglichkeit gegeben, in Zukunft selbstständig noch mehr Flächen naturnah zu begrünen und damit einerseits die Biodiversität nachhaltig zu stärken und gleichzeitig auch das dazugehörige Einsparungspotential zu nutzen.

Ausgangssituation

Nachrichten wie „Das große Bienensterben“ oder „Dramatischer Artenrückgang“ prägen die N der letzten Jahre. Der Biodiversitätsrückgang ist ist vor allem auf den großflächigen Flächenverlust durch industrielle Landwirtschaft und Versiegelung zurückzuführen. Gleichzeitig werden auch der Großteil an Gemeindeflächen nicht-naturnah bepflanzt und sorgen damit für einen erheblichen Kostenaufwand (Mähen, Mulchen, Bewässerung etc.) und hemmen dadurch auch das Biodiversitätspotential dieser Flächen.

Ziele und Zielgruppen

Das vorliegende Projekt ist aktiv, in der Fläche, gegen den voranschreitenden Biodiversitätsverlust vorgegangen, indem es mit den  Naturparkgemeinden kommunale Flächen in naturnahes Grün umgestaltet hat.

Das Projekt richtete sich direkt an die Zielgruppe der Gemeindevertreterinnen und -vertreter, das heißt neben den  Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sollen vor allem auch  die Wirtschaftshofmitarbeiterinnen und -mitarbeiter im Rahmen einer Fortbildung auf die Vorteile der naturnahen Begrünung aufmerksam gemacht werden. Begleitend dazu wurde der Bevölkerung das Potential und  die Wichtigkeit dieser Art der  Begrünung vorgestellt und in Form  einer medialen (Artikel und Tafeln an den Flächen) Öffentlichkeitsarbeit vor Augen geführt.


Projektumsetzung und Maßnahmen

Der   Naturpark   Südsteiermark   versucht   die   Biodiversität,   gemeinsam   mit   seinen   15 Naturparkgemeinden durch eine naturnahe Begrünung der kommunalen Flächen, zu steigern. Kerngedanke  ist  es, die  Interessen  der  Gemeinden  (ansehnliche  öffetnliche  Flächen  und Einsparungspotential)  und  des Naturparks (Biodiversität)  zu  bedienen  und  gleichzeitig  das Know-How der naturnahen Begrünung in die Region zu bringen. Vorgesehen sind:

  • Fortbildung  „Naturnahe  Begrünung“.  Die  Wirtschaftshofmitarbeiterinnen  und -mitarbeiter sollen  die Bewirtschaftung  von  naturnahem öffentlichen Grün  erlernen,  d.h.  von  der  Planung über  die Anlage bis zur Bestandserhaltung.

  • Anlage   von   naturnahem  Grün.   Planung   und   Umsetzung  von   naturnaher Begrünung auf kommunalen Flächen.

  • Öffentlichkeitsarbeit.  Infotafeln  an  den  neu  gestalteten  Flächen  und  regionale Medienartikel sollen auf das Projekt hinweisen und den  Hintergrund erläutern.

  • Wissenschaftliches Monitoring. Biodiversitätsmonitoring der naturnahen Flächen vor und nach  der Umgestaltung.


Ergebnisse und Wirkungen

Über die letzten zwei Jahrzehnte hat sich im Bereich „Naturnahes Grün" vieles entwickelt,  das vor allem in Teilen Deutschlands und auch Vorarlbergs großen Anklang gefunden hat.

Seit Beginn des Projektes wurden die Naturparkgemeinden in vielen Gesprächen und Beratungen auf diese Win-Win-Win Situation  (nachhaltig,  biodiversitätsfördernd  und  kostensparend) dieser  „BeBUNTungs" Variante, schließlich sind die neuen Flächen bunt und nicht nur grün, hingewiesen.

Durch die aktive Mitarbeit und Schulung der Wirtschaftshofmitarbeiterinnen und -mitarbeiter (insgesamt wurden bisher drei Seminare in der Pilotgemeinde Strass durchgeführt) wurden die Gemeinden in die Anlage und Pflege dieser Flächen direkt eingebunden und tragen nun von Anfang an auch die Verantwortung dafür.

Die hierbei neu gestalteten naturnahen öffentlichen Grünflächen (bisher über 10.000 m2  umgesetzt) können, nach einer gewissen Zeit des Anwachsens, den trockenen Grünlandlebensräumen  zugerechnet  werden und bilden somit eine Erweiterung der „Grünen Infrastruktur" für viele Lebewesen.

Alleine auf den Flächen der Pilotgemeinde Strass wurden über 300 verschiedene Pflanzenarten gesetzt beziehungsweise gesät. Bei einer ersten zoologischen Erhebung, nur drei Monate nach der Anlage, wurden 109 Arten bei den untersuchten  Tiergruppen (Heuschrecken  11,  Blütenbesucherinnen und -besucher  27, Schmetterlinge 9, Wanzen  35, Zikaden, 25 Libellen 1 Reptil ) nachgewiesen. Auch naturschutzfachlich interessante Arten (unter anderem stark gefährdete rote Liste Arten) wurden darunter gefunden wie zum Beispiel Blauflügelige Ödlandschrecke, Dickkopf- Grashüpfer, Himmelblauer Bläuling, Bunter Waldläufer (Wanze), Winden-Glasflügelzikade, Grür- Ameisenzikade,  Zauneidechse. 

Weiters  konnte  der  Bericht  des  Monitoring-Teams festhalten,  dass die meisten   Flächen   als  Dauerlebensraum   oder   wichtiger  Teillebensraum   (Nahrungsflächen)  für  viele festgestellte  Arten  von  Bedeutung  sind  und  das  damit  der  gewünschte  positive  Effekt  auf die lokale Biodiversität gegeben zu sein scheint.

Um diese neu gestalteten bunten Flächen auch den Nachbarinnen und Nachbarn und Passantinnen und Passanten näher zu bringen, wurden in
Gemeindezeitungen  Artikel zu dem „Naturnahen Bunt" abgedruckt und die öffentlichen  Flächen mit bisher 29 Informationstafeln ausgestattet. 

Die naturnahen  öffentlichen  Flächen wurden in sieben verschiedenen Naturparkgemeinden angelegt. Nach der Pilotgemeinde Strass in der Steiermark folgten die Gemeinden St. Nikolai im Sausal, Tillmitsch,  Leibnitz,  Heimschuh, Gamlitz und Gleinstätten.


Erfahrung

 Am wichtigsten für die Nachhaltigkeit dieses Projektes sind zuverlässige Wirtschaftshofmitarbeiterinnen und -mitarbeiter vor Ort, die einen grünen Daumen haben oder ein "grünes" Auge auf die neuen bunten Flächen werfen und somit die positive Entwicklung und Pflege sichern.