Pflegedrehscheibe & Demenzservicestellen
in der SW-Steiermark
- Themenbereich
- Basisdienstleistungen, Leader, Gemeinden
- Untergliederung
- Integration & Soziale Inklusion
- Soziale Dienstleistungen
- Gesundheit
- LEADER
- Projektregion
- Steiermark
- Lokale Aktionsgruppe
- LAG Schilcherland
- LAG Südsteiermark
- LE-Periode
- LE 14–20
- Projektlaufzeit
- 01.01.2016-30.11.2018
- Projektkosten gesamt
- 331.000,00€
- Fördersumme aus LE 14-20
- 264.800,00€
- Massnahme
- Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)
- Teilmassnahme
- 19.3 Vorbereitung und Durchführung von Kooperationsmaßnahmen der lokalen Aktionsgruppe
- Vorhabensart
- 19.3.1. Umsetzung von nationalen oder transnationalen Kooperationsprojekten
- Projektträger
- Sozialverein Deutschlandsberg
Kurzbeschreibung
Die Pflegedrehscheibe und Demenzservicestellen der Bezirke Deutschlandsberg und Leibnitz klären Fragen bezüglich Pflege, Betreuung und Demenz kostenlos und unabhängig. Im Sinne eines Case- und Caremanagement werden Betroffene und Angehörige durch klinische PsychologInnen, SozialarbeiterInnen, Case-u. CaremanagerInnen sowie diplomierte Gesundheits- und KrankenpflegerInnen begleitet. Individuelle Unterstützung im Demenzfall wird durch Entlastungsgespräche, Frühdiagnostiken, Begleitung und Training angeboten. Durch intensive Bewusstseinsbildung werden Schlüsselkräfte und die Bevölkerung informiert und geschult. In 5 Lehrgängen haben zahlreiche Teilnehmer*innen Ausbildungen zu M.A.S.-Demenztrainerinnen (Training zur Stimulation kognitiver Funktionen und Erhaltung körperlicher Fähigkeiten bei Morbus Alzheimer Syndrom) absolviert und Arbeitsstellen gefunden. 2500 Beratungsgespräche und 400 Hausbesuche 2018 & 2019 bestätigen den Bedarf und die Notwendigkeit des Projektes.Ausgangssituation
In den Bezirken Leibnitz und Deutschlandsberg gab es für Fragen rund um Pflege und Betreuung keine unabhängige Informations- und Beratungsstelle. Der Bedarf, Betroffene und Angehörige im Sinne eines Case- und Caremanagement zu begleiten war evident.
Als Ergänzung zur bereits bestehenden Demenzservicestelle in der BH Deutschlandsberg, die kostenlose Beratung anbietet, wird mit diesem Projekt ein Schwerpunkt auf die Prävention und Frühförderung gelegt, da eine Demenzerkrankung mit einer durchschnittlichen Dauer zwischen acht und zehn Jahren derzeit medizinisch nicht heilbar ist.
Der Bedarf ist enorm groß. Zusätzlich soll durch bewusstseinsbildende Maßnahmen die Bevölkerung informiert werden und rechtzeitig und gezielt Angebote in Anspruch nehmen können bzw. entlastet werden. Durch Ausbildungsmodule sollen v.a. Frauen über 50 die Kompetenz zur Begleitung als M.A.S.-Trainer erhalten und somit gesicherte Beschäftigungsmöglichkeiten.
Ziele und Zielgruppen
Pflegedrehscheibe:Es wurde in den Bezirken Deutschlandsberg und Leibnitz je eine unabhängige, barrierefrei zugängliche Informations- und Beratungsstelle gesucht und geschaffen, die im Sinne von Case- und Care Management zu pflegerelevanten Themen niederschwellig und kostenlos informiert.
Eingesetzte Kompetenzen sind 5 Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen (= DGKP), 2 Klinische und Gesundheitspsychologinnen; 1 Sozialarbeiterin, 1 Fachsozialbetreuerin, 1 Case Managerin.
Durch individuell koordinierte Betreuung und Beratung konnten viele Betroffene und Angehörige an Lebensqualität gewinnen.
Der Sozialverein unterstützt den Sozialhilfeverband und die integrierte Sozial- und Gesundheitssprengel bei der Aufstellung der Pflege- und Betreuungsangebote. Ein wichtiger Aspekt ist die Pflege des Netzwerkmanagement.
Zusätzlich wurde mit 01.02.2018 die „Pflegedrehscheibe“ als Dienst- und Fachaufsicht des Landes Stmk an der BH-Deutschlandsberg pilothaft vom Land Steiermark eingerichtet. Die Handlungsfelder neben der Pflegeberatung sind vor allem komplexe Sachverhalte und behördliche Aufträge (indiziert), die im Case Management erledigt werden bzw. werden im Sinne eines Care Management Angebote aufgezeigt und statistisch erfasst.
Die Demenzservicestellen Deutschlandsberg und Leibnitz bieten den Betroffenen und Angehörigen kostenlose individuelle Angehörigenberatung, Vermittlung von Wissen zu demenzspezifischen Fragen sowie kostenlose Pflegeberatung, M.A.S.- und Demenzförderungen als Einzel- und Gruppenförderungen, Entlastungsgespräche sowie Frühdiagnosen.
Die Durchführung erfolgt fachbereichsspezifisch durch 2 Klinische- und Gesundheitspsychologinnen, 1 Psychotherapeut, 5 DGKP.
Jeden ersten Freitag im Monat können die kostenlosen Angebote der Früherkennung und die dafür vorgesehene Diagnostik mit einer Terminisierung der Klinischen und Gesundheitspsychologinnen in beiden Bezirken in Anspruch genommen werden. Die kostenlose Pflegeberatung erfolgt im Rahmen der Pflegedrehscheibe und wird von 5 DGKP abgedeckt.
Die Schulungen für Angehörige erfolgten im häuslichen Umfeld, bei Vorträgen sowie in der Auszeit Demenz-Woche im Retzhof und in Schwanberg. Vermittlung von Wissen schafft bei den Angehörigen Sicherheit.
Die Exekutive des Bezirks Deutschlandsberg wurden im Rahmen von „Gemeinsam sicher“ vom Team der Klinischen und Gesundheitspsychologinnen sowie von einer Fachsozialbetreuerin geschult.
Weiters wurden in der MAS- und Demenzförderung durchgeführt:
· Erzählcafes in beiden Bezirken je einmal im Monat
· Einzelförderung im häuslichen Umfeld
· Gruppenförderung in Einrichtungen mit den dortigen Bewohner und mit Betroffenen aus dem häuslichen Umfeld
· Stundenweise Betreuung im Rahmen der Demenzförderung
· Sturzpräventionstraining im häuslichen Umfeld und Gruppenaktivität
Das Leistungsangebot der M.A.S. Demenzförderung (Training) wird von ausgebildeten M.A.S. Demenztrainer/innen durchgeführt. Ganzheitliche Sturzprophylaxe wird von einem Sportwissenschaftler und einem Physiotherapeuten angeboten.
2017 & 2018 fanden 2500 Beratungsgespräche (telefonisch & in Beratungstellen) und 400 Hausbesuche für Betroffene und Angehörige statt.
Projektumsetzung und Maßnahmen
Pflegedrehscheibe:
Die neutrale Informations- und Beratungsstelle ist von Montag bis Freitag telefonisch erreichbar und an 3 Tagen pro Woche für die Bevölkerung geöffnet und barrierefrei zugänglich: sowohl mit Büro- und inkludierten Beratungsräumlichkeiten in beiden Bezirkshauptstädten Deutschlandsberg und Leibnitz. Je nach Notwendigkeit werden nach Vereinbarung auch Hausbesuche durchgeführt.
Sehr häufig werden Fragen zu den Themen: mobile Dienste, stundenweise Betreuung und 24h-Betreuung beantwortet und wird zum anspruchsvollen Thema Demenz beraten. Gelegentlich wird direkter Kontakt mit Institutionen, Behörden und behandelnden Ärzten aufgenommen. Die administrative Unterstützung bei Anträgen und Förderungen wird von Betroffenen und Angehörigen dankend angenommen.
Durch die ständige Aus- und Weiterbildung der eingesetzten Mitarbeiter ist die Beratungsqualität sehr hoch bzw. wird ständig ausgebaut und erweitert. Weiters hat sich durch das Projekt ein nachhaltiges Netzwerk zu weiteren Institutionen (Sozialhilfeverband, Gemeinden, Polizei (dort als „Notrufe“ in der Kleinen Zeitung genannt) entwickelt.
Demenzservicestellen:
Durch die kombinierte Vorgehensweise der Betreuung von Menschen, die mit Demenz leben und ihren begleitenden Angehörigen kann für alle beteiligten Personen eine Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden. Pflegende Angehörige kommen durch die zeitliche Entlastung, die regelmäßig durchgeführten M.A.S.-Förderungseinheiten, durch die kostenlose psychosoziale Unterstützung, kostenlose Pflegeberatung, Entlastungsgespräche, kostenlose Angehörigenschulungen, zu einem besseren Verständnis und einer Umgangsweise mit den dementen Angehörigen. Für die betreuenden Angehörigen führt dies mittel- bzw. langfristig zu einer Verbesserung bzw. den Erhalt der Lebensqualität und Erwerb neuer Handlungsmöglichkeiten. Für Menschen, die mit Demenz leben, ist die Erweiterung ihres Lebensraumes durch die Eingliederung in eine soziale Gruppe gewährleistet und kann mittelfristig und langfristig die Lebensqualität erhalten und vorhandene Ressourcen aktiviert bzw. optimiert werden.
Durch die Kombination von Angehörigenentlastung und die Unterstützung und Förderung der Betroffenen kann der Eintritt in ein Pflegeheim verzögert werden (erster Österreichische Demenzbericht 2014). Durch den stetig wachsenden Bedarf an MAS -Demenzförderung werden laufend Ausbildungen in Zusammenarbeit mit der Alzheimerakademie Bad Ischl angeboten.
Marketingtechnisch wurden sowohl die Pflegedrehscheibe als auch die Demenzservicestelle mittels Folder beworben, die in Gemeinden, Bezirkshauptmannschaften, Hausärzten, Fachärzten, den Trägern der Pflege- und Gesundheitseinrichtungen, in Therapiezentren und den Pflegedrehscheibe-Büros aufliegen. Zusätzlich wurde das Angebot mittels Plakaten und laufenden Medieneinschaltungen in Gemeindezeitungen und regionalen Medien und auf Websites präsentiert und bei Veranstaltungen in verschiedensten Organisationen darüber berichtet.
Großer Mehrwert ist durch die fachliche Vernetzung der Leistungsträger im Gesundheits- und Pflegebereich, der Bezirkshauptmannschaften und Gemeinden sowie den ISGS (integrierte Sozial- und Gesundheitssprengel) und der Sozialhilfeverbände entstanden und wurde als fixe Institution etabliert.
In Anlehnung an das Demenzprojekt der Connexia GmbH im gesamten Bundesland Vorarlberg sollen die Bezirke zu demenzfreundlichen Gemeinden entwickelt werden. In den beiden demenzfreundlichen Bezirken Deutschlandsberg und Leibnitz wurden folgende Gemeinden mit Expertenteams ausgestattet:
Bezirk Deutschlandsberg: Schwanberg, St. Stefan ob Stainz, Stainz, Groß St. Florian, Pölfing Brunn
Bezirk Leibnitz: Lebring, Lang, Heimschuh, Gamlitz, Leibnitz, Hengsberg, Heiligen Kreuz am Waasen
Jeden ersten Freitag im Monat können die kostenlosen Angebote der Früherkennung und die dafür vorgesehene Diagnostik mit einer Terminisierung der Klinischen und Gesundheitspsycholog/innen in beiden Bezirken in Anspruch genommen werden.
Im Bereich der Früherkennung wurden im Jahr 2017 insgesamt 27 Frühdiagnostiken durchgeführt, im Jahr 2018 insgesamt 51. Es kann davon ausgegangen werden, dass jedes Jahr die Zahl der Frühdiagnostiken steigen werden.
Schulungen und Informationsveranstaltungen mit Inhalt Früherkennung, Gedächtnisprophylaxe und richtiger Umgang und Hilfestellung für Betroffene finden laufend statt.
Entwickelt und umgesetzt wurde die Initiative „Lichtbllick“. Dieses abgewandelte Modell des Zeithilfsnetzwerks besteht darin, dass Ehrenamtliche mit Gesprächen die Wartezeit von Patienten verkürzen. Gestartet wurde damit im LKH Südstmk Standort Wagna. Besuchs- und Begleitdienst wird von öffentlichen Organisationen wie Rotes Kreuz angeboten.
Die Möglichkeit des Angebots der stundenweisen Betreuung wurde im Projekt entwickelt und ebenso angeboten. Die stundenweise Betreuung wird gut angenommen. Alle BetreuerInnen haben die Zusatzqualifikation M.A.S. Demenz-TrainerIn vorzuweisen. Die Nachfrage nach diesen Lehrgängen in Modulform ist sehr groß und wird auch nach Projektende angeboten und von zahlreichen Frauen besucht.
Ergebnisse und Wirkungen
Durch die hohe Anzahl von Interessierten und Personen, die die Angebote nutzen, wird die Notwendigkeit und der Bedarf der Umsetzungen bestätigt.
Durch die Errichtung der Infrastruktur und Angebote konnten die oftmals plötzlich auftretenden Themen Pflege und Demenz und die damit verbundenen emotionalen Ausnahmezustände in den beiden Bezirken in eine sachliche Richtung gelenkt werden. Niederschwellige Zugänge mit raschen Lösungsmöglichkeiten sorgen für Entspannung.
Sensibilisierung und Enttabuisierung der Bevölkerung zum Thema Demenz wurde erreicht, eine niederschwellige Schnittstelle zwischen Betroffenen, pflegenden Angehörigen und professionellen Anbietern geschaffen.
Durch die gute Annahme der Angebote wie z.B. der Früherkennungsdiagnostik wird Demenz früher erkannt und kann frühzeitig behandelt werden. Angehörige finden Entlastung durch Beratung, Schulung und stundenweise Betreuungsangebote.
Durch die M.A.S-Lehrgänge steht Betroffenen professionelle Begleitung zur Verfügung und haben zahlreiche Personen v.a. im Alter 50 Möglichkeiten erhalten in ein geregeltes Arbeitsleben einzusteigen.
Erfahrung
Die Erfahrung hat gezeigt, für dieses sehr komplexe Thema eine umfangreiche, zeitintensive Projektvorbereitung notwendig ist, ebenso waren die umfangreichen Gespräche und Abklärungen mit allen involvierten Projektpartnern und den Landesstellen enorm wichtig. Vor allem muss schon zu Projektbeginn die finanzielle Absicherung zum Fortbestand des Projektes nach Projekt- und Unterstützungsende gesichert sein.All diese Voraussetzungen wurden im Projekt erfüllt und trugen zur erfolgreichen Umsetzung und Weiterführung bei.