Reine Lungau EIP
Für die Lungauer Milchbäuerinnen und Milchbauern stellt das Projekt „Reine Lungau“ eine Chance dar, Qualitätsmilchprodukte herzustellen und dadurch langfristig wirtschaftlich zu bleiben. Um das mutige Produktionsverfahren besser umzusetzen und darüber hinaus weitere Verbesserungen für die Region, wie auch gesamtökologisch zu erreichen, wurde eine Vielzahl von Maßnahmen durchgeführt.
- Themenbereich
- Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette
- Innovation
- EIP-AGRI
- Untergliederung
- Landwirtschaft
- Innovation
- Wissenstransfer
- Biodiversität
- Naturschutz
- Kurze Versorgungsketten
- Wertschöpfung
- Alm- & Berglandwirtschaft
- Tierwohl
- EIP Europäische Innovationspartnerschaft
- Projektregion
- Salzburg
- LE-Periode
- LE 14–20
- Projektlaufzeit
- 01.06.2018-30.05.2021
- Projektkosten gesamt
- 112.000 €
- Massnahme
- Zusammenarbeit
- Teilmassnahme
- 16.2 Förderung für Pilotprojekte und für die Entwicklung neuer Erzeugnisse, Verfahren, Prozesse und Technologien
- Vorhabensart
- 16.02.1. Unterstützung bei der Entwicklung neuer Erzeugnisse, Verfahren & Technologien der Land-, Ernährungs- & Forstwirtschaft
- Projektträger
- OG ARGE REINE LUNGAU EIP
Kurzbeschreibung
Für die Lungauer Milchbäuerinnen und Milchbauern stellt das Projekt „Reine Lungau“ eine Chance dar, Qualitätsmilchprodukte herzustellen und dadurch langfristig wirtschaftlich zu bleiben. Um das mutige Produktionsverfahren besser umzusetzen und darüber hinaus weitere Verbesserungen für die Region, wie auch gesamtökologisch zu erreichen, wurde eine Vielzahl von Maßnahmen durchgeführt. Hierbei war es insbesondere wichtig die Futtermittelversorgung durch Ressourcen- und Flächenmanagement neu zu organisieren, Neuzüchtungen anzustreben und regionales Saatgut zu verwenden. Zudem wurden Biodiversitätsflächen angelegt und Maßnahmen zum Schutze des Braunkehlchens etabliert. Um die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten, wurden neue Produktenwicklungen zur Verwertung der Altkühe angestrebt. Alle Ergebnisse werden umfassend kommuniziert, um so anderen Landwirtinnen und Landwirten Zugang zu den erarbeiteten Methoden zu gewähren, damit auch diese ökologisch und zugleich wirtschaftlich arbeiten können.Ausgangssituation
Die Reine Lungau Biosphären Biomilch ist eine spezielle Milch von Salzburg Milch. Sie stammt ausschließlich von klein strukturierten Bio-Bauernhöfen im Biosphärenpark Lungau, die zu 100% gentechnikfrei wirtschaften und eine Landwirtschaft mit besonders regionaler Prägung betreiben. Sie erfüllen strenge Kriterien in der Tierhaltung, füttern ihre Tiere nur mit dem, was die Natur hergibt und werden regelmäßig von unabhängigen Stellen kontrolliert. Das Regelwerk zur „Reinen Lungau“ wurde bereits gut umgesetzt, jedoch bedarf es einer Anpassung des Grundkonzeptes an den Produktionsalltag der landwirtschaftlichen Betriebe, um dieses innovative Produktionsverfahren abzusichern. Insbesondere eine Neuorientierung im Ressourcen- und Flächenmanagement ist aufgrund der Abgrenzung vom nationalen Futtermittelversorgungsmarkt der teilnehmenden Betriebe notwendig. Hierfür müssen Nährstoffflüsse analysiert werden, das Konzept des abgestuften Wiesenbaus auf allen Betrieben eingeführt werden und zugleich pflanzliche Gemeinschaften mitangedacht sowie Braunkehlchen-Habitate integriert werden. Auch die lokale Versorgung mit Saatgut muss gewährleistet werden und neue wirtschaftliche Lösungen für den Verkauf der Altkühe sollen gefunden werden.Ziele und Zielgruppen
Ermittlung des Veränderungsbedarfs im Flächenmanagement mithilfe des Tools FarmLife. Sicherstellung der pflanzlichen und tierischen Biodiversität durch Vermehrung von Ackersaatgut, der Anlage von Biodiversitätsflächen und der Förderung von Braunkehlchen-Habitaten. Förderung von geeigneten Zuchtlinien, Steigerung der Vermarktungskompetenz von Rindfleisch, Verstärkung der gesellschaftlichen Akzeptanz und Preissicherung durch Ökobilanzierung, Visualisierungen und Kommunikation, sowie eine wissenschaftliche internationale Tagung. Hauptzielgruppe sind die Landwirtinnen und Landwirte des Projektes Reine Lungau, welche bei der Arbeit nach dem festgesetzten Regelwerk unterstützt werden, während zeitgleich neue positive Nebeneffekte erreicht werden. Auch neue landwirtschaftliche Betriebe werden mit eingebunden und vernetzt. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse des Projekts in die breite Bevölkerung getragen werden.Projektumsetzung und Maßnahmen
Die Operationelle Gruppe besteht aus: Dem bäuerlichen Unterstützungsverein Reine Lungau, der Bezirksbauernkammer Tamsweg, den bäuerlichen Betrieben Hermann Mauser, Peter Lassacher und Hans Georg Draxl. Weiter wird die ARGE Reine Lungau durch die HBLFA Raumberg-Gumpenstein und den Saatzuchtverein Lungau unterstützt.
Die Ziele der ARGE Reine Lungau sollen durch diverse Maßnahmen erreicht werden, welche sich wie folgt gliedern lassen:
- Nutzung bestehender Werkzeuge und Kompetenzen: Das Betriebsmanagement-Tool FarmLife zum Ressourcen- und Flächenmanagement, sowie die Vermehrung und Selektion von Sorten für Ackersaatgut mit dem Partner Saatzuchtverein Lungau
- Einsatz von bestehenden Konzepten und regionaler Innovation: Abgestufter Wiesenbau, Anlage von Biodiversitätsflächen, Förderung von Braunkehlchen-Habitaten durch Wiesenstreifen, sowie die Linienzucht für extensive Milchwirtschaft unter Zuhilfenahme des LKV-Berichts
- Neuentwicklungen: Neue Produktentwicklungen Rindfleisch und Pilotversuch zur Vermarktung der Altkühe durch längere Reifezeit und strategische Präsentation der Produkte nach Außen
Ergebnisse und Wirkungen
Erwartet wurde, dass die landwirtschaftlichen Betriebe ihre Kompetenzen in der Milchwirtschaft weiter ausweiten können und familiäre Aspekte des Konsumverhaltens in den Vordergrund treten, wodurch das innovative Produktionsverfahren langfristig abgesichert, sowie die bäuerliche regionale Gemeinschaft gestärkt werden konnte. Zudem wurde durch die Vernetzung mit dem Tourismuskonzept Biosphärenpark Lungau eine höhere Wertschätzung auch von außerhalb erreicht. Unter den Landwirtinnen und Landwirten wurde eine größere Vernetzung erwartet, die durch das gemeinsame Ziel des Schutzes des Braunkehlchens verstärkt wird. Eine weitere positive Wirkung wurde durch den zukünftigen Ausbildungsschwerpunkt der ökoeffizienten Landwirtschaft in der Region erreicht. Zu diesem Zwecke und auch um im gesamten Berggebiet Wirkung zu entfalten, wurden alle landwirtschaftlichen Erkenntnisse, sowie der Stakeholder Prozess dokumentiert und kommuniziert. In letzter Instanz war eine Übertragung auf andere ökologisch wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe denkbar.Die Vernetzung der teilnehmenden Projektbetriebe verlief äußert zufriedenstellend und eine überbetriebliche Zusammenarbeit wurde erreicht. Die Dokumentation über das Betriebsmanagement - Tool Farmlife verdeutlichte den Landwirten wertvolle Informationen über ihre Bodenbeschaffenheit und ihr Betriebsmanagement. Durch die umfangreiche Beratung der HBLFA Raumberg - Gumpenstein konnten die teilnehmenden Betriebe optimiert werden.
Erfahrung
Nachdem ein Jahr seit Projektstart vergangen war, waren bereits erste Ergebnisse sichtbar. Das Altkuh - Projekt nahm gleich zu Projektstart konkrete Formen an und konnte im Herbst 2018 erfolgreich starten. Die Entwicklung hier verläuft erfreulicherweise konstant mit ca. einem Liefertermin pro Monat an METRO Österreich. Betriebwirtschaftlich gesehen konnte das Programm „Farmlife“ der HBLFA Raumberg-Gumpenstein nach dem ersten Jahr in rund 45 % der am Projekt teilnehmenden Betriebe erfolgreich eingeführt werden. Diesbezüglich fanden Schulungstermine für die Landwirte statt und die Daten dienten ua. den Landwirten dazu, ihre eigene Betriebssituation aus einer neuen Perspektive zu sehen und ggf. zu verbessern. Die Auswertung der Daten im Frühling 2019 brachte erfreuliche Ergebnisse vor - die Reine Lungau Bauern wirtschafteten sehr ökoeffizient. Auch das Wiesenbrüterprojekt mit Schwerpunkt „Braunkehlchen“ konnte erfolgreich in den betreffenden Betrieben etabliert werden. Hierbei wurden Wiesenrandstreifen angelegt, die den Vögeln als Brutplatz und als Schutzzone zur Verfügung gestellt werden. Die Landwirte verzichten auf diese Futterfläche und stellen sie den Vögeln zur Verfügung. Dies förderte einerseits das Überleben dieser gefährdeteten Vogelart und andererseits erhöhte es die Biodiverstät der Flächen und bot Insekten einen vielfältigen Lebensraum. Aktuelle Infos von unseren Biosphärenbauern findet man unter www.verein-reinelungau.at oder direkt unter facebook @vereinreinelungau Das Projekt wurde im Mai 2021 abgeschlossen und mittels Webinar konnte ein Erfahrungsaustausch mit allen Projektbeteiligten durchgeführt werden. Die Auswertung der Braunkehlchenflächen über BirdLife Österreich zeigte erfreulicherweise einen Anstieg an Brutpaaren in der Region Salzburger Lungau. Ebenso konnten die regionalen Getreideanbauflächen gesteigert werden und die Landwirte mit passendem Saatgut flächendeckend versorgt werden. Für den Produktionszweig der Altkühe wurde ein AMA - Markenprogramm installiert, welches unter dem Titel „Alte Kühe aus dem Bioshärenpark Salzburger Lungau“ erfasst wurde. Die Absatzmenge an alten Kühen ist kontinuierlich mit einem Liefertermin pro Monat an METRO Österreich festgesetzt. In den Sommermonaten wird aufgrund der Alpung der Kühe pausiert (Juni - August). Das Altkuhprojekt wurde über den Vereinsvorstand auch nach Projektende weitergeführt.