So schmeckt Biodiversität - Wertschöpfung Streuobst

Themenbereich
Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz
Kulinarik

Untergliederung
Landwirtschaft
Wertschöpfung
Naturschutz
Biodiversität
Nahversorgung
LEADER
Kulinarik
Vermarktung und Vertrieb
Lebensmittelverarbeitung

Projektregion
Steiermark

Lokale Aktionsgruppe
LAG Südsteiermark

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
01.01.2018-31.12.2019 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
62.980,00 €

Fördersumme aus LE 14-20
37.788,00 €

Massnahme
Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)

Teilmassnahme
19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung

Vorhabensart
19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie

Projektträger
Regionalmanagement Südweststeiermark GmbH - Naturpark Südsteiermark

Kurzbeschreibung

Der Naturpark Südsteiermark zeichnet sich durch sein vielfältiges Landschaftsbild aus. Der Bestand vieler typischer Kulturlandschaftselemente ist jedoch rückläufig. Besonders betroffen sind Wiesenflächen und Streuobstwiesen. Durch die fehlende Wertschöpfung verbrachen viele Flächen. Das Projekt versucht dem Streuobst einen ökonomischen Wert zu geben. Mit regionalen Betrieben wird zum Erhalt ein Netzwerk zwischen Streuobstwiesenbesitzern und Veredelungsbetrieben aufgebaut. Durch die Innnovationskraft der Betriebe ist es möglich (Streu)-Obstprodukte auf den Markt zu bringen.
Der Naturpark wird mit den Wiesen-Besitzerinnen und Besitzern Kontakt aufnehmen, die Obstsorten bestimmen und Biodiversitätserhebungen durchführen. Über Marketingmaßnahmen und Verkostungen wird Bewusstseinsbildung für den ökologischen Wert des Streuobstes geschaffen. Dadurch bekommen Konsumentinnen und Konsumenten die Chance mit ihren Käufen die regionale Wirtschaft zu stärken, die Kulturlandschaft zu erhalten und die Biodiversität zu schützen!

Ausgangssituation

Der wirtschaftliche Erfolg der Region Südsteiermark ist stark von der hohen Qualität des Leitprodukts Wein und der gleichzeitigen Vermarktung des Landschaftsbildes abhängig. Leider sind in den letzten Jahren viele ursprünglich typische Kulturlandschaftselemente rückläufig. Der Trend geht aufgrund von Unwirtschaftlichkeit zu größeren landwirtschaftlichen Einheiten. Durch die fehlende Wertschöpfung des Streuobstes verbrachen viele dieser Flächen. Die letzten ökologischen Kartierungen (Landschaftspflegeplan Südsteiermark 2007) haben besorgniserregende Daten hervorgebracht. Streuobstwiesen wiesen 2007 einen Anteil von 9 % (1.485 ha) der Gesamtfläche des Naturparks auf. Der Anteil an jungen Streuobstbeständen war mit 8 % (11 ha) des gesamten Streuobstbestandes sehr gering. Ein wesentlicher Grund dafür ist die fehlende wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeit. Etwa 17 % der Bäume sind in sehr schlechtem Zustand.
Das Projekt „So schmeckt Biodiversität“ ist auf eine Laufzeit von 2 Jahren geplant. Entsprechend dem Kulturlandschaftspflegeplans des Naturparks wird versucht, dem Streuobst einen ökonomischen Wert zu geben. Mit regionalen Betrieben wird zum Erhalt der Biodiversität und der Kulturlandschaft das bisher nicht vorhandene Netzwerk zwischen Streuobstwiesenbesitzern und Veredelungsbetrieben aufgebaut. Durch die Innovationskraft der regionalen Betriebe ist es möglich, hier interessante (Streu)-Obstprodukte (wieder) auf den Markt zu bringen. Durch die Veredelung des Streuobstes wird dessen Wertschöpfung gesteigert, die kleinstrukturierte Landwirtschaft gestärkt und dieses für den Naturpark Südsteiermark so wichtige Kulturlandschaftselement erhalten.

Ziele und Zielgruppen

Der komplexe Sachverhalt des Erhaltens der Natur- und Kulturlandschaft soll durch dieses Projekt einen weiteren Impuls bekommen. Nur durch Wertschöpfung kann die Vielfalt der Landschaftselemente des Naturparks Südsteiermark nachhaltig erhalten werden. Das Projekt stärkt die regionale Wirtschaft, ist aus touristischer Sicht von hoher Relevanz, entspricht der Prioritätenliste für Naturschutzprojekte des Land Steiermark und ist im Sinne der Österreichischen Biodiversitätsstrategie 2020 .
Ein wesentliches Ziel ist es, dem Streuobst in der Region wieder einen ökonomischen Wert zu geben. Der Ankauf des Obstes durch die Veredelungsbetriebe von den Bauern zu einem fairen Preis gibt dem Streuobst eine nachhaltige Daseinsberechtigung. Da bei dem Obst auf hohe Qualität für die Verarbeitung geachtet werden muss, sind die Bauern auch angehalten diese Flächen entsprechend zu pflegen. Die Veredelungsbetriebe können sich auf eine gute Qualität verlassen und zahlen daher auch einen der Leistung entsprechenden Betrag an die Bauern. Um hier nachhaltig diesen wirtschaftlichen Austausch zu etablieren ist es wichtig, dass dieser Handel komplett ohne direkte Förderung passiert.
Jedoch ist es notwendig, die entstandenen Streuobst-Produkte direkt über dieses Projekt durch Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zu unterstützen.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Im ersten Jahr des Projekts liegt ein Schwerpunkt in der Auffindung der Streuobstflächen. Der Naturpark wird dazu gezielt Öffentlichkeitsarbeit betreiben und mit Streuobstwiesenflächen-Besitzerinnen und Besitzern Kontakt aufnehmen. Im Zuge dessen werden die teilnehmenden Flächen und Streuobstbäume kartiert. Gleichzeitig wird eine Biodiversitätserhebung durchgeführt, um diese dann in den bewusstseinsbildenden Maßnahmen (Marketing) einfließen zu lassen.
Mit den teilnehmenden Betrieben wird erarbeitet, welche Obstsorten für ihre Produkte notwendig sind. Im ersten Schritt sollen bereits etablierte Produkte (Apfelwein, Cider, Saft, Schnaps und Essig) mit Streuobst vermengt werden. Ganz wesentlich wird die Zeit rund um die Ernte sein. Hier wird auf die Kartierung zurückgegriffen, um schnell und effizient die Sortenvielfalt zu bestimmen. Bis dahin muss das Netzwerk zwischen Landwirtschaft und den Veredelungsbetrieben vorhanden sein.
Die Logistik hinter dem Liefern und Einkaufen des Obstes zu einem fairen Preis wurde bereits durchdacht und die ersten Betriebe konnten für das Projekt gewonnen werden. Weitere Betriebe werden während des Projekts gesucht. Durch das Wissen um die Sortenvielfalt wird gemeinsam mit den Veredelungsbetrieben durch Unterstützung des Naturparks an der Entwicklung von neuen Produkten gearbeitet (z. B.: Fruchtleder, etc.).
Das zweite Jahr besteht im Auffinden weiterer Streuobstflächen, dem Kartieren und der Sortenbestimmung. Zur Ernte im zweiten Jahr (2019) können dann bereits neue innovative Produkte produziert und vermarktet werden.

  • Vernetzung der regionalen Betriebe (Landwirtschaft und Veredelungsbetriebe)
  • Streuobst bekommt wieder einen ökonomischen Wert der zur Erhaltung, Pflege und Weiterentwicklung dieser Flächen führt (Landwirtschaft)
  • Sortenbestimmung auf den teilnehmenden Flächen – Kartierung
  • Biodiversitätserhebung auf den teilnehmenden Flächen –  Bewusstseinsbildung
  • Weiter-/ Neuentwicklung von Produkten
  • Es entsteht eine neue regionale Produktpalette für Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe
  • Über Marketingmaßnahmen wird Bewusstseinsbildung für den ökologischen Wert (Stichwort Biodiversität) des Streuobstes betrieben

Von diesem Beitrag zur Erhaltung der kleinstrukturierten Kulturlandschaft des Naturparks Südsteiermark profitieren alle regionalen Wirtschaftssektoren nachhaltig.

Ergebnisse und Wirkungen

  • Streuobst erfährt wieder eine Wertschöpfung (für kleine und große landwirtschaftliche Betriebe). Diese trägt zum Erhalt der Streuobstwiesen bei.
  • Kleineren Betrieben und älteren Landwirtinnen und Landwirte wird eine neue Möglichkeit geboten, ihr Obst einer Verwertung zuzuführen und somit eine zusätzliche Einkommensquelle zu schaffen.
  • Durch die Biodiversitätserhebung beginnt ein Bewusstseinsbildungsprozess bei Landwirtinnen und Landwirten, Veredelungsbetrieben und der Bevölkerung.
  • Veredelungsbetriebe nutzen die Sortenvielfalt der Streuobstflächen für neue Produkte.
  • Durch die gemeinsame Arbeit am Thema Streuobst entsteht ein „WIR – Gefühl“ unter den Landwirtinnen und Landwirten und Veredlungsbetrieben.
  • Konsumentinnen und Konsumenten finden neue, nachhaltig vor Ort produzierte Lebensmittel vor.
  • Veredelungsbetriebe bekommen über das entstandene Netzwerk die Möglichkeit zukünftige Kundinnen bzw. Kunden zu gewinnen.
  • Die Öffentlichkeit erkennt den ökologischen als auch ökonomischen Wert von Streuobstwiesen sowie die Wichtigkeit dieses Kulturlandschaftselements für die Südsteiermark.
  • Die Produkte der teilnehmenden Betriebe werden durch die öffentliche Präsenz gestärkt und beworben.
  • Es findet auch unter den Konsumentinnen bzw. Konsumenten ein Umdenken in Bezug auf regional produzierte Lebensmittel (z.B. Fruchtsäfte etc.) statt.