Ergebnisorientierter Naturschutzplan (ENP)

Themenbereich
Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz
Innovation

Untergliederung
Landwirtschaft
Boden
Alm- & Berglandwirtschaft
Landwirtschaftliche Dienstleistungen
Naturschutz
Biodiversität
Schutzgebiete
ÖPUL
Bildung & Lebenslanges Lernen

Projektregion
Burgenland
Kärnten
Niederösterreich
Oberösterreich
Salzburg
Steiermark
Tirol
Vorarlberg
Wien

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
20.06.2015-28.02.2019 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
277.128,00 €

Massnahme
Agrarumwelt- und Klimamaßnahme

Teilmassnahme
10.1 Zahlungen für Agrarumwelt- und Klimaverpflichtungen

Vorhabensart
10.1.19. Naturschutz

Projektträger
Verein thema natur

Kurzbeschreibung

Mit dem Pilotprojekt Ergebnisorientierter Naturschutzplan wurde in Österreich in ÖPUL 2015 ein ergebnisorientierter Ansatz zur Verfolgung von Naturschutzanliegen eingeführt. Eine Teilnahme ist für Landwirtinnen und Landwirten im Rahmen der ÖPUL-Maßnahme Naturschutz möglich. Anstatt vorgegebene Bewirtschaftungsmaßnahmen einhalten zu müssen, bietet der Ergebnisorientierte Naturschutzplan den teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten eine höhere Flexibilität und damit auch mehr Verantwortung in der Umsetzung von Bewirtschaftungsmaßnahmen, um naturschutzfachliche Ziele zu verfolgen. Diese werden auf Schlagebene in Abstimmung zwischen Landwirtin bzw. Landwirt, Expertin bzw. Experte und Naturschutzabteilung bestimmt. Auf diese Weise werden Landwirtinnen und Landwirten über Zusammenhänge zwischen Bewirtschaftungsmaßnahmen und naturschutzfachlichen Entwicklungszielen besser informiert und es wird ihnen dadurch ermöglicht, eine höhere Akzeptanz für die Anliegen des Naturschutzes zu entwickeln.

Ausgangssituation

Vertragsnaturschutz ist in Österreich, so wie in Europa, überwiegend maßnahmenorientiert: Zwischen den zuständigen Naturschutzabteilung der Bundesländer und den Landwirtinnen bzw. Landwirten werden Bewirtschaftungsmaßnahmen für die geförderten Naturschutzflächen vereinbart. Dieses maßnahmenorientierte Vorgehen führte häufig dazu, dass die Diskussion über Ziele vernachlässigt wurde und vielen Landwirtinnen und Landwirte die fachlichen Gründe für bestimmte Bewirtschaftungsauflagen auf ihren Naturschutzflächen nicht ausreichend bekannt sind. Darüber hinaus verursachen bestimmte Bewirtschaftungsmaßnahmen wie etwa fixe Schnittzeitpunkte oder der gänzliche Verzicht auf Düngemittel mitunter eine ablehnende Haltung gegenüber Vertragsnaturschutz hervor. Evaluierungen des ÖPUL 2007 haben ergeben, dass die maßnahmenorientierte ÖPUL-Maßnahme Naturschutz gut dafür geeignet ist, Naturschutzflächen in ihrem Ausgangszustand zu erhalten, jedoch etwas weniger dafür, um Lebensräume zu entwickeln und zu verbessern. 2014 wurde in Österreich ein Pilotprojekt zur Weiterbildung in der Agrarumweltmaßnahme Naturschutz gestartet und unter Einbindung von landwirtschaftlichen Betrieben ein Konzept für die Umsetzung einer ergebnisorientierten Naturschutzmaßnahme erarbeitet. Die Testphase zeigte, dass sich durch die Flexibilität bei der Wahl von Bewirtschaftungsmaßnahmen naturschutzfachliche Entwicklungsziele besser umsetzen lassen. Gründe dafür dürften insbesondere darin liegen, dass der landwirtschaftliche Betrieb mit einer ergebnisorientierten Naturschutzmaßnahme mehr Spielraum für eigenständiges Handeln hat sowie bessere Möglichkeiten, die gewählten Maßnahmen an die betrieblichen Gegebenheiten anzupassen.

Ziele und Zielgruppen

Im Fokus des Projekts stehen landwirtschaftlich genutzte Naturschutzflächen in ganz Österreich – vorrangig in Natura 2000-Schutzgebieten, Biosphärenparks und anderen wertvollen Landschaftsgebieten bzw. Arten betreffend Anhang IV der FFH-Richtlinie.

  • Umsetzung einer ergebnisorientierten Agrarumweltmaßnahme Naturschutz in der Landwirtschaft zum Arten- und Lebensraumschutz unter Festlegung von spezifischen naturschutzfachlichen Flächenzielen.
  • Erhöhung des Verständnisses der Landwirtinnen und Landwirten für naturschutzfachlich wertvolle Arten und Lebensraumtypen, indem der Landwirtin bzw. dem Landwirten eine gewisse Entscheidungsautonomie und Spielraum bei der Wahl der Bewirtschaftungsmaßnahmen gegeben wird.
  • Stärkung des Bewusstseins und der Akzeptanz von Naturschutzmaßnahmen, der FFH- und Vogelschutz-Richtlinie bzw. des Natura-2000-Netzwerks durch transparente Nachvollziehbarkeit der Bewirtschaftungsmaßnahmen für Landwirtinnen und Landwirten.
  • Wissenserweiterung für Landwirtinnen bzw. Landwirten über die Lebensraumansprüche der Zielarten und zweckmäßige Bewirtschaftungsmaßnahmen für den Erhalt der naturschutzfachlich wertvollen Flächen und Arten.


Projektumsetzung und Maßnahmen

In der aktuellen LE-Programmperiode 14-20 wird im Rahmen des österreichischen Agrarumweltklima-Programms ÖPUL in der Maßnahme Naturschutz die Submaßnahme „Ergebnisorientierter Naturschutzplan“ angeboten. Die Umsetzung wird von einem Consultingbüro begleitet und umfasste zahlreiche Aktivitäten:

  • In Abstimmung mit den Naturschutzabteilungen der Bundesländer und dem Ministerium wurden ab 2015 geeignete landwirtschaftliche Betriebe ausgewählt, die bereits an der etablierten ÖPUL-Maßnahme Naturschutz teilnahmen und die an einer Vertiefung ihres naturschutzfachlichen Wissens interessiert sind.
  • Parallel dazu wurden zur Klärung vegetationsökologischer und tierökologischer Fragestellungen und für die fachliche Betreuung der teilnehmenden Betriebe Expertinnen bzw. Experten-Teams bestehend aus Vegetations- und Tierökologinnen sowie Vegetations- und Tierökologen gebildet, die über regionale und lokale Schutzziele Bescheid wissen.
  • Die Expertinnen bzw. Experten-Teams sowie die Prüfstelle wurden geschult, die Projektfortschritte in Workshops zu reflektieren und die involvierten Verwaltungsbehörden regelmäßig zu informieren.
  • Für die detaillierten flächenbezogenen Zielfestlegungen am Betrieb sowie für die Betreuungstätigkeiten wurden Beratungs- und Informationsunterlagen erstellt (Handbuch, Muster für ein betriebsindividuelles Fahrtenbuch, Betriebsblatt, Formblatt zur Berechnung der Leistungsabgeltung).
  • Bei Betriebsbesuchen vor Ort wurden nachvollziehbare und betriebsindividuelle naturschutzfachliche Ziele formuliert. Je teilnehmendem Betrieb fand ein Betriebsbesuch statt. Gemeinsam mit dem Ökologen und dem Landwirt wurden in Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzabteilung spezifische naturschutzfachliche Ziele, Ziel-Indikatoren und Kontrollkriterien je Fläche festlegt und Handlungsalternativen für eine optimale Bewirtschaftung zur Erreichung der naturschutzfachlichen Ziele besprochen.
  • Qualitative Flächen-Ziele inkl. qualitative Ziel-Indikatoren, quantitative Kontrollkriterien, geeignete Bewirtschaftungsmöglichkeiten und weitere spezifische naturschutzfachliche Informationen wurden betriebsindividuell in einem Fahrtenbuch zusammengestellt und der Landwirtin bzw. dem Landwirten zur Verfügung gestellt. Das Fahrtenbuch dient als Dokumentationsgrundlage und ist im Fall einer Vorortkontrolle vorzuzeigen. Basis für eine mögliche Vorortkontrolle zur Überprüfung der korrekten Maßnahmenumsetzung sind die Kontrollkriterien, die so formuliert sind, dass sie quantitativ auf der Fläche überprüfbar sind.

Die Projektergebnisse (teilnehmende Betriebe, Erfahrungen, Erfolge und Schwierigkeiten in der Umsetzung) wurden in einem Abschlussbericht erfasst und in einem Abschluss-Workshop gemeinsam mit den teilnehmenden Betrieben reflektiert.

Ergebnisse und Wirkungen

  • Rund 130 landwirtschaftliche Betriebe nehmen seit 2015 im Ergebnisorientierten Naturschutzplan in der Agrarumweltmaßnahme Naturschutz teil (überwiegend Grünlandbetriebe und Betriebe mit Dauergrünland).
  • Der Ergebnisorientierte Naturschutzplan ermöglicht es, auf der Fläche zugleich Ziele für naturschutzfachlich wertvolle Flächen und für gefährdete Tierarten zu verfolgen.
  • Der Ergebnisorientierte Naturschutzplan erweist sich als insbesondere geeignet für eine Reihe von naturschutzfachlichen Anforderungen: insbesondere für die Bekämpfung von Problemarten und Neophyten, für die Bewirtschaftung von sehr dynamischen Naturschutzflächen wie z. B. Ackerbrachen mit vielen mobilen Ruderalarten, für Tierhaltungsbetriebe mit Mähwiesen, Weiden und Mähweiden, für die Wiederherstellung von gefährdeten Lebensräumen, zur Umsetzungen von zwei gegensätzlichen Zielsetzungen auf ein und derselben Fläche sowie zur Verfolgung von Naturschutzzielen auch auf intensiver bewirtschafteten Flächen dank einer höheren Flexibilität in der Bewirtschaftung.
  • Landwirtinnen und Landwirte können die Ergebnisse und den Nutzen der von ihnen gesetzten Bewirtschaftungsmaßnahmen direkt sehen, erleben und nachvollziehen und verstehen dadurch naturschutzfachliche Anliegen besser.
  • Landwirtinnen und Landwirte schätzen den Handlungsspielraum und die Flexibilität in der Wahl und Umsetzung von Bewirtschaftungsmaßnahmen und fühlen sich dadurch in ihrem Handeln selbstbestimmter.
  • Indem klare Biodiversitätsziele auf der Fläche formuliert werden, ist die Akzeptanz bei den Landwirtinnen und Landwirten für spezifische Bewirtschaftungsmaßnahmen deutlich höher und ihre Identifikation mit den Schutzgütern größer.

Beratungs- und Informationstätigkeiten sind ein wesentlicher Bestandteil von ergebnisorientierten Ansätzen. Eine gut funktionierende, kompetente Beratung ist ein wesentlicher Beitrag für Weiterbildung und Sensibilisierung: Informierte Landwirtinnen bzw. Landwirte fühlen sich für naturschutzfachliche Anforderungen verantwortlicher und verstehen die Zusammenhänge zwischen Bewirtschaftungsmaßnahmen und Schutzgutzielen besser.

Erfahrung

  • Die Umsetzung des Ergebnisorientierten Naturschutzplans erfordert einen hohen administrativen Aufwand und höhere Kosten in der Abwicklung. Dies liegt zum einen an der Umsetzung eines Pilotprojekts, zum anderen am kommunikativen, weiterbildungsorientierten Ansatz, der ein höheres Maß an Aufbereitung von Informationsunterlagen und Sensibilisierungsmaßnahmen umfasst.
  • Der Ergebnisorientierte Naturschutzplan eignet sich für fokussierte, stark bildungsorientierte Maßnahmenansätze, jedoch weniger für breite Ansätze in Agrarumweltmaßnahmen – auch wenn Projektergebnisse auch für breite Maßnahmenansätze oder Projektförderungen dienliche Inputs liefern können (z. B. Bildungsaspekte für die Agrarumweltmaßnahme, Methoden bei Neophytenbekämpfung).
  • Der ergebnisorientierte Ansatz eignet sich überwiegend für Agrarumweltmaßnahmen, in denen sichtbare Ergebnisse auf einer abgrenzbaren Fläche erzielt werden können, die auf konkrete Bewirtschaftungsmaßnahmen zurückführbar sind und die folglich für den Landwirt bzw. für die Landwirtin nachvollziehbar und als Erfolge der eigenen Bewirtschaftungsmaßnahmen erkannt werden können.