Imkerschule Bentele
Neue Nutzung natürlicher Ressourcen durch die Errichtung einer Imkerschule und einer Imker-Produzenten-Kooperation mit Vermarktung
- Themenbereich
- Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette
- Untergliederung
- Betriebswirtschaft
- Landwirtschaftliche Dienstleistungen
- Lebensmittelverarbeitung
- Tierwohl
- Projektregion
- Vorarlberg
- Lokale Aktionsgruppe
- LAG REGIO-V Regionalentwicklung Vorarlberg
- LE-Periode
- LE 14–20
- Projektlaufzeit
- 14.11.2016-31.10.2019
- Projektkosten gesamt
- 140.369,00€
- Fördersumme aus LE 14-20
- 56.147,60€
- Massnahme
- Förderung zur lokalen Entwicklung (CLLD)
- Teilmassnahme
- 19.2. Förderung für die Durchführung der Vorhaben im Rahmen der von der örtlichen Bevölkerung betriebenen Strategie für lokale Entwicklung
- Vorhabensart
- 19.2.1. Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategie
- Projektträger
- Bentele Genuss GmbH
Kurzbeschreibung
Die Imkerei ist dem Gründer der Firma Bentele Genuss GmbH ein besonderes Anliegen. Um den Nachteilen der Globalisierung, Viren- und Parasitenbekämpfung zu begegnen, bedarf es der Steigerung der Resilienz bei den Bienenvölkern. Dies kann durch intensive biologische Handhabe und das entsprechende Wissen darüber erreicht werden.Im Zuge des Neubaus des neuen Betriebsgebäudes entstand das Modell der Imkerschule mit Imkerkooperation, welches in der Region neue Impulse für die Bienenhaltung auslösen soll. Im Gebäude wurden ein Bienengarten und Hochbeete mit bienengerechter Bepflanzung sowie Schulungs- und Arbeitsräume samt Infrastruktur für die Imkerschule integriert. Der Standort bietet Heimat für 20 Schulungsbienenvölker.
Zweijährige Praxisschulungen für NeuimkerInnen werden über das gesamte Bienenjahr angeboten. Fachvorträge und eine Vielzahl von Besucherführungen finden regelmäßig statt. Durch Mobilisierung auf Messen, persönlichen Kontakt und Inserate werden die Angebote gut angenommen.
Ausgangssituation
Die Firma Bentele hat sich 1997 aus einer ehemals kleinen Landwirtschaft heraus entwickelt. Die Imkerei spielte seit jeher eine besondere Rolle. Die Pflege und Verarbeitung des regionalen Obstes war ein Anliegen der Familie Bentele. Nach Betriebsübernahme durch die Nachfolger, Gebrüder Bentele, standen der Ausbau der Obstverarbeitung und die Direktvermarktung der am Hof erzeugten Produkte im Mittelpunkt. Zwischenzeitlich verarbeitet die zu einem gewerblichen Betrieb gewachsene Firma jährlich 50.000 kg Obst und vermarktet zusätzlich ein reichhaltiges Sortiment regionaler Produkte ausschließlich direkt. In einem Gästeprogramm werden Sehenswürdigkeiten der Region und Betriebsführungen angeboten. Im abgelaufenen Jahr wurde auf diese Weise 5.000 BesucherInnen der Aufenthalt im Bregenzerwald verschönert bzw. organisiert. Der Standort am elterlichen Hof ist zwischenzeitlich zu klein und es ist zum Zweck des Erhalts des landwirtschaftlichen Betriebes durch ein Familienmitglied notwendig geworden, einen neuen Betriebsstandort anzulegen.
Alle Vorkehrungen sind diesbezüglich getroffen, das Behördenverfahren eingeleitet und es wird davon ausgegangen, dass Ende 2016 die Verarbeitung und das neue Besucherzentrum seinen Betrieb aufnehmen kann. Ein Kernanliegen des Unternehmers sind jedoch die Bienen, denn sie sind ein unersetzliches Geschöpf in der Ernährungskette der Menschen. Die Biene bestäubt z.B. 80 % aller Obstgewächse. Für 1 kg Honig absolvieren Bienen 40.000.000 Blütenbesuche. Ohne Biene ist der Mensch nicht überlebensfähig. Leider führen aber verschiedene Voraussetzungen wie im Jahr 2015 immer wieder zu massiven Bienenverlusten von bis zu 50 % (Varroa-Milbe, Viren und mangelndes Wissen der ImkerInnen).
Daher ist der Erhalt einer Bienenkultur, wie sie auch in früheren Zeiten gepflegt wurde, durch Weitergabe von Wissen und lernen in der Praxis von unschätzbarer Bedeutung, muss jedoch den Anforderungen der globalisierten Zeit angepasst werden (Erhöhung der natürlichen Resistenz gegenüber Schädlingen).
In Vorarlberg gibt es derzeit ca. 1.100 ImkerInnen, die zu Bestzeiten 11.000 Bienenvölker betreuen und jährlich 100.000 kg Honig ernten (10 Jahres Durchschnitt). Dieser Honig deckt gerade 20 % des jährlichen Honigbedarfs in Vorarlberg. Bentele ist davon überzeugt, dass eine Bienenkultur entwickelt werden muss, die der Bedeutung der Gattung gerecht wird.
Eine neue Kooperation mit NebenerwerbslandwirtInnen und sonstigen Interessierten soll eine neue und naturnahe Haltung von Bienen ermöglichen, die Widerstandsfähigkeit der Bienen erhöhen und eine höhere Fertigungstiefe und direkte Vermarktung ermöglichen.
Ziele und Zielgruppen
Ziel des Projektes ist es, eine Einrichtung bzw. ein Service zu schaffen, das BürgerInnen aus der Region bewegt, Bienenvölker zu halten, Erfahrungen auszutauschen und Bienenprodukte gemeinsam zu veredeln und zu vermarkten. Zudem sollen Gäste die Möglichkeiten erhalten, die Gattung und deren Bedeutung näher kennen zu lernen. Es soll eine Imkerschule für ProduzentInnen und Gäste errichtet werden, die dazu beiträgt, der Biene jenen Stellenwert zu geben, die sie verdient. Eine neue Imkereikultur soll in der Region entstehen und das Projekt damit, zumindest indirekt, zum Erhalt der natürlichen Vielfalt in der Region beitragen.
Hinweis: NeuanfängerInnen wünschen sich natürlich, dass die Bienenvölker bei ihnen zu Hause aufgestellt werden. Doch diese Praxis funktioniert in der Regel nur bei erfahrenen Personen. Es bedarf zu Beginn daher eines gemeinsamen Standorts in der Imkerschule, wo der/die „ImkerIn auf Probe“ seine Erfahrungen über den Ganzjahresbetrieb sammeln kann. Dadurch sollen Einstiegshürden von Neu-ImkerInnen für die Altersgruppen ü35 und ü65 (verfügen über mehr Zeitressourcen) erleichtert werden, um Praxis zu sammeln. Das „Imkern auf Probe“ stellt besondere Anforderungen an die Infrastruktur.
Projektumsetzung und Maßnahmen
Gegenstand des Projektes ist der Aufbau der Imkerkooperation und der Aufbau der Imkerschule für lokale ProduzentInnen und für Gäste aus dem In- und Ausland. Inhalt des Projektes ist die Konzeption, die Umsetzung und der Pilotbetrieb (mit Öffentlichkeitsarbeit) der Imkerschule. Der Umstand, dass der Betrieb eine Neuplanung erfährt, ist nahezu ein idealer Zustand. Die Ergebnisse aus dem Projekt ergeben, zumindest bezogen auf die neuen Services, die Anforderungen an die bauliche Investition. Der Zeitpunkt ist so gesehen ideal. Eine Besonderheit stellt auch der Imkergarten auf der Terasse in Kombination mit der Imkerschule dar. „ImkerInnen auf Probe“ betreuen dort übers Jahr ihre ihnen überlassenen Völker auf Anleitung.
Das Projekt gliedert sich in die Arbeitspakete:
- Konzeption einer neuen Imkerkooperation
- Konzeption, Planung der Imkerschule für Einheimische und Gäste
- Einrichtung der Imkerschule und Bienengarten
- Pilotbetrieb und Öffentlichkeitsarbeit
Ergebnisse und Wirkungen
Es wurde eine Imkerschule für ProduzentInnen und Gäste geschaffen, die dazu beiträgt, der Biene jenen Stellenwert zu geben, den sie verdient. Eine neue Imkereikultur in der Region ist im Entstehen und das Projekt hat dazu beigetragen, dass die Imkerschaft gewachsen ist und der Erfahrungsaustausch wesentlich verstärkt wurde und zur natürlichen Vielfalt in der Region beigetragen hat. Aus der Imkerschule wurden 15 NeuimkerInnen bei den örtlichen Imkervereinen und beim Vorarlberger Imkerverband angemeldet und aufgenommen.Der gemeinsame Bienenstandort der NeuimkerInnen an der Imkerschule hat gezeigt, dass die Errichtung eines solchen zur Wissensvermittlung maßgeblich beiträgt. Die ImkerschülerInnen konnten im Jahr 2018 und 2019 ihre 56 Bienenvölker zu 100 % gesund auswintern, wo im Vergleich in Vorarlberg und auch gesamt Österreich ein Völkerverlust von rund 30 % gemeldet wurde. Eine praxisorientierte Ausbildung über zwei Jahre in einer Gruppe und Kooperation führt dazu, den Bienenverlust maßgeblich zu vermeiden und Wissen praxisnah und direkt zu vermitteln.
Weiters wurden zwei Arbeitsplätze und ein neuer Geschäftsbereich (Imkerei mit Schule und Imkerkooperation) am neuen Geschäftsstandort geschaffen.
Die Imkerschule wird von zahlreichen Schulen, bäuerlichen Einrichtungen und touristischen Gruppen aber auch Kindergärten der Region besucht. Dies trägt wesentlich zur Verbreitung und Erhöhung des Stellenwerts der Bienen und ihrem Lebensraum bei. 245 Besuchergruppen aus Österreich, Deutschland, Schweiz, England, Frankreich aber auch aus nordischen Ländern besuchten in den Jahren 2018 und 2019 die Imkerschule.