PHÄNOFLEX Österreich

Flexibilisierung von Schnittzeitpunkten für WF-Betriebe

Themenbereich
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz

Untergliederung
Landwirtschaft
Naturschutz
Biodiversität
ÖPUL
Klimawandelanpassung
Bildung & Lebenslanges Lernen
Wissenstransfer
Innovation

Projektregion
Burgenland
Kärnten
Niederösterreich
Oberösterreich
Salzburg
Steiermark
Tirol
Vorarlberg
Wien

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
1.3.2015-2016 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
74.760 €

Fördersumme aus LE 14-20
74.760 €

Massnahme
Wissenstransfer und Informationsmaßnahmen

Teilmassnahme
1.2 Förderung für Demonstrationstätigkeiten und Informationsmaßnahmen

Vorhabensart
1.2.1. a) Demonstrationsvorhaben und Informationsmaßnahmen - Landwirtschaft

Projektträger
ÖKL - Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung

Kurzbeschreibung

Wer an der ÖPUL-Maßnahme Naturschutz („WF-Flächen“) teilnimmt, hat in der Regel ein fixes Datum für seine Wiesenmahd vereinbart. Seit dem Jahr 2015 können als zentrales Ergebnis des Projektes die Zeitpunkte der ersten Mahd jährlich an die Naturentwicklung angepasst werden, sofern der Code NI40 – "Vorverlegung des Schnittzeitpunktes gemäß www.mahdzeitpunkt.at möglich" in der Projektbestätigung der Betriebe angegeben ist. Im Jahr 2015 konnten tausende Betriebe in Österreich ihre Naturschutzflächen aufgrund der zeitigeren Vegetationsentwicklung um ein paar Tage früher mähen. Mit der Flexibilisierung wird auch dafür gesorgt, dass die Rechnung nicht ohne den Wirt gemacht wird. So sind über 150 Betriebe aus ganz Österreich als Experten eingebunden und schauen ganz genau darauf, wann das Rispenschieben des Knaulgrases eintritt oder der Schwarze Holler zu blühen beginnt. Damit liefern sie die Grundlage für die Modellierung des jährlichen Schnittzeitpunkte in Österreich.

Ausgangssituation

Schnittzeitpunkt-Auflagen für ÖPUL-WF-Flächen per jährlich gleichbleibendem Datum (Verzögerungen von 2, 3, 4, 6 oder mehr Wochen im Vergleich zum aus futterbaulicher Sicht optimalen Schnittzeitpunkt) können der jährlich stark unterschiedlichen Witterungsentwicklung und Wiesenreife nicht ausreichend Rechnung tragen. Gerade in den letzten Jahren trat die Mähreife der Wiesen aufgrund sehr zeitiger Vegetationsentwicklung häufig vor den in den WF-Auflagen fixierten Schnittzeitpunkten ein. In den Jahren 2007 und 2014 war dies besonders auffällig. Je nach Region und Höhenlage haben die Gräser teils über 3 Wochen früher als im langjährigen Durchschnitt mit dem Rispenschieben und der Blüte begonnen. Obwohl die Wiesen aus naturschutzfachlicher Sicht schon mähreif waren, mussten die BäuerInnen mit der Mahd bis zum Datum in der Projektbestätigung zuwarten. Dies führte zu schlechteren Futterqualitäten und nachvollziehbaren Verstimmungen bei den LandwirtInnen. Die Folge sind Anfragewellen bei der Landesverwaltung sowie geringere Akzeptanzen der Naturschutzmaßnahmen bei den landwirtschaftlichen Betrieben. Durch das Fortschreiten des anthropogenen Klimawandels ist mit einer weiteren Zunahme der extrem warmen Frühjahrstemperaturen bzw. starken Unterschieden bei Witterung und Naturentwicklung zwischen einzelnen Jahren zu rechnen, wodurch sich die Problematik in Zukunft noch verstärken dürfte.

Ziele und Zielgruppen

  • Etablierung eines funktionstüchtigen, phänologischen BeobachterInnennetzwerkes aus 150 landwirtschaftlichen Betrieben und 10 ÖkologInnen. Österreichweite Meldungen zur phänologischen Entwicklung ausgewählter Indikatorarten (jährlich mindestens 150 Meldungen zum Rispenschieben des Knäuelgrases und des Schwarzen Hollers).
  • Bereitstellung eines einfachen, fachlich abgesicherten und praxistauglichen Infoangebotes auf www.mahdzeitpunkt.at für die Jahre 2015 und 2016, mit dem die landwirtschaftlichen Betriebe ihre Schnittzeitauflagen an die jährliche Vegetationsentwicklung anpassen können.
  • Gewährleistung eines zeitgerechten Informationsaustausches mit dem BMLFUW, den Landwirtschaftskammern, der AMA, den Naturschutzabteilungen der Länder sowie WF-LandwirtInnen.

Die Anwendungszielgruppe des Projektes umfasst grundsätzlich alle landwirtschaftlichen Betriebe die WF-Wiesen bewirtschaften und eine Schnittzeitverzögerung nach fixem Datum in ihrer Projektbestätigung vereinbart haben. Österreichweit sind das einige tausend Betriebe, die von der Natur-schutzabteilung des jeweiligen Bundeslandes in der ÖPUL-Projektbestätigung zusätzlich die nicht prämienrelevante Auflage NI40 – "Vorverlegung des Schnittzeitpunktes gemäß www.mahdzeitpunkt.at möglich" angegeben haben.

Projektumsetzung und Maßnahmen

Mit dem gegenständlichen Projekt PHÄNOFLEX werden in den Jahren 2015 und 2016 österreichweit alle WF-Betriebe, welche die Auflage NI40 „Vorverlegung des Schnittzeitpunktes gemäß www.mahdzeitpunkt.at möglich“ in ihrer Projektbestätigung codiert haben, in die Lage versetzt, die WF-Maßnahme bei gleicher naturschutzfachlicher Zielerfüllung betrieblich effizienter anzuwenden.

Ein Clou des Projektes ist, dass LandwirtInnen als ExpertInnen für phänologische Naturbeobachtung qualifiziert und direkt in die Arbeiten eingebunden werden. Damit leisten sie einen essenziellen Beitrag zur sinnvollen Flexibilisierung von Mahdzeitauflagen. Die Betriebe beobachten das Rispenschieben des Knäuelgrases und die Hollerblüte und melden ihre Beobachtungen einfach und schnell auf der Webseite www.mahdzeitpunkt.at.
Gemeinsam mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik wird vom Projektteam aus den Beobachtungsdaten ein Computermodell errechnet, das den Beginn des Rispenschiebens des Knäuelgrases für ganz Österreich in einer Karte auswirft. Diese wird mit einer Mittelwertkarte zum Rispenschieben des Knäuelgrases der letzten Jahre verglichen. Tritt das Rispenschieben in der Natur früher ein als im mehrjährigen Durchschnitt, kann auch früher mit der Mahd begonnen werden. Die Information, ob und wieviele Tage früher die erste Mahd gegenüber dem in der Projektbestätigung vereinbarten Datum erfolgen kann, wird auf www.mahdzeitpunkt.at für viele tausend Betriebe, welche die Auflage NI40 in der Projektbestätigung codiert haben einfach und übersichtlich zur Verfügung gestellt. In Jahren der früheren Naturentwicklung wird auf der Website zeitgerecht für jede Region und jeden Verwaltungsbezirk Österreichs einfach und anschaulich die Anzahl der Tage veröffentlicht, um die früher gemäht werden kann. Tritt z.B. im Jahr 2015 im Bezirk Mödling, das ÄR-Schieben um 6 Tage früher ein als in der Rispenschieben-Mittelwertkarte definiert, können die Betriebe freiwillig um 6 Tage früher mit der Mahd beginnen. Die BäuerInnen sehen dazu auf der Infoplattform nach, zählen vom Schnittzeittermin ihrer Projektbestätigung wie in diesem Beispiel genannt, die 6 Tage ab und haben den Tag, ab dem sie in diesem Jahr früher mähen dürfen. Dies entspricht dem Kalkulationsmodell der Schnittzeitlauflagen und erfolgt nun angepasst für jedes Jahr. Entspricht die Naturentwicklung eines Jahres der Rispenschieben-Mittelwertkarte oder erfolgt sogar etwas später, zählt das Datum in der Projektbestätigung. Die BäuerInnen dürfen dann nicht früher mit der Mahd beginnen.

Ergebnisse und Wirkungen

Die 150 BeobachterbäuerInnen werden als phänologische NaturbeobachterInnen ausgebildet und erlangen einen deutlich höheren Kenntnisstand über Zusammenhänge zwischen Witterungsverlauf und Naturentwicklung. Tausende Betriebe in ganz Österreich werden durch das Projekt in die Lage versetzt, die ÖPUL-Naturschutzmaßnahme WF effizienter anzuwenden. Dies führt zu mehr betrieblicher Flexibilität, höherem Futterwert des Mähgutes und steigender Zufriedenheit bei den „WF-BäuerInnen“ in Österreich.

Erfahrung

Das Projekt Phänoflex ist durch seinen ausgeprägten partizipativen Charakter, seine Akzeptanzsteigerung und Art der Umsetzung europaweit einmalig. Die aktive Einbindung von LandwirtInnen bei der Maßnahmengestaltung qualifiziert die Betriebe nicht nur auf ökologisch-phänologische Weise, sondern stellt ein mit Stakeholdern wie der Landwirtschaftskammer Österreich abgestimmtes, einfaches und partnerschaftliches Instrument zur Akzeptanzsteigerung von Naturschutzmaßnahmen dar.