Almbewirtschafterinnen und -bewirtschafter beobachten Biodiversität

Wir schauen auf unsere Almen!

Themenbereich
Land- und Forstwirtschaft inkl. Wertschöpfungskette
Umwelt, Biodiversität, Naturschutz

Untergliederung
Landwirtschaft
Alm- & Berglandwirtschaft
Naturschutz
Biodiversität
Schutzgebiete
ÖPUL
Klimaschutz

Projektregion
Burgenland
Kärnten
Niederösterreich
Oberösterreich
Salzburg
Steiermark
Tirol
Vorarlberg
Wien

LE-Periode
LE 14–20

Projektlaufzeit
2015-2016 (geplantes Projektende)

Projektkosten gesamt
88.830 €

Massnahme
Wissenstransfer und Informationsmaßnahmen

Teilmassnahme
1.1 Förderung für Maßnahmen der Berufsbildung und des Erwerbs von Qualifikationen

Vorhabensart
1.1.1. a) Begleitende Berufsbildung, Fort- und Weiterbildung zur Verbesserung der fachlichen Qualifikation - Landwirtschaft

Projektträger
Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL)

Kurzbeschreibung

"Wir schauen auf unsere Almen!" - Unter diesem Motto beobachten seit dem Jahr 2013 rund 50 Almbewirtschafterinnen und -bewirtschafter Pflanzen und Tiere auf ihren Almwiesen und -weiden und leisten dadurch einen wichtigen Beitrag zur Pflege und Erhaltung der Almwiesen in Österreich.

Ziel des Projektes ist es, die Almbewirtschafterinnen und -bewirtschafter für die Pflanzen und Tiere, die auf und von ihren Almflächen leben, zu begeistern und einen Prozess des genaueren Hinsehens in Gang zu setzen. Im Rahmen von jährlichen Beobachtungen dokumentieren die AlmbewirtschafterInnen die Entwicklung ausgewählter Indikatorarten, lernen die Zusammenhänge zwischen Bewirtschaftung und Artenvielfalt besser kennen und werden zu Experten ihrer eigenen Almwiesen ausgebildet. Dieses Wissen können die Almbewirtschafterinnen und -bewirtschafter mithilfe von Bildungsmaterialien (Steckbriefe zu Pflanzen und Tiere, Milchdeckel, ein Almbuch) auch an ihre AlmbesucherInnen weitergeben und die Biodiversität auf ihrer Alm herzeigen.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf unserer Website www.biodiversitaetsmonitoring.at.

Ausgangssituation

Almen haben eine hohe Relevanz für die Biodiversität. Im Vorwort zum Grünen Bericht 2014 schreibt Bundesminister Andrä Rupprechter: „Die flächendeckende Bewirtschaftung unserer Berge und Almen ist von hoher Bedeutung für die Lebensmittelerzeugung, den Tourismus, den Schutz vor Naturgefahren und den Erhalt der Artenvielfalt. Ein Viertel der Grünfutterfläche Österreichs entfällt auf Almen und Bergmähder. Aktuell sind im Grünen Bericht 2014 österreichweit rund 8.400 Almen angeführt. Deren Fortbestand sowie die Erhaltung der Alpinen Kulturlandschaft sind unbestritten von einer landwirtschaftlichen Nutzung und Bewirtschaftung inklusive Pflege abhängig. Das Extensivgrünland der Bergregionen gilt als Biodiversitäts-Hot Spot. Es bietet nicht nur eine großartige Artenvielfalt an Flora und Fauna sondern erfüllt auch wichtige Habitatfunktionen von den Tallagen bis hin zu hochgelegenen Bergregionen. Im weltweiten Vergleich gehört extensives Grünland neben dem tropischen Regenwald zu den artenreichsten Biotopen. Almen haben einen bedeutenden Anteil am Extensivgrünland Österreichs. Gemäß Grünem Bericht 2014 haben die Almen und Bergmähder von 1960 bis 2010 von rund 921.000 ha auf 468.051 ha dramatisch abgenommen. Bildung und Information gelten als Schlüsselfaktoren zur Erhaltung der Biodiversität. Die Aufrechterhaltung der Almbewirtschaftung ist Voraussetzung für die Erhaltung der Biodiversität in den Bergregionen, weshalb dieses Bildungsprojekt einen wichtigen Beitrag leistet."

Ziele und Zielgruppen

Die Zielgruppe sind Almbewirtschafterinnen und -bewirtschafter und Mitglieder von Agrargemeinschaften. Hauptziel der Bildungsmaßnahme ist es, das Bewusstsein und das Verständnis bei den AlmbewirtschafterInnen für die Biodiversität in Almgebieten zu stärken. Außerdem soll das Verständnis für die Zielsetzungen der Bewirtschaftungsauflagen im Rahmen almrelevanter Maßnahmen des ÖPUL (z.B. Alpung und Behirtung) sowie des Naturschutzplanes auf der Alm gefördert werden. Hierbei kommt der Beziehung zwischen Arten-/Lebensraumvielfalt, der Bewirtschaftungsweise der Flächen sowie den Auswirkungen der Bewirtschaftungsauflagen eine besondere Bedeutung zu. Ziel ist außerdem, dass die AlmbewirtschafterInnen ihr erworbenes Wissen an interessierte Almbesucherinnen und-besucher verständlich und einprägsam weitergegeben können. Dadurch soll das Bewusstsein der Bevölkerung für die Besonderheit der Berglandschaft und die Bedeutung der Almbewirtschaftung erhöht werden. Was bringt das Projekt in Kürze: nachhaltigen Wissenszuwachs, Verbesserung des Images der bäuerlichen Almbewirtschaftung, mehr Identität und Selbstwert für Almbewirtschafterinnen und -bewirtschafter und Abgeltung der Leistungen für die Biodiversität.

Projektumsetzung und Maßnahmen

  1. Breites Ausrollen und Betriebseinschulungen durch ÖkologInnen: Aktuell beobachten rd. 50 Almbetriebe die Biodiversität auf ihren Almwiesen/-weiden und liefern jährlich Meldungen. Wie bereits eingangs erwähnt ist das Potential für ein breites Ausrollen mit 8.400 Almbetrieben in Österreich sehr hoch. Die Einschulung von neuen Betrieben durch ÖkologInnen wird zukünftig weitergeführt.
  2. Bildungsmaterialien für Almbetriebe und AlmbesucherInnen: Für die jährlichen Meldungen werden laufend neue Steckbriefe mit Indikatorarten ausgearbeitet und zur Information an die teilnehmenden Almen weitergegeben. Die Steckbriefe sind besonders beliebt unter den teilnehmenden Betrieben und sind wichtiger Projektbestandteil im Hinblick auf die Wissensvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. Eine wichtige Zielgruppe des gegenständlichen Projektes sind AlmbewirtschafterInnen, die besondere Aktivitäten zur Wissensvermittlung an die Öffentlichkeit anbieten und wichtige Multiplikatoren sind. Mit Stand 2015 wurden insgesamt 6 Naturvermittlungsalmen im Projekt eingeschult. Für die Almgäste wurden außerdem entsprechende Bildungsmaterialien wie Milchdeckel und spezielle Almbücher erarbeitet.
  3. Enge Zusammenarbeit mit dem LFI bei Fortbildungsmaßnahmen mit dem Schwerpunkt "Biodiversität auf der Alm".


Ergebnisse und Wirkungen

Bisher wurden knapp 50 Almbetriebe, davon sechs Naturvermittlungsalmen mit starkem Engagement im Bereich Wissensvermittlung, von ÖkologInnen eingeschult. Die Betriebe melden jährlich die gemeinsam mit den ÖkologInnen festgelegten Arten und tragen die Beobachtungen mithilfe eines Beobachtungsformulars in der Online Datenbank unter www.biodiversitaetsmonitoring.at ein. Es wurden bisher rd. 35 Pflanzen- und Tiersteckbriefe eigens für die Alm ausgearbeitet und an die Betriebe verteilt. Die Nachfrage nach den Steckbriefen ist auch außerhalb des Projektes aufgrund der bildhaften, verständlichen Aufbereitung der Informationen sehr groß. Die Naturvermittlungsalmen wurden zusätzlich mit je einem Almbuch mit speziellen Informationen zu ihrer Alm, Milchdeckeln und Steckbriefen für die BesucherInnen ausgestattet. Sie tragen wesentlich zur Verbreitung der Projektidee bei und geben ihr Wissen über die Biodiversität am Almbetrieb aktiv an BesucherInnen weiter.

Erfahrung

Der Begriff "Biodiversität" ist ein etwas spärlicher und so manch einer/eine weiß gar nicht, wie sich diese Biodiversität auf ihren Flächen zeigt. Ziel des Projektes ist es diese Vielfalt auf der Alm greifbar, verständlich zu machen. Anhand von unseren ausgearbeiteten Indikatorarten kann die Biodiversität auf der Almwiese/-weide sehr leicht eingeschätzt sowie die Entwicklung beobachtet werden. Die AlmbewirtschafterInnen/-besucherInnen schauen genauer hin und bauen eine persönlichere Beziehung zu den Pflanzen und Tieren in den Wiesen auf. Und, was man kennt und schätzt, schützt man auch lieber! Diese "emotionale Bindung" an die Vielfalt ist ein ganz wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität. Besonders wichtig sind auch MultiplikatorInnen, die den Wert der Wiese nach außen tragen und ihr Wissen darüber an Außenstehende weitergeben. Unsere Naturvermittlungsalmen leisten hier einen wichtigen Beitrag und kommunizieren das Thema "Biodiversität" auch an Laien weiter. Es ist wichtig, das Thema sowohl LandwirtInnen als auch Nicht-LandwirtInnen näher zu bringen! Besonders positive Erfahrungen haben wir mit dem Interesse an unseren Steckbriefen gemacht, welche bei Alt und Jung (Kinder, Schulklassen) sehr beliebt, und gefragt sind! Eine enge Zusammenarbeit und ein vertrauensvoller Umgang mit den TeilnehmerInnen, den ProjektpartnerInnen und dem BMLFUW liegen uns im Projekt besonders am Herzen und sind in allen Umsetzungsschritten von höchster Priorität!